Käfer Marktküche in der Schrannenhalle:Markt à la minute

Lesezeit: 3 min

Stimmiges Ambiente, aufmerksame Bedienungen, exotische Kombinationen: Die "Käfer Marktküche" ist luftig platziert auf der Empore unter dem hohen Dach der Schrannenhalle. Was überrascht: Die Rechnung fällt für die gebotene Qualität moderat aus.

Paula Morandell

Lebensmittelmärkte unter freiem Himmel, Großmarkthallen mit ihrem geschäftigem Betrieb schon im Morgengrauen - diese Orte üben eine spezielle Faszination aus. Das merkt man allein daran, dass in so gut wie jeder touristisch interessanten Stadt dem Besucher ein Spaziergang über den Marché, Basar oder Mercato nahegelegt wird, um sich einen hundertprozentig authentischen Eindruck von Antibes, Izmir oder Palermo zu verschaffen. Nicht zu reden vom Markt als - etwas abgenutzte - Filmkulisse, wenn es um die Mixtur aus großstädtischen (Halbwelt-)Gestalten und Grünzeug vom Lande geht.

Speisen auf der Empore: Von der Käfer Marktküche haben die Gäste freien Blick in die Schrannenhalle. (Foto: Stephan Rumpf)

In München ist der Viktualienmarkt bei Touristen beliebt, unter Einheimischen gilt er nicht immer ganz zu recht als heillos überteuert, und seit es mit der Schrannenhalle ein gutes Ende nahm, hat die Stadt neben dem bayerisch aufgemachten Pschorr ein echtes Marktlokal: die K äfer Marktküche, luftig platziert auf der Empore unter dem hohen Dach der Schranne.

Im gastronomischen Reich von Michael Käfer wird nichts dem Zufall überlassen, das gehört zum Qualitätsanspruch und schließt die dekorativen Aspekte mit ein. Es wäre erstaunlich gewesen, hätte sich die Käfer'sche Abteilung Inneneinrichtung nicht herausgefordert gefühlt, am neuesten Standort eine bis ins Detail ausgetüftelte Marktszenerie zu schaffen, die echter aussieht als die Pariser Hallen in dem Kinoklassiker Irma la Douce: Bistrobesteck mit dunklen Griffen, gemaserte Schüsseln für den Salat, die Stoffservietten sind kariert, die Speisekarten an einer Art Gerippe aus Holzspänen befestigt.

Das ist schon fast zu stimmig, es fehlt ein kleiner Bruch in dem präzise umgesetzten Konzept - andererseits, man sitzt einfach angenehm an den Holztischen, auf den gepolsterten Bänken, den Stühlen mit Filzauflage. Und die Krokusse sind natürlich auch echt.

Was die überaus freundlichen und aufmerksamen Bedienungen aus der offenen Küche an die Tische brachten, war fast immer überzeugend. Die Zubereitung à la minute auf den zischenden Herdplatten im abgeteilten Kopfbereich des Lokals garantiert die Frische, die ein Marktrestaurant auszeichnen muss. Bei den Vorspeisen listet die Karte exotische Kombinationen wie Schwarzwurzelcremesuppe mit Zimtcroûtons auf, wer Bodenständiges wie Grießnockerl bevorzugte, konnte sich an einer kräftigen Rindsbrühe mit flaumiger Einlage erfreuen (jeweils 6,50 Euro).

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Sättigend wie ein Hauptgericht - und beliebt bei den zahlreich versammelten jungen Müttern mit Kinderwagen und schlanker Figur - sind die Salate. Beim "Marktsalat mit Hendl" (11,80) waren die Geflügelstücke mit pikanter Kruste fast zu kurz gebraten, die zart grünen Blätter und Blättchen aber auf das sorgfältigste von laschen Exemplaren befreit, dazu aromatische Tomaten, spiralig gedrehte Karottenstreifen - eine bunte Schüssel voll echter Rohkost, wahlweise auch ohne Fleisch (7,50). Nur bei den Croûtons sollte sich die Küche auf die Variante "bissfest" verlegen, diese hier waren schlicht steinhart.

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Bei den Hauptgerichten waren Garnelen und Bärenkrebse jeweils perfekt gebraten (16,50 und 19,80), der grasgrüne Petersilienrisotto als Beilage einen Hauch zu weich geraten, aber das machte die überraschend erfrischende Kräuternote locker wieder wett. Die zarte, saftige Tagliata vom Rind mit Rucola (15,80) ging nicht als leichtes Mittagessen durch, weil ein großzügiger Klacks Aioli auf dem gegrillten Fleisch lag - und da kam wieder der Korb mit den drei Brotsorten ins Spiel, bestens geeignet zum Auftunken der Sauce.

Das Kotelett vom Schwarzen Schwein mit Paprika, halbierten kleinen Kartoffeln und Perlzwiebeln (16,50) klang nach Hausmannskost, ein Warmmacher im eisigen Januar - leider lag das Gericht nicht dampfend, sondern lau auf dem Teller. An Überlastung des Personals konnte es nicht liegen, gerade an jenem Tag war die Marktküche nicht so voll wie sonst.

Dass Käfer ausgesuchte Weine serviert, versteht sich von selbst, für die Mittagspause zum Beispiel einen fruchtigen Brancaia Tre aus der Toskana oder spanischen Verdejo (die 0,2-Karaffe 9 beziehungsweise 6 Euro). Abends schließt das Lokal schon um 20 Uhr - wem es das nachmittägliche Arbeitspensum erlaubt, wohlig satt, möglicherweise sogar etwas träge vom Lunch ins Büro zurückzukehren, dem seien die Nachspeisen ans Herz gelegt: der traumhaft blättrige Topfenstrudel mit schmelzender Füllung (3,90), das Makronenaroma im Mandel-Tiramisu (4,20).

Wer die Rechnung verlangt, wird feststellen, dass sie für die gebotene Qualität moderat ausfällt - und in einem hübschen Klemmbrett aus Obstkistenholz steckt. Filmreif.

Käfer Marktküche, Viktualienmarkt 15, Telefon 238887828, www.schrannenhalle.de, geöffnet Montag bis Samstag von 9 bis 20 Uhr, Keine Reservierung möglich

© SZ vom 02.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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