Iranisches Kulturfest:Salz der Schwere

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Der preisgekrönte Autor Mahmud Dowlatabadi. (Foto: Stephan Wallocha)

Das zweite Iranische Kulturfest stellt in München Autoren, Filmemacher und Bands vor. Trotz der oft schwierigen Verhältnisse in ihrer Heimat finden die Künstler verschlungene Wege, um sich auszudrücken.

Von Sara Maria Behbehani

"Ich komme vom Rande der Salzwüste, ich schreibe am Abgrund der Welt, ich zweifle . . .", schreibt Mahmoud Dowlatabadi, einer der bedeutendsten Schriftsteller iranischer Gegenwartsliteratur. In seinem preisgekrönten und in Iran verbotenen Roman "Der Colonel" beleuchtet er die Umwälzungen Irans im Zuge der Islamischen Revolution 1979 und schildert den Untergang und Zerfall einer Familie.

Den Zweifel, das Gefühl, Kunst am Abgrund der Welt zu schaffen, mögen manche der Vertreter aus Literatur, Theater, Film und Musik teilen, die im Zuge des zweiten Iranischen Kulturfests Anfang März nach München kommen. Trotz der oft schwierigen Verhältnisse in Iran finden die Künstler verschlungene Wege, um sich auszudrücken.

So ist ein eigener, unverkennbarer Stil des iranischen Kinos entstanden, das vermehrt internationale Aufmerksamkeit erhält und dessen Filme beim Kulturfest in Anwesenheit der jeweiligen Regisseure vorgestellt werden. So werden beispielsweise Werke des einflussreichen Regisseurs Nasser Taghvais gezeigt, dessen Dokumentarfilm Tamrin-e Akhar (Die letzte Übung) gemeinsam mit einer Lesung Dowlatabadis den Auftakt des Fests bildet.

Der iranische Untergrund, der zurzeit einen Boom gegen die konservative Obrigkeit erlebt, hat eine rebellische Musikszene hervorgebracht. Raam ist dabei ein Künstler, der es aus Teherans Untergrund heraus zu nationaler Bekanntheit brachte und aufgrund von Repressionen das Land verließ. Er tritt in München ebenso auf wie das Hezarawaz Ensemble, das im Gegensatz zu ihm traditionelle persische Volksmusik macht.

Eine Ausstellung junger Fotografen zeigt Iran als Land der Kontraste zwischen Tradition und Moderne, während die Bilder eine mutige Gratwanderung zwischen Erlaubtem und Verbotenem darstellen. So bietet das Fest einen Einblick in die iranische Zeit- und Kulturgeschichte und vermittelt die Komplexität einer hierzulande weitgehend unbekannten Gesellschaft - etwa wie der Rand der Salzwüste.

2. Iranisches Kulturfest, bis Sonntag, 6. März, Gasteig/Neues Maxim, 089/54818181

© SZ EXTRA vom 01.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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