Strauß alias Schleich:"Gewusst, wo wir draufhauen müssen"

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Auf Wolke sieben ärgert sich Franz Josef Strauß alias Helmut Schleich, dass er auch nicht als Kabarettist auf der Wiesn anzapfen darf.

Thomas Becker

Heuer feiert die Wiesn 200. Geburtstag - Anlass für viele schöne Jubiläums-Ideen. Unter anderem wollte der Kabarettist Helmut Schleich im "Herzkasperl-Kulturzelt" von Wirt Josef "Beppi" Bachmaier als Franz Josef Strauß das erste Bierfass anzapfen - ein Gedanke, der im Stadtrat offenbar keine Begeisterungsstürme auslöste. Ein Gespräch mit Franz Josef Strauß alias Helmut Schleich.

Der Schauspieler Helmut Schleich schlüpft immer wieder in die Rolle des verstorbenen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß, wie hier während des traditionellen Starkbieranstichs am Nockherberg im März 2010. (Foto: AP)

SZ: Herr Schleich, äh, Herr Ministerpräsident Strauß, müssen Sie Ihr Anzapf-Trainingslager jetzt schon wieder abbrechen?

Strauß: Kein Mitglied der Familie Strauß hat es jemals nötig gehabt, für ein Bierfassanzapfen vorher in ein Trainingslager zu gehen - so wie der Münchner Oberbürgermeister. Wir haben immer gewusst, wo wir draufhauen müssen, damit unten der Gerstensaft rauskommt.

SZ: Bei wie viel Schlägen steht denn der familieninterne Rekord?

Strauß: In der Regel habe ich immer mit einem Schlag den Nagel auf den Kopf getroffen, so habe ich das auch bei Bierfesten immer gehalten. Wahrscheinlich ist es die Angst dieses das dahergelaufene Schwabinger Zigarettenbürscherl Ude, dass er mit seinen zwei Schlägen hinter mir zurück bleiben könnte.

SZ: Wenn der Ur-Ministerpräsident, der Ministerpräsident aller Ministerpräsidenten, nicht die 200. Wiesn anzapfen darf, ist das nicht Blasphemie?

Strauß: Ich bin ja nicht nur der Ur-Ministerpräsident. Ich bin ja, wenn es nicht so dumm klingen würde, die Mutter aller bayerischen Herrscher. Ein König aus dem Volk, für das Volk. Wenn man mir posthum das Anzapfen verbietet, dann kann ich nur sagen: Da legt man sich mit dem Falschen an. Quod licet Iovi, non licet bovi.

SZ: Da stimmen einfach die Werte nicht mehr, nicht wahr?

Strauß: Ich selbst habe ja auf dem Oktoberfest nie damit hinterm Berg gehalten, dass ich im Maßkrug immer lieber Champagner als Bier gehabt habe. Ich werde jederzeit bereit sein, mir auf der Wolke sieben eine Flasche Champagner zum Anstich aufzumachen. Und wenn dann etwas daneben geht und es regnet am Wiesn-Anstich, dann darf man sich als Münchner Stadtspitze über nichts beschweren.

SZ: Nun ist Ihr, nun ja, man muss sagen: Ihr Nachfolger Horst Seehofer...

Strauß: ...Seehofer ist nicht mein Nachfolger, sondern der Insolvenzverwalter der CSU.

SZ: Dieser Insolvenzverwalter darf nun noch nicht mal die Wiesnkapelle dirigieren, was schon Krethi & Plethi vergönnt war.

Strauß: Wer eine Kapelle dirigieren will, muss natürlich auch wissen, wie man mit dem Dirigentenstab umgeht. Und wenn der Seehofer die Kapelle so dirigiert wie er die bayerische Landespolitik führt, dann ist es vielleicht besser, wenn er vom Dirigieren auf dem Oktoberfest absieht.

SZ: Aber irgendjemand muss ja jetzt anzapfen. Dieser ewige Ude - das kann man ja nicht mehr sehen. Gibt es denn in Ihrer Familie jemanden, der des Zapfens mächtig ist?

Strauß: Also meine Tochter ist höchstens des Verzapfens von Halbwahrheiten mächtig, und meine Söhne? Dass die anzapfen, sollte man der Öffentlichkeit besser vorenthalten. Aber ich stehe nach wie vor zur Verfügung. Es wird auch eine Zeit nach Ude geben, und dann werde ich immer noch posthum in der Lage sein, ein Fass Bier mit einem Schlag anzuzapfen, dass es eine Art hat. Notfalls mit König Ludwig II., mit ihm wäre ich jederzeit bereit, das historische Oktoberfest so zu eröffnen, wie es dem Anlass angemessen ist.

SZ: Na, da freuen wir uns aber drauf.

Strauß: Und da ich ja seit mehr als 20 Jahre als mein Geist vorhanden bin, kann es mir auch ein Herr Ude nicht verbieten, über das Oktoberfest zu schweben und präsent zu sein, ohne dass man mich sieht.

© SZ vom 01.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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