Haar/Trudering:Aus dem Takt geraten

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Zweite Stammstrecke bringt Nachteile für S4 und S6 mit sich

Im Münchner Osten formiert sich breiter Protest gegen Verschlechterungen bei der S-Bahn-Anbindung. Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) hat das bayerische Verkehrsministerium angeschrieben und beklagt, dass der jüngste Fahrplanwechsel Einschränkungen mit sich gebracht habe. Vor allem aber kritisiert sie das nach dem Ausbau der zweiten Stammstrecke vorgesehene Betriebskonzept auf dem Ostast der S 4 und S 6, das einen Abschied vom Zehn-Minutentakt vorsieht. Sie pocht auf Langzüge und ein besseres Angebot auch nachts.

Der Weckruf aus Haar kommt in einer Zeit, in der alles über den dringend notwendigen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) spricht. Mehr S-Bahnen sollen verkehren, in dichterer Taktfolge. Außerdem sollen vor allem viele neu geschaffene Buslinien auf Tangentialrouten die Bevölkerung dazu bringen, auf den ÖPNV umzusteigen. Nun ruft Müller in Erinnerung, dass das größte Infrastrukturprojekt im Großraum München schon immer Kritik auf sich zog, weil es nicht für alle S-Bahnäste Verbesserungen versprach. Was die Kritiker der Milliardeninvestition seit Langem anführen, wird jetzt konkreter: Der mittlerweile vorliegende Betriebsplan für S 4 und S 6 sieht tatsächlich vor, mit Eröffnung der zweiten Stammstrecke im Jahr 2026 von einem jetzt partiell im Berufsverkehr zumindest verwirklichten Zehn-Minuten-Takt auf einen durchgängigen 15-Minuten-Takt umzustellen. Müller hält das nicht für akzeptabel, das passe nicht in die Zeit. Sie fordert deshalb Korrekturen an den Plänen. Und die sieht man mancherorts als glatten Affront. Vor allem auch stößt auf Unverständnis, dass auf Langzüge auf dem Ostast der S 4 und S 6 verzichtet werden soll, mit dem Argument, dass dort "vergleichsweise wenig Verkehrsaufkommen" herrsche. Der Bezirksausschuss Trudering-Riem hat vor allem deswegen bereits im Dezember eine Protestnote an die Stadtverwaltung geschickt, verbunden mit der Aufforderung, zu erläutern, wie man dazu komme, dass dort weniger Fahrgäste unterwegs seien als im Durchschnitt im MVV-Gebiet. Haars Bürgermeisterin hält die S 4/S 6 für eine der "am stärksten frequentierten S-Bahnstrecken". Haar sei ein Knotenpunkt. Als letzte Haltestelle des Innenraums weise der Bahnhof hohe Ein- und Aussteigezahlen auf. Wichtige tangentiale Buslinien endeten in Haar. Müller will deshalb mit den Truderinger Lokalpolitikern über Verbesserungen beraten.

© SZ vom 16.01.2018 / belo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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