Glasfaserausbau:Abgehängt

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Bürger beklagen lahmes Internet in Waldtrudering und Riem

Von Renate Winkler-Schlang, Trudering

Ein Generaldirektor einer Firma, drei Tage die Woche in ganz Europa unterwegs, zwei Tage arbeitet er von daheim aus. Er hat Videokonferenzen, muss direkt auf den Firmen-Server zugreifen. Doch sein Zuhause liegt in Waldtrudering und damit, was die Erschließung mit Glasfaserkabeln und dem schnellen Internet anbelangt, in einer Servicewüste. Noch, so erklärte der Mann dem Bezirksausschuss Trudering-Riem, komme er mit 50 Megabit aus, doch im nächsten Jahr rüste seine Firma die Computersysteme auf, damit sie steigenden Sicherheitsanforderungen genügen. "Ab dann werde ich sehr große Probleme mit meiner Bandbreite bekommen", erklärte er und konnte es kaum verstehen: Fast alle seiner 80 Mitarbeiter lebten in viel weniger dicht besiedelten Gebieten in den verschiedensten Staaten von Europa: "Sie alle haben Zugang zu mindestens 200 Megabit." Auch in Bayern sei Glasfaser in fast allen ländlichen Gebieten bis 2020 zugänglich.

Der Mann aus Waldtrudering hat sich mit seinem Anliegen schon an einige Stellen gewandt: an M-Net und an Oberbürgermeister Dieter Reiter, an die Stadtratsfraktionen von CSU und SPD. Reiter und die CSU hätten zwar geantwortet, doch nicht gerade befriedigend für ihn: Momentan liege für das Gebiet, in dem er wohne, nicht einmal ein Planungszeitraum für die Verlegung von Glasfaser vor. Der Bezirksausschuss solle sich nun wenigstens dafür einsetzen, dass er zumindest ein Datum genannt bekomme, wann er mit Glasfaser rechnen könne. Dann könne er für die Übergangszeit planen, etwa einen kleinen Büroraum in einer der Anrainergemeinden Münchens mieten. Er finde diesen Zustand im Übrigen "beschämend" für München.

Der Bezirksausschuss sah das ebenso: Es sei "überfällig", dass die Stadt als Eigentümerin der für den Glasfaserausbau zuständigen Stadtwerke hier wenigstens "eine klare Ansage" fordere, wann Trudering-Riem erschlossen werde. Der Bezirksausschuss empfehle dringend, hierzu auch auf die Fördermöglichkeiten des Freistaates zurückzugreifen - was die Stadtwerke München bisher abgelehnt hätten.

Ein zweites Bürgerschreiben mit ähnlicher Stoßrichtung erreichte den Bezirksausschuss aus der Graf-Lehndorff-Straße in Riem: Hier sei beim wenig zeitgemäßen DSL 16 leider Schluss. Man habe sie wohl vergessen, so eine Bürgerin, denn sie habe erfahren, dass die gegenüberliegende Galopprennbahn sehr wohl über einen VDSL-Anschluss verfüge und unweit ihres Hauses einer dieser neuen mannshohen Verteilerkästen stehe. Es könne daher durchaus sein, dass ihr Anschluss keines allzu großen technischen Aufwands bedürfe. Das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung habe sie an die Telekom verwiesen, doch da habe sie noch keinen passenden Ansprechpartner für ihr Anliegen gefunden. Auch dieses Bürgerschreiben leitete der Bezirksausschuss jetzt mit der Bitte um Hilfe für die Bürgerin an die Stadt weiter.

© SZ vom 04.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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