Diskussion in Mammendorf:Starker Gegenwind

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Allein auf Moorenweiser Flur liegt die Hälfte der Flächen, die für den Bau von Windrädern geeignet ist. Die Gemeinde will das nicht hinnehmen und fordert, auch kleinere Standorte zuzulassen.

Gerhard Eisenkolb

Es zeichnet sich ab, dass einige Gemeinden im Landkreis das interkommunale Standortkonzept für Windkraftanlagen nicht mittragen werden. Das ist am Mittwochabend bei der Vorstellung der zwischen den 22 Bürgermeistern der beteiligen Kommunen und dem Landratsamt abgestimmten Planung im Bürgerhaus in Mammendorf deutlich geworden. Gefordert wurden Änderungen der Standortkriterien, um so eine bessere Verteilung der Rotoren zu erreichen. Die Tatsache, dass allein rund die Hälfte der für den Bau von Windrädern vorgesehenen Gesamtfläche von etwas mehr als 2000 Hektar auf die Gemeinde Moorenweis entfällt, wird dort als Affront empfunden.

Wo es irgendwie weht, wird gebaut: Windkraftanlage in Oberfranken. (Foto: David Ebener/dpa)

"So geht das nicht", stellte Bürgermeisterstellvertreter Michael Vogt enttäuscht fest. Da dies in Moorenweis nicht zu vertreten ist, wird sich die Gemeinde laut Vogt "vehement" wehren. Vogt verwies darauf, dass in der Kommune schon jetzt mit Fotovoltaikanlagen ein Überschuss an Strom erzeugt werde. Nun soll man auch noch die Hauptlast der Windräder tragen. Laut Landrat Thomas Karmasin gibt es in diesem Fall nur eine "Notbremse", Moorenweis muss aus der interkommunalen Zusammenarbeit aussteigen und eigene Wege gehen. Es werde keine Planung geben, gegen die sich die Gemeinde wehren müsse. Umgesetzt werde nur, was der Gemeinderat wolle und selbst beschließe.

Mit der Konsequenz, dass dann Investoren über die Privilegierung von solchen Rotoren ohne Mitsprache von Kommunalpolitikern auf den geeigneten Flächen in Moorenweis nach Gutdünken bauen können. Das könnte sich als das größere Übel erweisen. Karmasin erinnerte daran, dass in einer Stadt wie Germering selbst ein Wertstoffhof auf Münchner Flur errichtet werden muss. Zudem habe Moorenweis nun mal viel Wald und keine Hochhäuser.

Widerstand wurde auch aus Oberschweinbach angekündigt, dessen Bürger befürchten, in allen vier Himmelsrichtungen Windräder vor die Nase gesetzt zu bekommen. Wie es hieß, sei Oberschweinbach "gefühlsmäßig" ebenso betroffen wie Moorenweis. Eva Magotsch, ehemalige Regionalplanerin und Gemeinderätin aus Jesenwang, bekannte, "diese Vorstellung macht mich ratlos". Ihr fehle eine zusammenfassende Aufklärung. Angesichts vieler Unwägbarkeiten wisse sie als Kommunalpolitikerin nicht, "was Fakt ist".

Nach dem Landkreiskonzept sollen 18 Flächen, auf denen mindestens drei Windräder errichtet werden können, als Standorte für Rotoren ausgewiesen werden. Zwei kleinere Flächen liegen an der Landkreisgrenze im dicht besiedelten Osten, der Rest im westlichen Landkreis. Nach "vorsichtiger" Einschätzung des Stadtplaners Hans Brugger, könnten dort wohl 43 Windkraftanlagen entstehen, die in der Lage wären, die Hälfte der Strommenge zu erzeugen, die zurzeit im Landkreis verbraucht wird. Auf der Grundlage dieses Konzeptes sollen die beteiligten 22 Kommunen - nur Althegnenberg macht nicht mit - gemeinsame Standorte ausweisen.

Die Schwierigkeit liegt darin, dass sich in den nächsten Monaten alle Gemeinden auf einheitliche, für den gesamten Landkreis gültige Kriterien einigen müssen. Brugger war bemüht, die Kritik zu relativieren. Er sagte, er sei für jede Anregung dankbar, schließlich sei man im weiteren Verfahren auf "Anregungen angewiesen", um eine gemeinsame Basis zu finden.

Die Moorenweiser wollten sich nicht in die Ecke der Nein-Sager stellen lassen. Bürgermeister Joseph Schäffler regte an, auch kleinere Standorte zuzulassen. Die Mindestgröße der Konzentrationsflächen wurde mit zehn Hektar festgelegt, um zu verhindern, dass das Landschaftsbild mit einzelnen Windrädern "verspargelt" wird. Einzelne Rotoren ließen sich auch in Großgemeinden im Osten errichten. Wolfgang Frey vom "Zentrum Innovative Energien" (Ziel 21) regte an, zur Entlastung von Gemeinden wie Moorenweis als zusätzliches Standortkriterium die Distanz zum Stromverbraucher aufzunehmen.

Der Mammendorfer Bürgermeister Johann Thurner schlug vor, ebenfalls zur Entlastung von Moorenweis, auf den großen Flächen die Zahl der Windräder zu begrenzen. Ein Projektentwickler für Windkraftanlagen warnte vor Fehlern bei der Standortwahl. Entscheide man sich gegen die windreichsten Höhenlagen, führe eine nur um zehn Prozent geringere Windstärke zu 30 Prozent weniger Stromertrag. Wie er meinte, seien für den Landkreis außer kleineren Stadtwerken wohl keine Investoren zu finden. Albert Tibudd (Kottgeisering) fordert, Stimmung für erneuerbare Energien zu machen, nicht dagegen. Er warb für ein leistungsstarkes Windrad auf dem ehemaligen Fernsehturm bei Schöngeising. Eine solche Anlage könnte mehrere kleine ersetzen. Wiederholt wurde gefordert, auch Einzelanlagen zu bauen.

© SZ vom 12.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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