Ausbau der Lindauer Autobahn:Zweifel an Verkehrsprognose

Lesezeit: 2 min

Zum sechsspurigen Ausbau der Lindauer Autobahn sind 320 Einwendungen von Privatleuten eingangen. Eine Germeringer Interessengemeinschaft befürchtet, dass der geplante Lärmschutz nicht ausreichend ist.

Petra Fröschl

Viele Anlieger der Lindauer Autobahn zweifeln an den Zahlen zur Verkehrsentwicklung bis 2025, die die Autobahndirektion Südbayern beim Ausbau der A 96 den damit einhergehenden Lärmschutzmaßnahmen zugrundelegt. Auf 19 Seiten haben sie Einwände gegen das Planfeststellungsverfahren formuliert, die sie, flankiert von einer 18-seitigen Unterschriftenliste, bei der Regierung von Oberbayern einreichten. Eine Forderung der Interessengemeinschaft (IG) ist es, die geplante Galerie zu einer "Komplettüberdeckelung" auf beide Fahrtrichtungen auszudehnen und sie nach Westen zu verlängern.

Die Lindauer Autobahn (A 96) bei Unterpfaffenhofen. (Foto: Johannes Simon)

Bis 9. August hatten Privatleute und Behörden die Möglichkeit, gegen den sechsspurigen Ausbau der A 96 zwischen Germering-Süd und Oberpfaffenhofen Einwände vorzubringen. Während das Landsratsamt nichts zu beanstanden hatte, gingen 320 Einwendungen von Privatleuten ein. Auch die von der "IG Lärmschutz an der A 96 in Germering" um Josef Bronold, die von vielen Anwohnern unterstützt wird: Seit Juni trafen sich Bronold und die Vertreter mehrerer Eigentümergemeinschaften zu zahlreichen Sonntagsrunden, um ihre Vorbehalte zu formulieren. "Ja, in dem Papier steckt viel Arbeit", sagt Klaus Dieter Schmidt aus der Pestalozzistraße.

Wie aus dem Einspruch hervorgeht, halten die Anwohner die Verkehrsprognose der Autobahndirektion für "extrem an der unteren Erwartungsgrenze angesetzt". Es sei nicht nachvollziehbar, dass der Verkehr bei Germering von 2010 (durchschnittlich 71 508 Fahrzeuge in 24 Stunden) bis 2025 (78 700 Fahrzeuge) nur um 10,07 Prozent (0,67 Prozent im Jahr) ansteige, wo er doch zwischen 2006 und 2010 bereits um elf Prozent (2,5 Prozent im Jahr) zunahm. Außerdem sei in den Unterlagen nicht plausibel erklärt, warum der Anteil des Lastwagenverkehrs von 2009 auf 2011 gesunken ist (von 10,7 auf 6,1 Prozent am Tag und von 15,3 auf 10,7 Prozent in der Nacht). Das von der Stadt Germering beauftragte Ingenieurbüro habe die Zahlen zwar bestätigt, doch die Anwohner bitten darum, sie von einem weiteren Büro untersuchen zu lassen.

Durch die Entwicklung der Gewerbegebiete in Gilching und Oberpfaffenhofen, die Westumfahrung Starnberg und das Bevölkerungswachstum im attraktiven Fünfseenland sei damit zu rechnen, dass sich der Trend von 2,5 Prozent Verkehrszunahme im Jahr fortsetzt. "Wir können nur einer Lösung zustimmen, die nachhaltig und effektiv ist und nicht schon nach fünf, sechs Jahren wieder zu Überschreitungen der Grenzwerte führt", so Bronold. Er kritisiert, dass viele Kennzahlen in den Unterlagen nur schwer aufzuspüren waren; einige Zukunftswerte seien schon in den Jahren 2008 und 2009 genannt worden.

Um die Bevölkerung, aber auch Vögel, Fledermäuse und andere Tiere besser zu schützen, fordern die Anwohner, die 965 Meter lange Galerie zu einer Komplettüberdeckelung in beide Fahrtrichtungen auszuweiten und bis zum Freibad und über den Bereich des Waldfriedhofs hinauszuführen. Schließlich seien auch der Friedhof mit seinen alten Bäumen, Freibad, Golfplatz und Kreuzlinger Forst schützenswerte Naherholungsgebiete. Des weiteren seien die beiden Rastplätze, die laut der Planung ja stark vergrößert werden sollen, mit effektivem Sicht- und Lärmschutz auszustatten und zu begrünen, weil viele Bäume und Sträucher wegfallen. Beim südlichen Rastplatz seien Eingriffe in den Bannwald unbedingt zu vermeiden.

Vehement wehren sich die Anwohner dagegen, die Brücke, die von der Otto-Wagner-Straße zum alten Kasernengelände führt, abzureißen und 50 Meter weiter westlich wieder aufzubauen. Das wäre eine zusätzliche Belastung für die Bürger, außerdem fielen viele Parkplätze weg und mit mehr Schleichverkehr nach Gilching sei zu rechnen. Laut Stadtbaumeister Jürgen Thum kann die Brücke aus Sicht der Stadt an ihrem jetzigen Standort bleiben, denn das Kasernengelände sei auch über einen anderen Weg von Rettungsfahrzeugen erreichbar. Mit der Viktoria-Gruppe, die als Besitzer des Tanklagers aus Gründen des Katastrophenschutzes nicht auf die Brücke verzichten will, müsse jedoch die Autobahndirektion verhandeln.

Wir hoffen, dass unsere Bedenken gehör finden und der Erörterungstermin mit der Regierung wirklich in Germering stattfindet", sagt Klaus Dieter Schmidt. "Unser großer Wunsch ist es, dass bald zum Spaten gegriffen wird."

© SZ vom 21.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: