Freiwillige Feuerwehr:Hilfe, es brennt!

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Bei der Freiwilligen Feuerwehr kann es schnell stressig werden. (Foto: Robert Haas)

Bei der Feuerwehr geht es heiß her. Und zwar nicht nur, wenn Brände gelöscht und Leben gerettet werden müssen. Jetzt will die Freiwillige Feuerwehr ihre Führungskräfte besser in Konfliktmanagement schulen.

Von Florian Fuchs

Manchmal brennt es auch bei der Feuerwehr. Eigentlich sind die Einsatzkräfte ja dafür da, bei anderen Flammen zu löschen und damit unter Umständen sogar Leben zu retten. Aber Einsatzkräfte sind auch nur Menschen, sie arbeiten im Team. Und wenn Menschen zusammenarbeiten, kann es knirschen. Dann gibt es ab und an Ärger. "Dann brennt es", wie Andreas Igl es ausdrückt, der Geschäftsführer der Freiwilligen Feuerwehr München. Er meint das im übertragenen Sinn.

Wenn es Streit gibt in der Freiwilligen Feuerwehr, sind die Einsatzkräfte froh, dass Karl Kreuser ihnen hilft. Der Experte für Konfliktmanagement arbeitet für die Feuerwehr ehrenamtlich als Mediator und schult gleichzeitig die Abteilungschefs, um Führungskompetenzen zu vermitteln. "Know-how in Personalführung wird auch im Ehrenamt immer wichtiger", sagt Geschäftsführer Igl.

22 Abteilungen mit 912 Mitgliedern

Die Freiwillige Feuerwehr befindet sich deshalb in Gesprächen mit der Stadt München. Ähnlich wie die Berufsfeuerwehr wollen die Ehrenamtlichen ihre Mitglieder künftig besser im Konfliktmanagement schulen. "Die Stadt investiert wahnsinnig viel in unsere Ausrüstung und Infrastruktur", sagt Igl, "jetzt müssen wir auch mehr in unsere Leute investieren."

Über das Stadtgebiet verteilt hat die Freiwillige Feuerwehr 22 Abteilungen mit 912 Mitgliedern. Jeder Abteilungsführer leitet je nach Größe seiner Einheit 30 bis 60 Leute an. Wer in einem Betrieb Personalverantwortung für so viele Mitarbeiter hat, ist meist dafür ausgebildet worden. Er hat Seminare besucht, Fortbildungen absolviert. "Im Ehrenamt ist das meist nicht so", sagt Thomas Lommer, Chef der Abteilung in Harthof. "Da muss man auf einmal machen und dann sehen, wie man zurecht kommt."

Lommer kann aus eigener Erfahrung sprechen. Der 40-Jährige ist vor zehn Jahren in Harthof zum Abteilungsführer ernannt worden, ihm macht die Aufgabe großen Spaß. Aber auch in seiner Abteilung hat es schon geknirscht, und zwar zwischen der Abteilungsführung und einem Mitglied. Es gab unterschiedliche Ansichten, es gab böse Sprüche und missverstandene E-Mails. Die gesamte Abteilung, erzählt er, sei hineingezogen worden in den Streit, was sich auch auf die Arbeit niedergeschlagen habe.

"Bei Einsätzen waren wir teilweise ziemlich wenige Leute, viele sind nur noch selten gekommen." Es war klar, dass etwas passieren musste: Die Abteilung Harthof rief Mediator Kreuser zu Hilfe. Er hielt den Streitparteien den Spiegel vor. Er machte ihnen klar, dass die Kontrahenten beide einen Teil der Verantwortung für die verfahrene Lage tragen.

Und er half Thomas Lommer auch einzusehen, dass er sich als Chef nicht um alles kümmern kann. Heute ist die Abteilung Harthof komplett neu strukturiert, verschiedene Teams kümmern sich selbstständig um verschiedene Bereiche. Die Teilnahme bei Einsätzen und anderen Veranstaltungen ist ausgesprochen hoch - die Abteilung läuft rund.

Seit 1998 arbeitet Kreuser ehrenamtlich für die Freiwillige Feuerwehr. Der selbständige Trainer und Berater war lange selbst beim Technischen Hilfswerk und engagiert sich deshalb gerne für ehrenamtliche Einsatzkräfte. Er begleitet dabei nicht nur Konflikte, er unterrichtet auch. Seine Seminare über Mitarbeiterführung und Führen in Konfliktsituationen sind inzwischen fester Bestandteil von Lehrgängen bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Auch im Ehrenamt, sagt Kreuser, müsse man auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren. Vor 30 Jahren hätten die Mitglieder einfach gemacht, was die Chefs gesagt haben. Heute hinterfragen sie die Entscheidungen. "Darauf müssen Abteilungsführer vorbereitet sein", sagt Kreuser. Sie müssen auch wissen, wie man speziell Ehrenamtliche führt. "Die Mitarbeiter hier sind ja alle freiwillig da. Das ist ein Unterschied zu einem Betrieb, in den die Leute auch gehen, um ihre Familien zu ernähren."

Pool von externen Trainern

Kreuser und Igl wollen die Ausbildung für Führungskräfte deshalb auf eine viel breitere Basis stellen. Die Stadt hat einen Pool von externen Trainern, mit denen sie ihre Beamten - auch von der Berufsfeuerwehr - auf Führungsaufgaben vorbereitet. Auf einen solchen Pool zurückgreifen zu können, schwebt Geschäftsführer Andreas Igl nun ebenfalls für die Freiwillige Feuerwehr vor.

Neben den Seminaren in der Ausbildung müsse es regelmäßige Fortbildungen und Schulungen geben. Es wäre auch ein Mittel, um Mitglieder zu werben und langfristig zu halten. "Es wäre ein weiterer Baustein, um den Leuten zu zeigen, dass sie bei der Freiwilligen Feuerwehr auch etwas lernen, das ihnen in ihrem Leben und ihrem Beruf zugute kommt", sagt Igl. Doch dafür bräuchte es mehr Ressourcen.

Die Freiwillige Feuerwehr benötige zum Beispiel eine neue Stelle für einen Mitarbeiter, der diesen Bereich der Personalentwicklung koordinieren könnte. Die Gespräche darüber mit der Stadt haben gerade erst begonnen. "Wir könnten eine Vorreiterrolle auch für andere Ehrenämter einnehmen", sagt Igl.

© SZ vom 11.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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