Moosburg:Kostenlos Parken mit der Sanduhr

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Wenn sie dabei eine Sanduhr ablaufen lassen, dürfen Kurzzeitparker ihre Autos künftig 15 Minuten kostenlos in Moosburg abstellen. (Foto: dpa)

Bis zu 15 Minuten können Autofahrer in der Innenstadt künftig gebührenfrei parken, wenn sie ein Stundenglas dabei haben.

Von Alexander Kappen, Moosburg

Wer mit dem Auto in die Moosburger Innenstadt fährt und nur kurz eine Besorgung machen will, kann davon ausgehen, dass die Kontrolleure kulant sind. Bis zu zehn Minuten kann man dort ohne Parkschein halten, erst dann, so heißt es aus der Stadtverwaltung, wird man von den Mitarbeitern der kommunalen Verkehrsüberwachung aufgeschrieben. Künftig liegt diese Kulanz nicht mehr im Ermessen der Parkwächter, sondern sie ist, wenn man so will, verbrieft. Und zwar durch eine Sanduhr.

Am Montagabend beschloss der Stadtrat auf Antrag der Freien Wähler (FW) mit 21:1 Stimmen, eine "Parksanduhr" für Kurzzeitparker einzuführen. Die Sanduhren werden mit einem Wappen der Stadt bedruckt und über die Marketing-Genossenschaft (MeG) für fünf Euro pro Stück verkauft. Man kann die Sanduhren mittels Saugnapf an der Seitenscheibe der Fahrertür befestigen. Bis der Sand durchgelaufen ist, dauert es 15 Minuten. Für diese Zeit ist das Parken kostenlos. In anderen Kommunen wie Volkach oder Bad Windsheim wurde das Sanduhr-Konzept "bereits erfolgreich eingeführt", erklärten die Freien Wähler in ihrem Antrag.

"Wir werden nicht vom ersten Tag an sagen: Juhu, jetzt schreiben wir alle ohne Sanduhr auf"

Die Kulanzzeit von zehn Minuten ohne Sanduhr am Fenster entfällt damit, wie Bürgermeisterin Anita Meinelt (CSU) auf Nachfrage von Grünen-Sprecher Johannes Becher sagte. Eine gewisse Eingewöhnungszeit werde man den Autofahrern aber schon gewähren, so Meinelt: "Wir werden nicht vom ersten Tag an sagen: Juhu, jetzt schreiben wir alle ohne Sanduhr auf." Wenn sich alles erst einmal eingespielt hat, ist die Sanduhr eine "eindeutige und ehrliche Regelung", schrieben die Freien Wähler. Mögliche Diskussionen mit den Parkwächtern nach dem Motto "Ich wollte doch nur schnell . . ." seien nicht mehr nötig. FW-Stadtrat Thomas Grundner bezeichnete das System am Montag als "Win-win-Situation für alle Beteiligten". Die Sanduhr sei gut "für die Kunden, die Geschäftsleute und die Stadt, ihr kommt ja der Verkaufserlös zugute".

Laut Beschlussvorlage der Verwaltung kosten 5000 Sanduhren 7200 Euro. Für die Hinweisbeschilderung und das Marketing sind weitere 1000 Euro fällig. Werden die Uhren für fünf Euro je Stück verkauft, bleibt unter dem Strich noch ein hübscher Betrag übrig. Erwin Köhler (UMB) hatte jedoch seine Zweifel, dass man tatsächlich 5000 Sanduhren benötige. Der Hersteller liefere die Sanduhren nicht in einer geringeren Stückzahl, hieß es aus der Verwaltung. "Kann man nicht von anderen Städten Restbestände kaufen, die sie nicht mehr brauchen?", fragte Köhler. "Nein, weil jede Stadt ja ihre eigene Beschriftung drauf hat", erklärte die Bürgermeisterin. Nach Auskunft der Verwaltung sollen die Sanduhren nun bestellt werden. Ab wann man sie erwerben kann, teilt das Rathaus noch mit.

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SPD-Fraktionssprecher Gerd Beubl fand insgesamt, "dass die Vorteile der Sanduhr überwiegen". Sie sei auch praktischer als die so genannte "Brötchentaste", mit der man sich am Parkautomaten ein kostenloses Kurzzeitticket lösen kann, "weil man dann nicht erst zum Automaten und wieder zurück muss". Die CSU sehe "jetzt nicht die absolute Notwendigkeit für die Sanduhr", sagte Fraktionssprecher Erwin Weber, "aber wir sehen auch den Vorteil, dass die Kulanz garantiert ist".

Stadtmarketingreferent Alfred Wagner (Grüne) meinte, die Sanduhr helfe nicht allen Geschäften. Bäckereien oder auch der von ihm betriebene Käseladen könnten davon profitieren, ein Bekleidungsgeschäft, wo man sich länger aufhalte, eher nicht. Er fand das Sanduhr-Modell "kurzfristig für den momentanen Zustand in Moosburg gut". Das entbinde aber nicht "von der Pflicht, die Stadt weiter zu sanieren, um sie attraktiv zu machen". Er liegt damit auf der Linie der Marketing-Genossenschaft. Diese fand in ihrer Stellungnahme die Sanduhr "aus Sicht der Kunden und Händler" unterstützenswert. Allerdings sei möglicherweise dadurch ein "vermehrter Parksuchverkehr" zu erwarten. Prinzipiell seien "Anstrengungen, die Aufenthaltsqualität im Zentrum zu erhöhen, weiterhin unverzichtbar".

© SZ vom 11.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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