Pendler in Not:Allmorgendliche Parkplatz-Lotterie

Pendler in Not: Wer zu spät kommt, stellt sein Auto auch mal schnell einfach in der Kurve ab. Das kann teuer werden.

Wer zu spät kommt, stellt sein Auto auch mal schnell einfach in der Kurve ab. Das kann teuer werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Kapazitätsgrenzen des Freisinger Park & Ride-Platzes sind überschritten. Wer nur etwas zu spät kommt, stellt sein Auto verboten ab oder verpasst die Bahn. Strafzettel gibt es trotzdem, schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht.

Von Eva Zimmerhof, Freising

Wer morgens mit der Bahn zur Arbeit fährt, kennt das Parkplatzproblem am Bahnhof nur zu gut und leidet regelmäßig. "Beim Park-and-ride-Platz sind die Kapazitätsgrenzen überschritten", räumt Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ein. "Das Einzugsgebiet für den Platz ist deutlich größer geworden."

Je nachdem, wie spät es schon ist, kurvt der Pendler daher mit seinem Auto mehr oder weniger panisch durch die asphaltierten Reihen, um zurück zum Schotterplatz zu fahren - und dort ebenfalls keinen Erfolg zu haben. Einige trauen sich in dieser Situation auf die tiefe Schlammwiese neben der Bogenschießanlage. Wessen Bahn jedoch in zehn Minuten abfahren wird, der parkt schnell die Bordsteinkante hoch auf einem Fleckchen Grün oder gleich in einer Kurve - und nimmt den Strafzettel in Kauf. Ein Blick gegen Mittag auf den völlig überfüllten Park-and-ride-Platz zeigt das Resultat dieser Verzweiflungstaten am Morgen.

"Verstöße kommen teuer", sagt die Pressesprecherin. Denn Falschparken wird nicht toleriert

"Mit Beginn der kalten Jahreszeit verschärft sich alljährlich die Situation auf dem Park-and-ride-Platz ", sagt die Sprecherin der Stadt, Christl Steinhart. Etwa 960 Stellplätze hat dieser, weitere 160 gibt es auf der Schotterfläche. Doch schon vor drei Jahren hieß es seitens der Stadt auf Anfrage der SZ, eine Lösung für das Problem ließe sich nicht "herbeizaubern". Konkrete Abhilfe ist noch immer nicht in Sicht, allenfalls ein Hoffnungsschimmer.

Nachsicht lässt die Stadt bei Fehlverhalten der Pendler dennoch nicht walten, so ist es vorgeschrieben. "Falschparken wird nicht toleriert, da es in der Vergangenheit wiederholt zu massiven Behinderungen des Linienverkehrs durch zugeparkte Kurvenbereiche gekommen ist", sagt Steinhart. Schließlich müssen die Busse ebenfalls durch die Parkreihen manövriert werden. "Verstöße kommen teuer", so die Sprecherin. "Nach den Vorgaben des Bußgeldkatalogs werden bis 30 Minuten zehn Euro, bis eine Stunde 15 Euro, bis zwei Stunden 20 Euro, bis drei Stunden 25 Euro und über drei Stunden 30 Euro fällig. Darüber hinaus fallen erhöhte Tarife für Behinderungen an." Unter Falschparken fällt das widerrechtliche Abstellen von Fahrzeugen ebenso wie Dauerparken. Zudem handeln Autofahrer auf eigene Gefahr, wenn sie auf der von Stadt gepachteten Wiese parken.

"Falls ein Auto stecken bleibt, ist derjenige, der in ein unbefestigtes Grundstück einfährt, selbst verantwortlich"

Pendler in Not: Nur die ganz Mutigen nutzen eine an den P&R -Platz angrenzende Wiese, um ihre Autos abzustellen. Wer hier stecken bleibt, muss selber sehen, wie er wieder rauskommt.

Nur die ganz Mutigen nutzen eine an den P&R -Platz angrenzende Wiese, um ihre Autos abzustellen. Wer hier stecken bleibt, muss selber sehen, wie er wieder rauskommt.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Die kleine Wiesenfläche ist nicht als Parkplatz ausgewiesen; falls ein Auto stecken bleibt, ist derjenige, der in ein unbefestigtes Grundstück einfährt, selbst verantwortlich", sagt Steinhart. "Wir können an die Bürgerinnen und Bürger nur appellieren, den Stadtbusverkehr zu nutzen, um sich die quälende Parkplatzsuche zu ersparen." Obwohl Teile der Fläche der Deutschen Bahn gehören, weist diese eine Verantwortung bezüglich einer Gestaltung von sich. "Für eine Erweiterung der Parkflächen an Regional- und S-Bahnhöfen sind die Städte und Gemeinden zuständig", sagt ein Sprecher. Rechtsgrundlage sei das mit der Privatisierung der Bahn verabschiedete Regionalisierungsgesetz. "Sollte die Stadt die Fläche umgestalten oder dort ein Parkhaus bauen wollen, müsste dies natürlich in Abstimmung mit der Bahn als Eigentümerin stattfinden."

Einzig die Aussage des Oberbürgermeisters, "es soll auf jeden Fall eine Verbesserung für Pendler geben. Ein Parkdeck ergibt sicherlich Sinn", lässt hoffen. Kostenlos werde das Parken nach einer Umgestaltung auf Dauer jedoch nicht bleiben. "Da wird man sich an andere Park-and-ride-Plätze anpassen, so Eschenbacher. In Hallbergmoos etwa kostet ein Tagesticket 50 Cent. Laut "Gesetz über den ÖPNV in Bayern" ist es Kommunen jedoch "freigestellt, ob sie Parkflächen bewirtschaften oder kostenfreies Parken anbieten".

Der OB hält ein Parkdeck für sinnvoll. Unklar ist jedoch, wann die Stadt in dieser Hinsicht aktiv wird

Unklar ist, wann die Stadt zur Tat schreiten wird. Die Kapazität der Park-and-ride-Anlage zu optimieren sieht der Stadtentwicklungsplan STEP 2030 vor, der bereits im Sommer 2014 vorgestellt wurde. Die Strukturuntersuchung hierzu laufe und befasse sich auch mit einem möglichen Parkhaus oder Parkdeck, sagt Steinhart. Zu den ersten Ergebnissen der Untersuchung, die auch die Bussituation hinter dem Bahnhof unter die Lupe nimmt, könne er nichts sagen, so Eschenbacher. Selbst einen Zeitraum, wann diese veröffentlicht werden soll, will er nicht nennen, "da es sonst wieder Kritik hagelt, wenn die Ergebnisse dann doch nicht im kommenden Jahr vorliegen". Es sei "demnächst" damit zu rechnen. Zumindest finanziell kann die Stadt wohl mit Unterstützung rechnen: Nach dem ÖPNV-Gesetz gewährt der Freistaat "Investitionshilfen" zum "Erwerb und zur Herrichtung von Parkflächen".

Vorerst empfiehlt die Stadt, notfalls in der Luitpoldanlage zu parken. "Das ist die einzige Fläche, die noch zur Verfügung steht", sagt Eschenbacher. Mit Blick darauf, dass dies laut Google Maps einen Fußweg von 15 Minuten bis zum Bahnhof bedeutet, sagt Steinhart: "Dann muss man eben früher losfahren, wenn man weiß, dass man zu einer bestimmten Zeit vielleicht keinen Parkplatz bekommt."

Überfüllt ist auch der Hallbergmooser Park-and-ride-Platz mit 614 Stellplätzen. Zu Spitzenzeiten bekämen viele Autofahrer hier keinen Platz mehr, sagt Michael Kirmayer, Abteilungsleiter für Sicherheit, Ordnung, Bildung und Soziales. "Es gibt das Problem, dass die angrenzenden Flächen nicht der Gemeinde gehören und eine Vergrößerung an den Grundstücksverhandlungen scheitert." Ein Parkdeck sei jedoch keine Option für Hallbergmoos, da der Platz, wenn er zu groß werde, wiederum neue Pendler aus der weiteren Umgebung anziehe.

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