Erich Irlstorfer (CSU):Für den Landkreis etwas bewegen

Lesezeit: 3 min

Er kann auch Festzelt: der CSU-Bundestagsabgeordnete Erich Irlstorfer auf der Moosburger Herbstschau. (Foto: Marco Einfeldt)

Erich Irlstorfer hat, "bei aller Nervosität", ein gutes Gefühl, dass er für die CSU wieder in den Bundestag einziehen kann.

Von Peter Becker, Freising

Sturmböen fegen über das Freizeitgelände am Kranzberger See hinweg. Noch scheint die Sonne, aber von Westen ziehen dunkle Wolken heran. Es sieht nach Regen aus, doch wer wieder Bundestagsabgeordneter werden will, darf nicht zimperlich sein. Erich Irlstorfer, der ein zweites Mal für die CSU in den Bundestag einziehen will, trifft sich am See mit einigen Kranzbergern. Sie erzählen, was sie alles planen, damit das Bestehen des Freizeitgeländes in zwei Jahren würdig gefeiert werden kann. Ein Piratenschiff zum Klettern soll her, ein Beachvolleyballfeld sowieso. Irlstorfer hört bedächtig zu, stellt hie und da Fragen. Die Wichtigste hat er sich bis zum Schluss aufgehoben. "Habt Ihr auch an die Behinderten gedacht?", fragt er in die Runde.

Es ist Irlstorfer zu glauben, dass er ganz in seiner Rolle als Mitglied des Gesundheitsausschusses aufgeht, dem er seit vier Jahren angehört. Sein früheres Leben ist wie umgekrempelt. Das als Abgeordneter resümiert er so: "Ich habe in meinem ganzen Leben nichts so gern getan wie das, was ich jetzt als Abgeordneter mache." Damit das so bleibt, muss Irlstorfer erst mal von den Landkreisbürgern wiedergewählt werden. Bei aller Nervosität vor so einer Wahl hat er ein gutes Gefühl. "Wir sind gut mit den Themen unterwegs", beurteilt er seinen Wahlkampf und den der CSU.

Gesundheitsthemen sind Irlstorfer auf den Leib geschneidert

Gesundheitliche Themen sind Irlstorfer auf den Leib geschneidert. Der 47-Jährige hat lange Zeit bei einer Krankenkasse im Außendienst gearbeitet. Damals, als er noch für die CSU im Freisinger Stadtrat saß und Volksfestreferent war. Die Inklusion, also die Beteiligung von Behinderten am öffentlichen Leben, liegt ihm besonders am Herzen. Viele redeten davon, aber die wenigsten praktizierten sie im Alltag. Als Beispiel nennt Irlstorfer eine Kollegin der Linken aus dem Bundestag. Dort habe sie schwadroniert, wie wenig die Inklusion umgesetzt werde. "Hinterher", erzählt Irlstorfer, habe er die Frau beiseite genommen und gefragt, ob sie in ihrem Büro Behinderte angestellt habe. Die Frau war baff und musste die Frage mit Nein beantworten. "Heute hätte ich sie öffentlich zur Rede gestellt", sagt Irlstorfer selbstbewusst. Er selbst beschäftigt Mitarbeiter mit Behinderung.

SZ-Serie "Mein Freising"
:Mit Benedikt in die Dombibliothek

Erich Irlstorfer stört sich nur an den Mehrheitsverhältnissen im Stadtrat.

Interview von Angie Fuchs

Als aktueller Bundestagsabgeordneter hat der 47-Jährige natürlich einen gewissen Bekanntheitsgrad. Der verschafft ihm einen Vorsprung vor seinen Mitbewerbern. Vielleicht kennen ihn seit seinen Auftritten im Wahlkampf noch ein paar mehr. 314 Veranstaltungen waren es mit dem Auftritt am Kranzberger See, der zugegebenermaßen nur vor kleinem Publikum stattfand. 30 bis 40 Auftritte kommen bis zum Wahlsonntag noch dazu. Doch in den vergangenen vier Jahren hat sich in Deutschland einiges geändert. Der rechte politische Rand, zu dem Irlstorfer auch die AfD zählt, ist erstarkt und setzt den Konservativen zu. Was ihn dabei besonders stört, ist deren Umgang mit der Wahrheit. Die habe bei diesen Gruppierungen nicht den Stellenwert, wie es den Gepflogenheiten entspreche, moniert er.

Bei der Bundestagswahl 2013 holte der CSU-Kandidat 49,8 Prozent

Man darf gespannt sein, wie sich insbesondere das Auftreten der AfD auf das Wahlergebnis auswirkt. 49,8 Prozent hat Irlstorfer vor vier Jahren als CSU-Kandidat im Landkreis geholt. Den Wahlkreis selbst hat er schon damals als einen der schwierigsten in Bayern bezeichnet. Er umfasst ländliche Gebiete und die verstädterte Region an der Peripherie Münchens. Gerade der Süden des Landkreises Freising ist für die CSU schwieriges Terrain. Dort sitzen die Startbahngegner, die den Konservativen einfach nicht abnehmen, dass sie gegen einen Flughafenausbau sind. Es sei an der Zeit, dass da mal eine Entscheidung fällt. "Dann kehrt endlich wieder Ruhe ein", hofft Irlstorfer.

Der Norden des Landkreises hat sich 2013 als Bastion der CSU erwiesen. In mancher Gemeinde jenseits der Amper holten Irlstorfer und die CSU weit über 60 Prozent. Doch ausgerechnet aus der Hallertau kommt ein Gegenspieler, der sich anschickt, ihm Stimmen streitig zu machen. Johannes Huber aus Nandlstadt kandidiert für die AfD und könnte den Konservativen einige Prozentpunkte im Ergebnis kosten. Ungeachtet des Einflusses, den der Nebenbuhler auf sein eigenes Abschneiden haben könnte, warnt Irlstorfer davor, AfD zu wählen. "Wer die Rechten stärkt, wird von den Linken regiert." Gemeint ist, dass das konservative Lager geschwächt wird. Dass irgendeine Partei im Bundestag eine Koalition mit der AfD eingeht, kann er sich nicht vorstellen.

"Entscheidend wird sein, wie wir unsere Wähler am Wahltag mobilisieren können", sagt Irlstorfer. Die dürfen nicht selbstzufrieden zu Hause bleiben und meinen, die Wahl sei schon gewonnen. Denn Irlstorfer würde zu gern weiter in Berlin mitmischen. Er hat das Gefühl, dort etwas für den Landkreis bewirken zu können. Nicht nur im Bereich der Pflege, sondern auch, was den Straßenverkehr angeht. Irlstorfer ist Befürworter der umstrittenen B-301-Umfahrung zwischen Mainburg und Rudelzhausen und hat sich in Berlin für diese stark gemacht

Der Wind hat die Wolken weiter über den Kranzberger See geblasen. Ein paar Regentropfen sind gefallen. Irlstorfer hat seinen Gesprächspartnern empfohlen, doch mal bei der Flughafen München GmbH (FMG) wegen einer finanziellen Unterstützung für die Spielgeräte nachzufragen. Würden sie gerne, versichern sie. Aber dann sei ihnen ein Sturm der Entrüstung im Kranzberger Gemeinderat gewiss. Dort gibt es einige, die mit der FMG nichts zu tun haben wollen.

© SZ vom 20.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: