Begabten-Förderung:Traumberuf Musiker

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Junge, talentierte Schüler bekommen in Hallbergmoos eine besondere Förderung. Initiiert hat dieses Programm der Pianist, Komponist und Pädagoge Vladimir Genin.

Von Clara Lipkowski, Hallbergmoos

Irgendwann kam ein Brief ins Haus geflattert. Darin lud die Volkshochschule Hallbergmoos die 13-jährige Helene Schaller ein, am Begabtenprogramm für junge Musiker mitzumachen. Sie zögerte nicht lange und sagte zu. Nun nimmt sie seit etwa einem Jahr zusätzlichen Musikunterricht im Ensemble und in der Musiktheorie. Außerdem wurde ihr wöchentlicher Geigenunterricht verlängert.

Initiiert hat den Begabten-Unterricht der Leiter der Musikabteilung, Vladimir Genin. Da niemand wissen könne, was aus einem Kind wird, will er "jedem das anbieten, was seiner Begabung entspricht", so der Musikpädagoge. Teil des Begabtenprogramms sind außerdem Konzerte der Kinder. So können die sich an Auftritte und Lampenfieber gewöhnen. Derzeit werden sieben Kinder zwischen neun und 15 Jahren gefördert, schildert der Lehrer, der auch Pianist und Komponist ist.

Felix Rahimpour ist schon oft solo am Klavier aufgetreten und findet das "richtig gut." (Foto: privat)

"Kinder, die sich mit Musik beschäftigen, werden weniger gefördert, als die, die mit Sport zu tun haben"

Ins Programm aufgenommen werde jedes Kind, das schon etwas fortgeschritten mit einem Instrument umgehen kann, sagt Genin, dies sei nötig, um im Ensemble mitspielen zu können. Er bedauert, dass "Kinder, die sich mit der Musik und Kunst beschäftigen, leider viel weniger gefördert werden, als die, die mit Sport zu tun haben", sagt er, "obwohl Kunst genauso wichtig für sie Seele ist wie Sport für den Körper". Viele schreckten wohl vor dem Begriff "Elite" zurück, vermutet er, aber um das Niveau insgesamt zu erhöhen, brauche man eben mehr besonders geförderte und geforderte Kinder.

Helene Schaller hat mit fünf Jahren das Geigespielen angefangen und seitdem schon viele Konzerte in Hallbergmoos gespielt, außerdem eins in den Münchner Riem-Arcaden und am Camerloher-Gymnasium in Freising. "Ich finde es einfach toll, selber Musik zu machen", sagt sie, und besonders praktisch sei es, dass sie die Geige überall mit hin nehmen könne. "Meine Freunde spielen eigentlich alle ein Instrument." Die haben dann auch Verständnis, dass sie regelmäßig üben muss. Sie könne es sich gut vorstellen, mal Musikerin zu werden, sagt sie, und da sie ja auf ein musisch ausgerichtetes Gymnasium geht, ist der Weg schon ein bisschen bereitet.

Mit fünf Jahren fing Felix Rahimpour an zu spielen

Der neunjährige Felix Rahimpour spielt seit vier Jahren Klavier. Er sollte ein Instrument anfangen, fanden die Eltern, erst dachte er an Gitarre. "Aber die passt nicht so zu mir", sagt der Neufahrner. Statt an Saiten zu zupfen, entschied er sich für das Tasteninstrument. "Ich finde es toll, ich kann einfach hingehen, das Klavier aufklappen und los spielen." Zum Begabtenprogramm kam er, nachdem er einen Auftritt hatte, durch den er Vladimir Genin positiv aufgefallen war. Mit Felix' Klavierlehrerin besprach Genin dann die Förderung. Das Programm bringe ihm viel, findet Felix, ihm gefalle besonders das Musizieren im Ensemble.

"Wir proben alle zwei Wochen Kammermusik mit Cello, Geige und Klavier, da finde ich das Zusammenspielen richtig gut, es ist genau auf meinem Niveau." Außerdem hatte Felix durch die im Programm organisierten Konzerte schon Gelegenheit, vor größerem Publikum zu spielen, etwa im Steinway-Haus in München. Dort hat er erlebt, wie es ist, plötzlich auf einem fremden Instrument zu spielen: "Ich habe sehr lange im Proberaum auf einem tollen Flügel geübt", erzählt er, "aber als ich dann im Konzertsaal auf den anderen Flügel gewechselt bin und die Akustik ganz anders war, musste ich mich schnell umgewöhnen, das war schon komisch." Aber das sei eine neue Erfahrung gewesen, die sei ja auch was wert, findet er. Gerade übt Felix an einem Stück von Schubert, bald will er Chopin spielen und kann sich sehr gut vorstellen eines Tages Pianist oder Dirigent zu werden. "Meine Klavierlehrerin hat auch schon gemeint, dass das gut möglich ist."

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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