München:Warum die Eröffnung einer fränkischen Weinlounge ein politisches Ereignis ist

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Stilecht aus dem Bocksbeutel: Unweit der Pfälzer Weinstube eröffnet im September die "Frank Weinbar". (Foto: Catherina Hess)

Schon seit 1992 soll diese Probierstube nach München kommen - zur diesjährigen Wiesn wird es dann wohl soweit sein.

Von Katja Auer

Etwas Pathos erscheint als durchaus angebracht in diesem Moment, als Artur Steinmann, der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands sagt, dass die Franken nun "im Herz des Löwen" angekommen seien. Mitten in München, im Herzen jener Stadt also, wo sie von jeher skeptisch am Frankenwein nippen und die Neigung haben "südlich zu denken, wenn es um Wein geht", wie es Landwirtschaftsminister Helmut Brunner formuliert.

Finanzminister Markus Söder sagt, dass die Franken nun endlich "in Bayerns wichtigstes Gebäude einziehen" und er meint ausnahmsweise nicht die Staatskanzlei, in der er sich bekanntermaßen so bald wie möglich niederzulassen gedenkt. Und Landtagspräsidentin Barbara Stamm ist einfach froh, "dass ich das noch erleben darf".

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Die Residenz ist am Montag Schauplatz dieser Gefühlsausbrüche, denn dort wird Ende September, so Gott und die Handwerker wollen, die fränkische Weinlounge eröffnen, die "Frank Weinbar" heißen wird. Nun eröffnen andauernd neue Bistros und tatsächlich kann man auch jetzt schon in München an Frankenwein kommen. Dieses Lokal allerdings hat eine derart lange Vorgeschichte, dass seine Eröffnung einem politischen Ereignis gleichkommt.

1992 gab es einen ersten Landtagsbeschluss darüber, eine Weinprobierstube einzurichten, viele Diskussionen und Initiativen später versprach Ministerpräsident Horst Seehofer 2011 dem Weinbauverband zu dessen 175-jährigen Bestehen eine eigenen Repräsentanz in der Landeshauptstadt. Wäre es eine schwäbische Wirtschaft gewesen oder eine niederbayerische, das ist freilich nur eine Vermutung, hätte die Eröffnung wohl ein Jahr später gefeiert werden können, aber weil zwischen Franken und Bayern alles immer etwas komplizierter ist, hat es doch sechs Jahre gedauert.

Die Verwerfungen mit den Pfälzern, die eine fränkische Konkurrenz zu ihrer Weinstube in der Residenz zunächst gar nicht gut fanden, noch nicht eingerechnet. Nun aber doch bekommt der "Frankenwein eine neue Heimstatt", wie es Söder staatstragend formuliert, wenn auch nur auf 90 Quadratmetern. Der Weinbauverband und zehn Winzer pachten das Bistro im ehemaligen Residenzladen, der für eine Million Euro renoviert wurde und zahlen dafür eine Pacht von anfangs 10 000, im dritten Jahr 30 000 Euro pro Monat plus neun Prozent Umsatzbeteiligung.

Knapp 40 Plätze soll es drin geben, dazu welche an der Bar und noch einmal 40 draußen. Zur Wiesn etwa soll die Bar eröffnen und den Münchnern die fränkische Weinkultur endgültig nahe bringen. Schließlich, sagt Söder, sei der Frankenwein kein Alkohol, sondern ein Kulturgut.

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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