Gymnasium Trudering:Münchens Vorzeigeschule ist vorerst dicht

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Keine Sorge, diese Kinder und Schulleiterin Susanne Asam (li.) feiern nicht, dass ihre Schule brannte. Das Bild entstand bei der Eröffnung im Jahr 2013. (Foto: Angelika Bardehle)
  • Nach dem Brand im Truderinger Gymnasium ist unklar, wann das Gebäude wieder genutzt werden kann.
  • Derzeit sind die 760 Kinder und Jugendliche auf drei andere Schulen verteilt.
  • Nach den Sommerferien werden diese ihre Räume aber selbst benötigen.

Von Christina Hertel, München

Ein paar Fahrräder stehen vor der Schule, eine Lehrerin schiebt einen Wagen voll mit bunten Kartons zu ihrem Auto. Regen tropft auf das Papier. Ansonsten ist es für einen Pausenhof unglaublich still. Am Freitag hatte es gebrannt in der Tiefgarage des Truderinger Gymnasiums in München. Seitdem kann dort kein Unterricht mehr stattfinden. Die Haupttrasse aller Versorgungsleitungen für Strom, Computer und Telekommunikation wurde stark beschädigt. Wie lange es dauert, bis alles wieder repariert ist und die Schüler wieder zurück können, darauf will sich die Stadt nicht festlegen. Doch vorzeitige Ferien bekommen die 760 Gymnasiasten trotzdem nicht: Sie wurden inzwischen auf drei verschiedene Standorte verteilt.

Einer von ihnen ist der 16-jährige Erblin Murseli. Er geht jetzt zusammen mit etwa 200 weiteren Schülern auf das Michaeli-Gymnasium. Normal ist für ihn momentan eigentlich nur die Dauer seines Schultags - am Mittwoch hatte er von 8.15 bis 13.15 Uhr Unterricht. "Aber es war die ganze Zeit nur ein Lehrer da und der hat auch nur zwei Fächer unterrichtet. Mathe und Physik", sagt Murseli. Am Donnerstag machte seine Klasse eine Exkursion, am Freitag ist Wandertag. "Die Schulaufgaben schreiben wir aber ganz normal." Nur Abfragen soll es erst einmal nicht geben, habe er gehört.

Am Sonntag war er das letzte Mal in dem Gebäude, die Schüler sollten ihre Sachen holen. "Es hat furchtbar gestunken", sagt Murseli. Und immer noch riecht es vor der Tiefgarage nach Schwefel. Die Tore sind heruntergelassen, ein rotes Absperrband hängt davor. Das Auto einer Lehrerin hatte in der Tiefgarage zu brennen begonnen. Die Ursache war wohl ein technischer Defekt. Dass eine Schule brennt und danach komplett geschlossen wird, ist schon ein ziemlich einmaliger Vorgang.

Nach Brand in Tiefgarage
:Schulfrei in Trudering

Das Auto einer Lehrerin hatte am vergangenen Freitag in der Tiefgarage zu brennen begonnen und sechs weitere Fahrzeuge erwischt. Wie lange das Gymnasium nun geschlossen bleibt, ist unklar.

Von Melanie Just und Martin Bernstein

Dass der Unterricht bereits am dritten Tag danach weitergeht, umso mehr. Tatsächlich steckt dahinter wohl ein großer logistischer Aufwand: Etwa 250 Schüler aus der fünften und sechsten Jahrgangsstufe werden jetzt in der Städtischen Ludwig-Thoma-Realschule unterrichtet. 310 Siebt- und Achtklässler gehen momentan auf die Berufsschule an der Balanstraße und die Schüler der neunten und zehnten Klassen auf das Michaeli-Gymnasium.

Eine Oberstufe gibt es nicht, weil das Truderinger Gymnasium erst vor drei Jahren eröffnet wurde. Es gilt als Münchens Musterschule, entsprechend begehrt sind die Plätze dort. Alles ist neu, die Gänge sind hell, die Räume offen. Es gibt eine Sporthalle mit Tribüne für 500 Personen. In den Klassenzimmern hängen Whiteboards statt Tafeln. Und jetzt muss das Gymnasium auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben - und die Schüler müssen zurück in ganz normale Schulwelten.

Wo sie am Donnerstag Besuch von Schulleiterin Susanne Asam bekamen - die sehen wollte, ob es allen gut geht.

Das Michaeligymnasium - mit dem Bus etwa eine Viertelstunde vom Truderinger Gymnasium entfernt - ist ein großer grauer Klotz, ein typischer Siebzigerjahre-Bau. Wie ist es, wenn man plötzlich hier sein muss? "Mir gefällt es. Passt doch", sagt ein Schüler, der gerade auf dem Weg zu seinem Klassenzimmer ist. Er wird, genauso wie die anderen 200 Neunt- und Zehntklässler, im Neubau unterrichtet.

Der Schulweg ist noch nicht geregelt

Die Direktorin Angelika Loders konnte ihnen dort nur deshalb die Klassenzimmer zur Verfügung stellen, weil das Abitur schon geschrieben wurde und ein Jahrgang die Schule vor ein paar Wochen verlassen hat. Insgesamt acht Zimmer ließ die Schulleiterin freiräumen. "Wir mussten schon ein bisschen improvisieren. Aber für mich war klar, dass wir gerne helfen."

Für die Neuen aus dem Truderinger Gymnasium gibt es einen anderen Stundentakt. "Die haben immer drei Stunden am Stück und dann eine halbe Stunde Pause", sagt Loders. "In der Zeit müssen die Lehrer zu den anderen Schulen pendeln." Die Direktorin rechnet damit, dass das noch bis Ende des Schuljahres so weitergeht. "Momentan ist das für uns kein Problem, aber wenn nach den Sommerferien die neuen fünften Klassen kommen, haben wir auch keinen Platz mehr." Dann müsste die Stadt Container aufstellen oder ein leeres Gebäude finden, meint Loders.

Auch wie die Schüler überhaupt zum Unterricht kommen sollen, ist eine Herausforderung. Denn für sie alle hat sich der Schulweg geändert. Das Schulreferat hat deshalb bei der MVG angefragt, ob sie Busse bereitstellen könne. "Wir hätten das gerne gemacht", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte, "wir haben aber leider zwischen sechs und acht Uhr keine Busse übrig." Die seien alle im Berufsverkehr unterwegs. Das Unternehmen habe dem Referat aber eine Liste mit Adressen von Busbetrieben herausgesucht. An die müsse es sich nun selbst wenden.

© SZ vom 01.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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