Fernsehübertragung:"Rathaus und Marienplatz gehören definitiv nicht dem FC Bayern"

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Die Spieler des FC Bayern München feiern auf dem Balkon des Rathauses.

(Foto: REUTERS)
  • Politiker reagieren verärgert auf den Versuch des FC Bayern, den Bayerischen Rundfunk für die Übertragung der Double-Feier zur Kasse zu bitten.
  • Nach Auskunft des Rathauses war die Double-Feier vom Sonntag wie üblich von der Stadt veranstaltet worden.

Von N. Bovensiepen, F. Fuchs und D. Hutter

Der Streit um die Fernsehrechte für die Double-Feier des FC Bayern könnte ein politisches Nachspiel haben. Im Münchner Rathaus herrscht großes Erstaunen über die Geldforderungen des Vereins an den Bayerischen Rundfunk, der dies abgelehnt hatte und daraufhin nicht wie gewohnt übertragen konnte.

"Das Rathaus und auch der Marienplatz gehören definitiv nicht dem FC Bayern", erklärte SPD-Fraktionschef Alexander Reissl. Die erstmals geübte Praxis, für Fernsehberichte von einer städtischen Veranstaltung 150 000 Euro zu verlangen, sei "ungewöhnlich", so der Politiker diplomatisch.

Reissl will daher rechtzeitig vor einer ähnlichen nächsten Feier mit dem FC Bayern sprechen, um derartige Forderungen künftig auszuschließen. "Das ist nicht in Ordnung." Auf einer städtischen Veranstaltung dürfe niemand ohne Absprache einfach eine Exklusivität bei der Berichterstattung zusagen.

Auch die Grünen wollen "noch einmal nachhaken", so Fraktionschef Florian Roth - notfalls auch auf dem kurzen Dienstweg. Es sei "kleingeistig", dass ein solches Ereignis als "Pausenfüller ins Spartenfernsehen gewandert ist". Der Fußballverein hatte nach der Absage des Bayerischen Rundfunks dem Sender Sport 1 die Übertragung überlassen - kostenlos.

Die Party wurde ungewöhnlich kurzfristig angesetzt

Roth findet das doppelt verwunderlich - einerseits, weil der FC Bayern gar nicht der Gastgeber gewesen sei. Und andererseits, weil die Feiern auf dem Balkon - die es in dieser Größenordnung nur bei den großen Fußballsiegen gibt - in der Vergangenheit stets aus der Kasse der Stadt bezahlt worden seien. Wenn nun plötzlich der FC Bayern Dritte zur Kasse bitte, werfe dies Fragen auf.

Nach Auskunft des Rathauses war die Double-Feier vom Sonntag wie üblich von der Stadt veranstaltet worden. Der FC Bayern muss normalerweise weder für die Räume im Rathaus noch den Balkon oder die Absperrungen rund um den Marienplatz etwas bezahlen. Allerdings hat Reissl zufolge bei der Double-Feier die private Sicherheitsfirma wegen der Kürze der Zeit, die für die Planung blieb, einen ordentlichen Aufschlag verlangt - weshalb die Stadt dem FC Bayern ausnahmsweise 300 000 Euro in Rechnung gestellt hatte.

Die Party war diesmal ungewöhnlich kurzfristig angesetzt worden. Die Kosten wollte der millionenschwere Verein zumindest teilweise über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und damit über die Gebührenzahler wieder hereinholen. Der Bayerische Rundfunk wies dieses Anliegen auch mit dem Argument zurück, dass dies alleine aus rechtlichen Gründen nicht möglich sei. So dürfe sich der öffentlich-rechtliche Sender an einem Event und den Sicherheitskosten gar nicht beteiligen, wenn er selbst nicht Veranstalter sei.

Die Stadt als Hausherr des Rathauses wie auch des Marienplatzes verlangt für Fernsehübertragungen kein Geld. Journalisten, die von der Meister- oder Pokalfeier berichten wollen, müssen sich offiziell akkreditieren, können dann aber frei agieren. Eine Ausnahme bildet der Rathausbalkon, auf dem nicht genug Platz für mehrere Fernsehteams ist. Es habe sich daher im Laufe von Jahren eingebürgert, dass der Bayerische Rundfunk dies übernimmt und dann das Fernsehsignal zur Verfügung stellt, berichtet Matthias Kristlbauer vom städtischen Presseamt.

Polizei war mit etwa 150 Beamten im Einsatz

Die Kosten für die Übertragung belaufen sich für den BR bei einer Produktion wie der Pokalfeier auf einen fünfstelligen Betrag. Ob sich an dem eingespielten Verfahren nun grundsätzlich etwas ändert, ist nach Ansicht des BR offen. Es sei zu früh, dies zu sagen, der Sender stehe mit dem Verein im engen Austausch und werde im Zweifel über jeden Einzelfall individuell entscheiden.

Die nicht eben seltenen Fußballpartys verursachen nicht nur beim Sender und bei der Stadt München erhebliche Kosten. Die Polizei war mit etwa 150 Beamten im Einsatz, um die Pokalfeier auf dem Marienplatz zu begleiten. Die Polizisten sicherten die Anfahrtswege sowie die U-Bahn-Stationen. Das Präsidium musste also fast denselben Aufwand wie bei einem normalen Bundesligaspiel des FC Bayern betreiben, wo im Schnitt 200 Beamte tätig sind. Bei Hochrisikospielen - etwa beim Derby der zweiten Mannschaften des TSV 1860 und des FC Bayern im Grünwalderstadion - sind schon auch mal mehr als 1000 Polizisten im Einsatz.

Für die Münchner Polizei ist es derzeit dennoch keine Option, Vereinen die Kosten für Einsätze wie am Sonntag auf dem Marienplatz in Rechnung zu stellen. "Für die Sicherheit ist die Polizei zuständig, und dann übernehmen wir das auch", sagt Pressesprecher Thomas Baumann. Sonst müsse man auch die Organisatoren von politischen Veranstaltungen, Demonstrationen oder Konzerten in die Pflicht nehmen.

"Aber so etwas ist schon allein rechtlich kaum zu lösen", sagt Baumann. Was zum Beispiel solle man dem FC Bayern in Rechnung stellen, wenn Fans auf der Anfahrt zur Pokalfeier am Hauptbahnhof randalieren, also abseits vom Veranstaltungsort? "Wo sollen wir anfangen und wo aufhören? Das hätte dann bei jedem Einsatz ein kompliziertes juristisches Nachspiel."

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