Fahndung:Drei Männer begrapschen, würgen und schlagen junges Paar in der U-Bahn

  • Zwei Studenten aus Kolumbien sind am vergangenen Wochenende in der U-Bahn der Linie 2 von drei Männern attackiert und beleidigt worden.
  • Ein fremdenfeindlicher Hintergrund gilt als wahrscheinlich.
  • Die drei Täter sind noch flüchtig.

Von Martin Bernstein

Zwei Studenten aus Kolumbien sind am vergangenen Wochenende in der Münchner U-Bahn überfallen worden. Die Kriminalpolizei fahndet jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung und einem Sexualdelikt nach drei Tatverdächtigen. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund der Attacke gilt nach derzeitigem Ermittlungsstand als wahrscheinlich. Die 20-jährige Studentin und ihr 23 Jahre alter Kommilitone hatten am 20. Mai zusammen mit Freunden einen Geburtstag gefeiert. Nach Mitternacht machten sie sich auf den Heimweg. In der Messestadt Ost stiegen sie gegen 1.40 Uhr in eine U-Bahn der Linie 2. "Nach ein oder zwei Stationen kamen drei deutsche Jungs in die U-Bahn", erinnert sich der aus Medellin stammende 23-Jährige. "Wir saßen in der letzten Reihe, und sie setzten sich neben uns, obwohl der Wagen völlig leer war. Sie hatten offensichtlich Alkohol getrunken."

Kurz darauf begannen die Übergriffe. Der junge Kolumbianer erzählt, dass einer der jungen Männer begann, die 20-Jährige am Gesäß zu begrapschen. Als der junge Kolumbianer sich gegen diese Zudringlichkeiten verwahrte, habe der Täter offenbar gemerkt, dass er es mit Ausländern zu tun habe. "Nun stand er auf und fing an, mich zu würgen", erzählt der Student. Dann setzte es Schläge. Der 23-Jährige wurde am Bauch und im Gesicht getroffen, seine Begleiterin erhielt ebenfalls einen Schlag ins Gesicht.

Dass die Attacke nicht weiter eskalierte, ist wohl nur dem Umstand zu verdanken, dass an der nächsten Station ein Paar zustieg. "Meine Freundin sagte ihnen weinend, was passiert war", berichtet der junge Kolumbianer, der durch die Schläge zwei Zähne verloren und Blutergüsse sowie einen Tinnitus erlitten hatte. Als einer der Täter erneut zuschlagen wollte, sei das junge Paar dazwischengegangen. Der Angreifer habe dann fremdenfeindliche Parolen geschrien und gebrüllt: "Verdammte Ausländer, ich hasse Leute wie euch." Daraufhin drückte der Helfer den SOS-Knopf in der U-Bahn und sprach kurz mit dem Fahrer. An der nächsten Station - es sei wohl der Innsbrucker Ring gewesen, so der junge Kolumbianer - verließen die Angreifer daraufhin die U-Bahn und wechselten in einen anderen Zug, der auf der gegenüberliegenden Seite stand. Die Polizei wertet derzeit die Aufnahmen der Überwachungskameras aus. Im Präsidium zeigt man sich zuversichtlich, das Trio rasch identifizieren zu können.

In Begleitung von zwei Freunden gingen die beiden kolumbianischen Studenten zur Polizei und erstatteten Anzeige. Der 23-Jährige musste danach ins Krankenhaus, weil ihm nach den Schlägen schwindelig war. Eine Computertomografie konnte aber zum Glück noch schlimmere Folgen der Attacke ausschließen.

"Du denkst einfach nie, dass es dir passiert", sagt der 23-Jährige im Rückblick. Und doch ist es ihm wichtig zu betonen: "Menschen wie diese Schläger gibt es überall auf der Welt." Für ihn bleibt Deutschland "ein Land, das mir viel gegeben hat". Besonders dankbar ist der junge Kolumbianer dem Paar, dass sich in der U-Bahn den Schlägern entgegengestellt hat. "Die Dinge hätten noch schlimmer sein können, wenn sie uns nicht geholfen hätten." Das alles hat der 23-Jährige dem Münchner Generalkonsulat seines Heimatlandes geschrieben. Und dann sagt der übel zugerichtete junge Mann noch etwas ganz Erstaunliches - "dass ich den beiden Männern verzeihe, die uns geschlagen haben, und auch denjenigen, die dort standen und nichts taten, um die Sache zu vermeiden".

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