S-Bahn nach Ebersberg:Zuverlässig aneinander vorbei

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SZ-Grafik (Foto: N/A)

Nach der Kritik von Landrat Robert Niedergesäß will der MVV ein Begegnungsgleis für die S4 nach Ebersberg prüfen.

Von Karin Kampwerth, Ebersberg

Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) reagiert entgegenkommend auf die Kritik von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) an der unzuverlässigen S-Bahnlinie 4 nach Ebersberg. "Ich verstehe das Anliegen des Landrates", sagte MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag nun auf dessen Bitte hin, ein Begegnungsgleis zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg zu bauen, um die Zugausfälle in Richtung Kreisstadt zu reduzieren.

Auf der Strecke kommt es immer wieder zu Engpässen, etwa wenn S-Bahnen über den gesamten Verlauf der Linie eine Verspätung vom mehreren Minuten aufbauen. Dann müssen die Züge in Grafing-Bahnhof zum Ärger der Pendler vorzeitig wenden. Freitag kündigte nun an, ein Begegnungsgleis zu prüfen. Dass das die Zuverlässigkeit des Fahrplanes deutlich erhöhen könnte, zeigt sich am Beispiel Steinhörings, wo im Zuge der Taktverdichtung des Filzenexpresses vor einem Jahr ein Begegnungsgleis in Betrieb genommen wurde.

Die Verantwortlichkeit für die Vielzahl der Pannen, die das gesamte Streckennetz betreffen, sieht Freitag bei den Engpässen der Infrastruktur, aber auch teilweise bei der S-Bahn-München. Das Unternehmen ist zwar unter dem Dach des MVV tätig, der Verbund sei jedoch lediglich Regiegesellschaft, so Freitag. Bei der Bahn gebe es viele Ansprechpartner, die Zuständigkeiten seien für Außenstehende kompliziert, was allerdings alle großen Verbünde gemein hätten. "Ich werde das Unternehmen aber in die Pflicht nehmen", kündigte der MVV-Geschäftsführer an.

Gleichwohl wies er darauf hin, dass die Ebersberger Linie nicht das einzige Nadelöhr im Streckennetz sei. So gebe es auch auf der S 2 nach Erding, der S7 nach Kreuzstraße, der S 8 nach Herrsching, der S 3 nach Mammendorf sowie der S 2 nach Altomünster und nach Petershausen noch eingleisige Streckenabschnitte.

Den eng getakteten S-Bahn-Fahrplan, der zwischen Grafing-Bahnhof und Ebersberg noch die Fahrzeiten des Filzenexpress' berücksichtigen muss, verteidigt Freitag allerdings. "Wir reizen das System im Sinne des Kunden aus", sagte er. "Dichtere Takte sind unter Normalbedingungen fahrbar." Würde man zeitliche Puffer einbauen, hätte man zwar ein zuverlässiges Angebot, attraktiv wäre das nach Ansicht des MVV-Chefs allerdings nicht.

Von einem weiteren Vorschlag des Ebersberger Landrates, der Sprecher der acht MVV-Landkreise ist, hält Freitag allerdings weniger. Niedergesäß hatte angeregt, wenigstens Busse von Grafing-Bahnhof nach Ebersberg pendeln zu lassen, wenn S-Bahnen hier strandeten. Das ist Freitag zufolge organisatorisch kaum möglich. Schließlich gehe man grundsätzlich davon aus, dass der Fahrplan funktioniere, Zugausfälle sind demnach nicht vorhersehbar. Und die S-Bahn grundsätzlich in Grafing-Bahnhof enden zu lassen, mache das Angebot für die Kunden unattraktiv.

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Immer wieder fahren Züge der S 4 und S 6 nicht wie angekündigt nach Ebersberg. Die S-Bahn München sieht jedoch eine deutliche Verbesserung seit Jahresbeginn und will den Fahrplan Mitte Dezember nicht ändern.

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Gleichwohl teilt MVV-Chef Freitag die Befürchtung von Landrat Niedergesäß, dass bei anhaltender Unzuverlässigkeit des Fahrplanes gepaart mit spärlichen oder ganz fehlenden Informationen am Bahnsteig Pendler wieder häufiger auf das Auto umsteigen würden. "Wir werden unsere verkehrspolitischen Ziele nicht erreichen, wenn der laufende Betrieb nicht stimmt", sagte Freitag.

Die Entscheidung für die zweite Stammstrecke sei zwar politisch wichtig, "wir müssen aber auch an die Außenäste gehen". Schlussendlich müsse sich die Bahn wieder auf seine Kernaufgabe konzentrieren, schließlich brauche man keine Hochglanzprospekte, wenn die Basis nicht stimme.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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