Mitten in Ebersberg:Willkommen in Ebelsbelg

Lesezeit: 1 min

Im Urlaub wird man wieder mit gefälschten Bayern-Trikots konfrontiert. Urlauber aus China haben beim plagiieren hingegen ihre ganz eigenen Methoden

Von Karin Kampwerth

Dass der Rimini-Reisende am Strand ganz günstig eine Rolex geschossen hat, nimmt schon lange keiner mehr ernst - meistens nicht einmal der Käufer selbst. Genauso wenig wie das neue "Original"-Bayern-Trikot, das Türkei-Touristen im Koffer haben. Denn eigentlich weiß der aufgeklärte Weltenbummler inzwischen, dass das mit den Plagiats-Souveniren eine reichlich verbotene Angelegenheit ist. Dennoch kann es nicht schaden, diesen Umstand den meist gesetzestreuen Urlaubern vor Beginn der großen Ferien noch einmal kurz ins Gedächtnis zu rufen.

Touristen aus dem Land des Lächelns sind in der Auslegung, was ein Plagiat ist, schon großzügiger, auf jeden Fall aber geschickter. Besonders Handelsreisende schmuggeln das Begehr nicht einfach über die Grenzen, nein: Sie kupfern es kurzerhand ab, um es dann in China nachzubauen. So ist es dem Transrapid ergangen - und auch dem Budweiser Bier. Wer also manchmal ein wenig unter Verfolgungswahn leidet, kommt durchaus auf die Idee, skeptisch nachzufragen, was denn die chinesischen Delegationen so im Schilde führen, die immer mal wieder im Landkreis oder bei den Nachbarn auftauchen.

Die Besucher aus Fernost waren schon in Markt Schwaben und Poing, wo sie sich insbesondere für die Schulen interessierten, zuletzt im Mai begrüßte Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer anlässlich der Gewerbeschau Gäste aus China. Und in diesen Tagen, so melden die Nachbarn aus Grasbrunn, informierte sich eine chinesische Delegation über die Gemeinde im Landkreis München als Wirtschaftsstandort. Wobei: Da hätten sie vielleicht besser in Parsdorf nachschauen können - bekanntermaßen haben sich die Vaterstettener ja den Hersteller des nach Grasbrunn benannten und beliebten Kartoffelsalates geschnappt. Wo sich in Grasbrunn einst zahlreiche Angestellte der Feinkost widmeten, kommt längst Hausmannskost auf den Tisch: Das Areal wurde zur Wohnsiedlung.

Aber das nur am Rande. Zurück zu den Besuchern aus dem Reich der Mitte: Sicherlich ist auch schon hinter der Chinesischen Mauer angekommen, dass der Landkreis Ebersberg das größte Wachstumspotenzial bundesweit hat - und die Region nicht weit hinterherhinkt. Wen würde es also wundern, wenn es ums Eck von Peking bald ein Plagiat gibt, bei dem sich Chinareisende aus dem Landkreis durchaus die Augen reiben würden, wenn es heißt: Willkommen in Ebelsbelg. Oder unseretwegen auch in Glasblunn.

© SZ vom 19.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: