Ebersberg:AfD-Bundestagskandidatin postet Hitler-Video auf Facebook

Der AfD-Kreisverband veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite ein fragwürdiges Hilter-Video.

Ein Screenshot von der Facebook-Seite des AFD-Kreisverbands Ebersberg mit dem Video-Posting der Bundestagskandidatin Brigitte Fischbacher.

(Foto: sz/privat)

"Ich möchte euch eindringlich bitten, dieses Video anzuschauen." Der Clip ist auf der öffentlichen Seite des AFD-Kreisverband Ebersberg zu sehen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Zu Zeiten, als die Radios noch Volksempfänger hießen, war es der Höhepunkt des Programms: Wenn der Führer spricht. Doch auch in Zeiten, in denen der Volksempfänger Facebook heißt, darf Adolf Hitler gelegentlich zu Wort kommen: Zum Beispiel auf der Seite des AfD-Kreisverbandes Ebersberg. Dort ist seit Dienstagnachmittag ein längliches Video zu sehen, das über "die wahren Hintergründe" des Zweiten Weltkrieges aufklären will. An dem eben nicht der Führer, sondern eine jüdisch-kapitalistische Weltverschwörung schuld sei.

Dieser Revisionismus ist in rechtsradikalen Kreisen nicht neu, dort gehört es seit jeher zum Selbstverständnis, dass beide Weltkriege Folge internationaler Verschwörung waren, um Deutschland zu vernichten. Als Belege dienen wild zusammengewürfelte Zitate historischer Persönlichkeiten oder von Historikern, meist aus dem rechten bis sehr rechten Spektrum. Dieser Les- und Machart folgt auch das auf der AfD-Seite eingestellte Video.

Zitiert wird etwa der amerikanische Historiker Harry Elmer Barnes, ein bekennender Revisionist, der die deutsche Verantwortung am Zweiten Weltkrieg leugnete und den Holocaust verharmloste. Aussagen von Winston Churchill und des Gründers der Liga gegen Antisemitismus, Bernard Lecache, sollen die bösen Absichten von Engländern und Juden gegenüber Deutschland belegen - Aussagen, die allerdings erst gefallen sind, nachdem der braune Terror bereits in Europa wütete. Auch Mahatma Gandhi darf sich zu Wort melden, mit einer Kritik an den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges.

Und eben auch Hitler. Zitiert wird dessen Beteuerung, nicht er, sondern Churchill wolle den Krieg. Auch ein Verweis in die Gegenwart darf nicht fehlen: Bis 2020 soll Deutschland zerstört werden, so die Urheber des Videos. Als Beleg für diese finstere Zukunft soll der Verweis auf die Vergangenheit dienen, also auf den Zweiten Weltkrieg, der den Deutschen von dunklen Mächten aus Kapital und Judentum aufgezwungen worden sei.

"Ich möchte euch eindringlich bitten, dieses Video anzuschauen"

Im Abspann des Videos wird auf das "Freigeist Forum Tübingen" und den Kopp-Verlag verwiesen. Letzterer wurde vor einigen Jahren in der Welt als "auf Esoterik, Verschwörungstheorien und Desinformation spezialisiertes Unternehmen" bezeichnet. In derselben Ecke kann man auch das "Freigeist Forum" verorten.

Auf dessen Website bietet sich ein buntes Sammelsurium aus Esoterik, Verschwörungstheorien und Beiträgen, die man eher im Unterhaltungsfernsehen erwartet. Etwa zum "Weltraumkrieg" oder zu versunkenen Städte in der Antarktis. Auch Metallhüte für besseren Schlaf kann man bestellen. Daneben eine Fotomontage von George Soros, dem Lieblingsgegner der ungarischen Rechten vor einer Hakenkreuzfahne, verbunden mit ähnlichen Verschwörungstheorien, wie sie auch in dem auf der AfD-Seite eingestellten Video zu sehen sind.

Gepostet hat dies die bei der vergangenen Bundestagswahl als AfD-Direktkandidatin für Erding und Ebersberg angetretene Brigitte Fischbacher, verbunden mit dem Satz: "Ich möchte Euch eindringlich bitten dieses, fast 20 Minuten lange, Video anzuschauen." Was bis Freitag immerhin mehr als 7900 Leute getan haben. Kommentare hat bislang keiner von ihnen auf der AfD-Seite hinterlassen - dafür aber auf jener der Kandidatin, wenn auch nicht immer ganz rechtschreib- und grammatiksicher.

"Es gab genug reden Hitlers wie er sich um den Frieden Europas bemühte", weiß ein Kommentator. "Historische Sachverhalte, deren Zusammenhang und Wahrheitsgehalt uns bisher vorsätzlich und zielorientiert verschwiegen, verharmlost und verfälscht wurden", erkennt ein weiterer in dem Video. Ein anderer schreibt, "mit diesem wissen steht doch Hitler in einem ganz anderen Licht da". Vermutlich im gleichen, wie zu einer Zeit, als Radios noch Volksempfänger hießen.

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