Ebersberg:Angeklagter lässt Prozess um Morddrohungen gegen Pfarrer platzen

Die Pfarrkirche St. Martin in Zorneding: Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende hat die Gemeinde im Landkreis Ebersberg nach den Morddrohungen gegen ihn verlassen. (Foto: dpa)
  • Ein als Rassist bekannter Rentner muss sich eigentlich wegen Morddrohungen gegen den schwarzen Pfarrer von Zorneding vor dem Amtsgericht Ebersberg verantworten.
  • Doch der 74-Jährige erscheint nicht vor Gericht. Jetzt soll er in Untersuchungshaft kommen.

Von Carolin Fries, Ebersberg

Die Verhandlung gegen den 74 Jahre alten Rentner, der volksverhetzende Drohbriefe an den früheren Zornedinger Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende geschrieben haben soll, ist geplatzt. Gottfried T. ist am Dienstagmorgen nicht im Ebersberger Amtsgericht erschienen. Richterin Vera Hörauf erließ deshalb Haftbefehl gegen den Mann.

Der Mann soll nun von der Polizei in Untersuchungshaft genommen werden, bis ein Ersatztermin steht. Laut Gerichtssprecher Markus Nikol soll dieser in den kommenden Wochen anberaumt werden.

Der 67 Jahre alte Pfarrer, der am Dienstag als einziger Zeuge geladen war und eigens aus Eichstätt angereist war, zeigte sich enttäuscht. "Es ist belastend", sagte Ndjimbi-Tshiende, als er den Sitzungssaal nach zehn Minuten wieder verließ. Belastend zum einen wegen der langen Anreise - vor allem aber, weil er die Vorgänge endlich abschließen wolle.

Von November 2015 bis März 2016 hatte der Geistliche, der aus dem Kongo stammt, mehrere rassistische Drohbriefe und Postkarten erhalten und daraufhin kurz vor Ostern die Zornedinger Pfarrei Sankt Martin verlassen. Zwei Postkarten soll Gottfried T. verfasst haben.

Der Rentner ist gerichtlich einschlägig bekannt und musste sich 2006 bereits vor dem Münchner Amtsgericht wegen Volksverhetzung verantworten. Damals hatte er die Wohnungstüren seiner ausländischen Mitbewohner mit Hakenkreuzen beschmiert und einen Drohbrief im Aufzug platziert. Er war dafür zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Diesmal droht ihm nun eine Freiheitsstrafe.

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