Ebersberg:Kunst, Kultur und Kaffee

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In manchem Lokal gibt es auch geistige Nahrung in Form von Konzerten und Lesungen

Von Valentina Antonucci und Carolin Schneider

Die Tage werden kürzer, es wird kälter, nasser, dunkler. Der Sommer ist eindeutig vorbei, ein Ausflug ins Grüne fällt häufig wortwörtlich ins Wasser. Es gibt aber auch in der dunklen Jahreszeit Orte, wo man freie Momente genießen kann. Denn einem Nachmittag oder Abend in einer Bar oder einem Café kann wohl niemand widersprechen, wenn es draußen mal wieder regnet, stürmt oder schneit. Warmer Kaffee, leckerer Kuchen, ein alkoholisches Getränk oder ein herzhaftes Gericht und der Tag war erfolgreich. Doch wenn ein Aufenthalt in einem gemütlichen Lokal nun auch noch mit Kultur kombiniert werden kann, ist der Ausflug perfekt. Es locken Cafés, in denen neben Heißgetränken und Kuchen philosophischen Fragen auf den Grund gegangen wird, Bars mit mitreißender Musik aus allen Genres und ein Wirtshaus, das schon jahrzehntelang als ein Treffpunkt für Kulturliebhaber bekannt ist.

Genussreich Grafing

(Foto: Christian Endt)

Helle Möbel empfangen die Gäste im Genussreich. Von den Decken baumeln Reben mit Glühlampen als Beleuchtung. Im Schaufenster hängen Bilderrahmen, die Fotos zeigen Trauben, Rebstöcken und Weinberge. Der Wein ist hier allgegenwärtig, auch in den Regalen an den Wänden. In der Bar werden ausschließlich Weine von Familienweingütern ausgeschenkt. "Der Schwerpunkt liegt auf Franken, weil dort auch meine Familie ein Weingut hat", erzählt Christian Vidović, der Inhaber der Weinstube. Im Juli 2016 wurde die Bar eröffnet, seit Anfang an gibt es auch kulturelle Veranstaltungen. Zu Beginn waren es kleine Konzerte, die unter dem Namen "Wein und Musik" beworben wurden. Vor kurzem startete die Veranstaltungsreihe "Fashion and Wine". An diesen gibt es eine Modenschau und verschiedene Weine zu probieren. Im "Genussreich" werden neben Wein auch Kaffee und alkoholfreie Getränke ausgeschenkt. Auch kleine Gerichte passend zur Jahreszeit gibt es. Eintritt kosten die Veranstaltungen nicht, jedoch geht der Hut herum, damit den Künstlern zumindest eine kleine Gage ermöglicht werden kann. Wer einen Sitzplatz haben möchte, sollte reservieren. "Stehplätze gibt es aber immer", so Vidović.

Zimtblüte Ebersberg

(Foto: Christian Endt)

Ein großzügiger, gut einsehbarer Raum, schlichte, edle Möbel und ein gedämpftes, indirektes Licht, das das alte und imposante Deckengewölbe stimmungsvoll betont: Hier finden seit vier Jahren regelmäßig kulturelle Veranstaltungen statt. Durch die Zusammenarbeit mit der benachbarten Musikschule ergaben sich spontan gelegentliche Auftritte von jungen Künstlern. Mittlerweile finden ein bis zwei Mal pro Monat eigene Musikabende statt, an denen "alles von Udo Lindenberg bis Hardrock, manchmal auch Klassik" vertreten ist, so Mario Gunsch, Betreiber der Zimtblüte. Dank der Kooperation mit der Musikerinitiative "Jazz Grafing" haben sie die Möglichkeit, Jazz-Abende anzubieten, bei denen nach einem Konzert gemeinsam musiziert werden kann. "Der Höhepunkt ist definitiv das Open-Air-Konzert mit der Big Band", so Gunsch. Seit drei Jahren findet das Konzert im Klosterbauhof zusammen mit "Jazz Grafing" statt. Außerdem sind sie nun bereits zum dritten Mal eine Station des Ebersberger Krippenwegs und bieten durch mehrwöchige Ausstellungen örtlichen Künstlern eine Plattform. Eine Reservierung ist sehr erwünscht, da die Veranstaltungen meist sehr gut besucht sind.

Wirtshaus Taglaching

In dem urigen Wirtshaus mit traditioneller, hölzerner Einrichtung und großen, alten Bäumen im Biergarten, sowie Blick auf die benachbarten Pferdeweiden und Bauernhöfe, fällt es schwer zu glauben, dass dies bereits seit vielen Jahren ein Treffpunkt für Kulturliebhaber in der Region ist. Doch seit nun mehr fast vierzig Jahren findet einmal im Monat eine kulturelle Veranstaltung statt. Dies habe sich daraus ergeben, so der Inhaber Ludger van Oepen, dass sie ursprünglich ein Tagungshaus und keine Wirtschaft geplant hätten - es kam jedoch anders, als gedacht. Da Lesungen zu der Zeit nicht sehr weit verbreitet gewesen und auch noch nicht von Buchhandlungen arrangiert worden wären, hätten sie diese in ihrer Wirtschaft angeboten. Etwa eine Lesung von Goethes Werken. Mittlerweile hätten sie ihr Angebot jedoch sehr reduziert, hauptsächlich beschränken sie sich jetzt darauf, Musikern aus der Region eine Plattform zu bieten. Am 19. November werden das Duo Bruno Renzi und Günther Skitschak mit dem Konzert "Sun in your face" erwartet. Es handelt sich hierbei um eher ruhigere Musik. Eine Reservierung ist nicht notwendig. Eintritt wird nicht verlangt, jedoch sind Spenden erbeten.

Kostbar Grafing

(Foto: Christian Endt)

Zwischen Supermarktkassen und Bäckertresen im Grafinger Rewe findet man weit mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich. Die große Fischtheke mit offener Küche zieht viele Menschen an, die es sich in der Lounge mit Freunden, die sie beim Einkauf getroffen haben, bequem machen. Ganz im Sinne der Grundidee von Filialleiter Martin Gruber: "Die Kostbar soll ein moderner Marktplatz sein, ein Ort an dem Leben herrscht und Begegnungen stattfinden." Kein Wunder also, dass die Kostbar viel zu bieten hat: von diversen Lesungen über Konzerte, bis hin zu Kochkursen und Weinverkostungen. Zu jeder Veranstaltung gibt es ein Menü, bei dem besonders darauf Wert gelegt wird, Fisch und Meerestiere in ihrer kulinarischen Vielfalt zu präsentieren. Am 12. November ist es wieder soweit: Bel Canto, eine Band aus Soyen, die hauptsächlich Coversongs spielt, aber das Publikum auch mit eigenen Liedern zu begeistern weiß, kommt zum Benefizkonzert. Der Erlös kommt dem Verein zur Förderung des Betreuungshofes Rottmoos zugute. Begleitend wird ein Drei-Gänge-Menü serviert. Reservierungen sind aufgrund des begrenzten Raumes sehr erwünscht.

Artesano Ebersberg

(Foto: Christian Endt)

In dem gemütlichen Ambiente der Bar in Ebersbergs Zentrum, das vor allem durch die Zusammenstellung der außergewöhnlichen Möbelstücke verschiedenster Zeitperioden sowie kreativer Umwandlung alter Materialien zustande kommt, lässt es sich gut entspannen und den Alltag vergessen. Etwas abgeschieden sitzt man in der Kuba- oder Asia-Lounge, die stilecht eingerichtet sind. Die spezielle Speisekarte, auf der sich viele Eigenkreationen des Teams finden lassen, zeugt von dem Wunsch, nicht normal zu sein oder ins Raster zu passen, sondern die Leute immer wieder zu überraschen oder mit Neuheiten zu begeistern. Das gilt ebenso für das kulturelle Angebot, denn hier kann man nicht nur zu Live-Musik der verschiedensten Genres tanzen, sondern es finden auch Jam-Sessions oder Poetry-Slams statt. An diesem Samstag ist die Rock Band "Squadra Leone" aus Rosenheim zu Gast, um dem Publikum einzuheizen. Eine Reservierung wird nicht benötigt, es steht jedem frei zu kommen. Wem das eventuell doch zu viel Action ist, der kann sich jedoch auch zum allwöchentlichen Sonntagsfrühstück im Artesano einfinden und in aller Ruhe den grandiosen Kaffee genießen.

Herzog Zorneding

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Hier herrscht eine Wohnzimmeratmosphäre", sagt Ulrich Fischer, Inhaber der Café-Bar Herzog in Zorneding. "Die Musiker spielen dort und die Zuhörer sitzen genau davor und können ihre Späße mit ihnen treiben." Schon seit Anfang 2015 bietet Fischer neben saisonal belegten Flammkuchen auch kulturelle Veranstaltungen an. Damals habe ihn eine Musikerin aus dem privaten Bekanntenkreis gefragt, ob sie denn mal bei ihm auftreten könne. Danach ging alles von alleine: Viele Künstler fragen bei Fischer an, ob auch sie ein Konzert geben können. "Ich habe jede Menge Bewerbungen", sagt der Wirt. "Die Nachfrage hat mich selbst überrascht." Die Künstler seien untereinander gut vernetzt, deshalb werde so ein Veranstaltungsort wie die Café-Bar Herzog immer weiter erzählt. Die Genres der Konzerte sind bunt gemischt, an diesem Samstag um 19 Uhr kommt Shawn Vegvari nach Zorneding. Er wird Lieder von Elvis Presley spielen - und zwar in voller Elvis-Montur. Die Veranstaltungen finden ungefähr alle 14 Tage an den Wochenenden statt. Der Eintritt ist frei, jedoch wird um Spenden gebeten. Eine Reservierung ist nicht unbedingt nötig, in der gemütlichen Bar mit den rot-beigen Wänden und den hohen Tischen ist viel Platz.

Zeitschmiede Forstinning

(Foto: Christian Endt)

In einer Ecke steht ein Klavier, daneben eine gemütliche Couch. Dazwischen ist ein alter Puppenwagen geparkt, auf einem niedrigen Regal liegen Bücher, an der Wand hängen Bilder der Vorfahren. Man befindet sich jedoch keineswegs in einem Wohnzimmer, sondern im Café Zeitschmiede in Forstinning. Hier finden Ausstellungen, Konzerte und Lesungen statt, außerdem auch eine Veranstaltungsreihe mit dem Namen "philosophisches Café". Dazu können alle Interessierte kommen und über ein Thema wie etwa die Frage "Was ist Zeit?" nachdenken und diskutieren. Moderiert werden die Veranstaltungen von Christophe Rude aus Forstinning, der die Akademie "Kinder philosophieren" leitet. "Man beschenkt sich selbst auch mit so einem Café", sagt Marcus Stimmer, der die Zeitschmiede mit seiner Frau führt. Das Ehepaar genießt die verschiedenen Veranstaltungen genauso sehr wie ihre Gäste. Wer an einer Veranstaltung teilnehmen möchte, sollte auf jeden Fall reservieren: Das Ladenlokal ist klein und die Plätze bald besetzt. Das gemütliche Café gibt es erst seit einem Jahr, früher war in dem Gebäude der Kurzwarenladen von Stimmers Großtante untergebracht. Deshalb auch die vielen Bilder von den Vorfahren an den Wänden. "Oft kommen Gäste - vor allem ältere - hierher und erzählen uns Geschichten von den früheren Bewohnern", sagt Angela Stimmer. "Das ist sehr spannend."

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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