Drinnen:Kletternder Bildersammler

"Bergsteigen und Fotografieren passen nicht gut zusammen." Das sagt ausgerechnet Jürgen Winkler, der sich als Bergfotograf einen Namen gemacht hat. Er muss es wissen, hat er doch beides gelernt: Der 1940 geborene Winkler ist ausgebildeter Fotograf ebenso wie geprüfter Bergführer. Nach eigener Aussage entscheidet er, ob er das eine oder das andere tut. Wann immer sich Winkler für das Fotografieren entschied, entstanden faszinierende Aufnahmen mit Motiven, die vielen als Ikonen des Bergsteigens gelten. Der Deutsche Alpenverein zeigt derzeit in seinem Alpinen Museum auf der Münchner Praterinsel in einer Sonderausstellung unter dem Titel "Standpunkt. Jürgen Winkler 1951 bis 2016" in einer Retrospektive das vielfach ausgezeichnete Werk des Bergfotografen, der seit mehr als 50 Jahren den Alpinismus mit der Kamera begleitet. Der kletternde und wandernde Bildersammler war in den Alpen ebenso unterwegs wie auf mehr als hundert Trekkingreisen in den Gebirgen der Welt. Bekannt wurde er durch seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die von der Grafik leben. Motive dafür fand Winkler da, wo Kontraste hart aufeinander treffen, im verschneiten Gebirge ebenso wie auf Gletschern. In Gegenwart dieser überwältigenden Natur spielt der Mensch für den Fotografen nur eine Besucherrolle, beim Wandern wie beim Klettern. Gleichzeitig hat Winkler aber auch den Alltag im zivilisierten Gebirge im Auge. Diese Bilder, die schonungslos den Wirtschafts-und Erholungspark Alpen zeigen, stellen eine seltsame Diskrepanz her zu den "schönen" Bergaufnahmen und wecken bei manchem Betrachter Unverständnis. Winkler wirkt hier als Dokumentarist, der das Aufeinandertreffen von Mensch und Natur zu analysieren versucht. Er sucht sich seine Motive nicht, er findet sie.

© SZ vom 29.07.2016 / kg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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