Dirigent Simon Rattle im Gespräch:"München sollte nach Wuppertal schauen!"

Lesezeit: 1 min

Sir Simon Rattle, Dirigent der Berliner Philharmoniker, ist davon überzeugt, dass sich die Anziehungskraft der Musikstadt München durch einen neuen Konzertsaal schlagartig verbessern würde. Im SZ-Gespräch ging es außerdem um die Ohren von OB Ude.

Ulrich Schäfer

Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, fordert den Bau eines neuen Konzertsaals in München. (Foto: dpa)

Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, Sir Simon Rattle, fordert den Bau eines neuen Konzertsaals in München. Sein Traum sei es, "dass München einen großartigen Saal baut, mit einer besonderen Architektur, der das Leben der Stadt positiv verändert und Kultur für mehr Menschen zugänglich machen würde", sagte Rattle im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Dienstagsausgabe). Aufgrund der schlechten Akustik des Gasteigs würden viele große Musiker derzeit einen Bogen um die Stadt machen. "Der Gasteig ist einer der Säle, den Orchester und Dirigenten in Europa meiden", sagte Rattle. In München gebe es "keinen Saal, in dem man wirklich gut spielen kann und der groß genug ist".

Rattle ging in dem SZ-Gespräch auch auf die Kritiker eines neuen Saals ein. So hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude einen neuen Saal auch mit dem Argument abgelehnt, dass normale Konzertbesucher die akustischen Unterschiede zwischen dem Gasteig und einem neuen Konzertsaal ohnehin nicht hören könnten. Rattle sagte zu Udes Behauptung: "Wenn der Mann keine Ohren hat, um den Unterschied zu hören, heißt es noch lange nicht, dass er recht hat." Offenbar sei der Münchner Oberbürgermeister "ein klein wenig falsch informiert", denn "eine gute Akustik ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht".

Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker nannte als Beispiele für Städte mit herausragenden Konzertsälen unter anderem Birmingham, wo er 18 Jahre dirigiert hat, und Wuppertal, wo er eines seiner besten Konzerte mit den Berliner Philharmonikern gegeben habe. "Wuppertal hat akustisch einen der besten Konzertsäle in der Welt. Es ist wie der Musikverein in Wien", sagte Rattle. Die Münchner sollten deshalb "nach Wuppertal schauen" und "traurig sein, dass sie das nicht selbst haben".

Rattle hat mit den Berliner Philharmonikern zweimal in München gastiert, er kommt mit dem Orchester aber seit Jahren nicht mehr hierher. Zuletzt dirigierte er in der vergangenen Woche in München das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks bei zwei Konzerten im Herkulesaal. Der Herkulessaal ist Rattle zufolge "ein wirklich besonderer Saal, aber leider viel zu klein". Mit seinen nur 1200 Plätzen rechne er sich nicht für Gastsspiele der Berliner Philharmoniker. Rattle ist davon überzeugt, dass sich die Anziehungskraft der Musikstadt München durch einen neuen Konzertsaal schlagartig verbessern würde: "Wir würden nicht bloß kommen, wir würden herrennen."

Das ganze Interview lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung vom 6. November 2012.

© SZ vom 06.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: