"Digitalanalog" im Gasteig:Wegweiser durchs Kabel-Labyrinth

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Dem Himmel so nah: Das Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra will die Gäste mit dem neuen Album "King and Queen" zum Tanzen bringen. (Foto: Digitalanalog)

Das "17. Digitalanalog" verwandelt den Gasteig zwei Tage lang in ein interaktives Klanglabor. Außer Konzerten gibt es Videokunst, Installationen und Synthesizer zum Selberspielen.

Von Michael Zirnstein

Ob sie dann auch persönlich im Gasteig vorbeischauen, ist eine andere Frage. Aber zumindest im Vorfeld drängeln sich die Politiker ums "Digitalanalog"-Festival. Fünf wohlwollende Grußworte gibt es im stattlichen Programmheft zur 17. Runde: Während Oberbürgermeister Dieter Reiter als Schirmherr den Trend erkennt, dass mit Voranschreiten der Digitalisierung auch "die Liebe zu den analogen Produkten der stofflichen Welt" wächst und beides sich hier beim Festival vertrage, weist Kulturreferent Hans-Georg Küppers darauf hin, dass technische Entwicklungen auch den künstlerischen Schaffensprozess beeinflussen.

Die Kultursprecher der drei großen Parteien danken dem Organisations-Team um Claudia Holmeier für das Festival, das Richard Quaas von der CSU zu den "ganz besonderen Kulturevents" in der Stadt in eine Reihe mit Filmfest, Literaturfest und der Biennale stellt. Seltsam darob, dass sich die finanzielle Unterstützung der Stadt auf die Bereitstellung des Gasteigs beschränkt. Die Veranstalter müssen die Gäste um Spenden bitten - um das Festival weiter zwei Tage lang bei freiem Eintritt und den Künstlern wenigstens Reisekosten und Essen anbieten zu können.

Auch für der Strom für die interaktiven Installationen wie "Beside", "Labyrinth des Vergessens" und "Gasteig Noise Labor" sowie die Videowände müsse das Team aufkommen - und da kommt einiges zusammen, denn von Anfang an beschränkte sich Digitalanalog nicht auf Grenzen-auslotende Konzerte, sondern verblendet diese mit Videokunst zum audiovisuellen Spektakel, diesmal von VJs von SicoVaja, Ni/Ma, Zielgruppe, Luxart, Nadine Kupotzka, Dieselqueen und vielen mehr.

Die Musik dazu ist mindestens genauso bunt zusammengestellt, beim Zappen von Saal zu Saal lässt man sich vom Songwriter Chuck Winter zu den kratzbürstigen Elektropopper Freizeit 98 mitreißen, vom Elektro-Produzenten Hutenberger zur Zirkus-Pop-Show von Kim Twiddle und dem Analog-Synthesizer-Rave des La Brass Banda-Ablegers Ströme zu Münchner Bands wie Matija, Lischkapelle, Triska, Tula Troubles und dem Skydrunk Heartbeat Orchestra. Film-Soundtrack-hafte Räusche erzeugen Peter "No Goods" Pichler mit seinem Trautonium und die Filmmusiker Superstrings.

Weil man nicht nur konsumieren, sondern selbst aktiv werden soll, helfen wieder Synthesizer-Spezialisten wie Herr Schneider oder das Synth-Werk beim Durchforsten eines Dschungels an Kabeln, Steckern und Reglern.

Digitalanalog, Fr./Sa., 20./21. Okt., 20.30 Uhr, Gasteig, Rosenheimer Str. 5, Eintritt frei

© SZ EXTRA vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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