Stichwahl in Röhrmoos:Nur Gewinner

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Dieter Kugler (CSU) siegt in Röhrmoos zwar mit 57, 93 Prozent, aber Volker Nist (Freie Wähler) schlägt sich achtbarer, als nach dem ersten Wahlgang erwartet.

Von Wolfgang Eitler

Noch-Bürgermeister Hans Lingl (Freie Wähler, re.) gratuliert seinem Nachfolger Dieter Kugler (CSU). (Foto: DAH)

Im Überschwang der Gefühle ruft der CSU-Ortsvorsitzende Burkhard Haneke mitten in den Sitzungssaal hinein: "Wo bleibt der Sekt?" Es gibt keinen. Dann: "Was ist das für ein Saftladen hier. Das müssen wir ändern." Nur er zeigt sich im Röhrmooser Rathaus vom Ergebnis des Bürgermeisterkandidaten Dieter Kugler (57,93 Prozent) euphorisiert und kündigt gleich einen Politikwechsel an: vermutlich unter seiner Führung als künftiger Fraktionsvorsitzender seiner Partei im neuen Gemeinderat. Dagegen hätten sich einige seiner Parteifreunde ausdrücklich gewünscht, dass der SPD-Landratskandidat Martin Güll gewonnen hätte. "Schade", hieß es. Derweilen kümmerte sich Wolfgang Götz von der SPD, der gegen Kugler im ersten Wahlgang verloren hatte, schon längst nicht mehr um das Röhrmooser Ergebnis: "Wahnsinn, Florian Hartmann liegt in Dachau vorne." Das blieb der dortige SPD-Kandidat bekanntlich bis zum Schluss der Auszählung.

Die Landratswahl und die Niederlage von Peter Bürgel (CSU) in Dachau überschatten das Ergebnis in Röhrmoos. Außerdem ist Dieter Kugler - wenn er nicht gerade als Zuschauer auf dem Fußballplatz weilt und sein Team anfeuert, insbesondere das der Frauen - von dezenter Zurückhaltung. Auf die Frage, was für eine Botschaft er denn nun nach seinem Erfolg habe, sagt er: "Ich bin ein Bürgermeister für alle." Und wie soll seine Bilanz nach sechs Jahren ausschauen? Da stöhnt Kugler auf, weil er nicht selbstgewiss wirken will: "Dass wir in Röhrmoos mehr Bürgerbeteiligung haben. Also einen anderen Politikstil." Damit zielt er anscheinend darauf ab, dass der bisherige Gemeinderat doch sehr darauf geachtet hat, die wichtigen Themen unter sich zu verhandeln. Und er fügt noch hinzu: "Ich will die interkommunale Zusammenarbeit verstärken." Da liegt er im Trend aller 17 Dachauer Kommunen, die wissen, dass zentrale Anliegen wie der Verkehr oder die Energiepolitik nur noch gemeinsam zu lösen sind.

Allerdings muss ihm das Röhrmooser Ergebnis auch zu denken geben. Denn sein Kontrahent Volker Nist von den Freien Wählern hat in den Ortschaften Röhrmoos und Großinzemoos klar gewonnen. In den vier Wahllokalen von Röhrmoos mit 52,6 Prozent, 51,28 Prozent, 53,86 Prozent und in Großinzemoos mit 52,4 Prozent. Dort holte sich Kugler eines der beiden Wahllokale mit 51,46 Prozent.

Insofern fühlt sich Volker Nist nun nicht als der große Verlierer, als der er nach dem ersten Wahlgang am Sonntag, 16. März, mit knapp 33 Prozent erscheinen konnte. Kugler lag bei 49,5 Prozent. Auf die Frage, ob er sich jetzt, zugespitzt formuliert, als Bürgermeister von Röhrmoos und Großinzemoos fühle, sagt Nist vorsichtig, dass ihn dieses Ergebnis zumindest freue. Allerdings muss er einräumen, dass er alle drei Auszählungen der Briefwahl verloren hat. Da erreichte Kugler Ergebnisse bis zu 65,10 Prozent. Schon am 16. März gewann er die Briefwahl eindeutig. Den Ausschlag für Kugler dürfte indes die Wahlbeteiligung gegeben haben, die in den Ortschaften um Röhrmoos und Großinzemoos herum prozentual wesentlich höher war. Volker Nist, der im Vergleich zu 2008 das Wahlergebnis als Gemeinderat verdreifacht hat, sagt bedauernd: "Es ist uns nicht gelungen, die Wähler zu mobilisieren.

Wegen der seiner Ansicht nach niedrigen Wahlbeteiligung zeigt sich auch Kugler besorgt. "Mein Ziel ist es", fügt er noch auf die Frage nach seiner Botschaft hinzu, "Bürgermeister auch für die Bürger zu sein, die nicht zur Wahl gegangen sind." Allerdings ist die Beteiligung im Vergleich so schlecht nicht. In der großen Kreisstadt waren es 40,23 Prozent, in Petershausen 64,50 Prozent und in Röhrmoos 59,44 Prozent.

© SZ vom 31.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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