S-Bahn-Ausbau:Linie-A-Projekt wird zur Hängepartie

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Weil am Eisenbahn-Bundesamt Personalmangel herrscht, verschiebt sich die Fertigstellung des wichtigsten Verkehrsprojekts im Landkreis vermutlich über den Dezember 2014 hinaus.

Wolfgang Eitler

- Der Ausbau der Linie A zur elektrifizierten S-Bahn kommt nicht voran und damit das wohl wichtigste Verkehrsprojekt für den Landkreis. Mit dieser Nachricht überraschte die Dachauer CSU-Bundestagsabgeordnete und Landesgruppenchefin in Berlin, Gerda Hasselfeldt, den Kreisverband ihrer Partei am vergangenen Samstag. "Ich kämpfe darum, dass die Linie A nicht auf die lange Bank geschoben wird", sagte Hasselfeldt auf der Kreisversammlung am Samstag in Dachau. "Davon wusste ich nichts", wunderte sich Hans Lachner, stellvertretender Bürgermeister von Markt Indersdorf und CSU-Ortsvorsitzender noch auf der Veranstaltung. Seine Gemeinde liegt an der Strecke von Altomünster über Dachau nach München. Indersdorfs Bürgermeister Josef Kreitmeir (Freie Wähler) sagte der SZ am Sonntag: "Des is ja Wahnsinn."

Wie die Dachauer Bundestagsabgeordnete am Rande der Kreisversammlung am Samstag im Gespräch mit der SZ hinzufügte, ist ihr auf der "Beamtenebene" des Eisenbahn-Bundesamts, welche den Ausbau der Linie genehmigen soll, mitgeteilt worden, dass zu wenig Personal vorhanden sei, um die sogenannte Planfeststellung zu beginnen. "Sie könnte verlangsamt werden", sei ihr gesagt worden. Alle Bahnprojekte in Deutschland müssen von der Bundesbehörde genehmigt werden. Hasselfeldt kündigte an, darauf hinwirken zu wollen, dass das Dachauer Projekt "zügig bearbeitet wird".

Nach den Hiobsbotschaften aus dem Bayerischen Wirtschaftsministerium am Freitagmorgen im Kreisausschuss, wonach der Entwurf zum Landesentwicklungsplan im Ergebnis die Zukunftschancen des Landkreises und seiner Kommunen erheblich beeinträchtigen würde, folgte am Samstag darauf die zweite unerfreuliche Nachricht. Denn das Linie-A-Projekt entscheidet maßgeblich darüber, ob es gelingt, mehr Verkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Ohne eine schnellere Linie brauchen die Anliegergemeinden an neue Baugebiete nicht zu denken.

Bereits Anfang März dieses Jahres hatten die Bürgermeister der A-Linie, soweit sie den Freien Wählern angehören, an den bayerischen Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) appelliert, das Bauvorhaben nicht zu verzögern und die Finanzierung zu sichern. Damals sagte der Obmann der 17 Dachauer Bürgermeister, Konrad Wagner, dass es über die Finanzierung hinaus auch noch Ungereimtheiten bei der Planfeststellung gibt. Über den Abschluss des Verfahrens, so Wagner, seien keine genauen Auskünfte zu erfahren. Alfred Herbst, der im Landratsamt für Einrichtungen des Landkreises zuständig ist, sagte damals, dass die Regierung von Oberbayern immer noch einige Punkte klären müsse. Deshalb lägen die Planunterlagen nicht beim Eisenbahnbundesamt vor. Zumindest diese Hürde ist genommen. Mit ihr ist anscheinend noch nicht viel gewonnen.

Der ursprüngliche Plan, die elektrifizierte Strecke zum 100-jährigen Bestehen der Lokalbahn von Dachau nach Altomünster im Herbst 2013 in Betrieb zu nehmen, ist längst Makulatur; die Fertigstellung soll jetzt im Dezember 2014 erfolgen. Ob es bei diesem Termin bleiben wird, ist allerdings keineswegs sicher. Er ist seit dem vergangenen Samstag, seit den von Hasselfeldt vorgetragenen Sorgen, unsicherer denn je. "Das ist das Erste, was ich höre", sagte der Indersdorfer Bürgermeister Josef Kreitmeir der SZ. Mit weiteren Verzögerungen durch das Eisenbahnbundesamt hatte er nicht gerechnet. Allenfalls hat er sich vorstellen können, "dass wir Gemeinden an der einen oder anderen Stelle unsere Pläne nachbessern müssen"; dass beispielsweise der eine oder andere Bahnübergang nicht nach den Vorstellungen der Gemeinden realisiert werden kann. Bekanntlich müssen viele geschlossen werden, damit die Linie A künftig schneller unterwegs sein kann.

Kreitmeir berichtete von einem Gespräch der Linie-A-Bürgermeister, die sich kürzlich getroffen hätten, um zu beraten, wie sie den Druck auf die Politik verstärken könnten. Besonders auf den bayerischen Wirtschaftsminister Zeil. "Denn die Finanzierungsvereinbarung ist immer noch nicht unterschrieben", sagte Kreitmeir weiter. Angesicht der Personalprobleme im Eisenbahn-Bundesamt fürchtet er, es könnte bald verkündet werden, dass "kein Geld mehr vorhanden ist". "Dann haben wir die großen Verkehrsprobleme, die wir nicht lösen können." Kreitmeir machte sich am Sonntag auf den Weg zum Kreisbrandtag in Schwabhausen. "Ich muss mit meinen Kollegen reden."

© SZ vom 24.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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