Odelzhausen:Sichtschutzzaun trennt Flüchtlinge von Anwohnern

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Einige Odelzhausener sehen das Asyl für 75 Menschen kritisch. Landrat Stefan Löwl und die Caritas versuchen zu vermitteln.

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

75 asylsuchende Flüchtlinge werden voraussichtlich Mitte November nach Odelzhausen kommen. Wie sehr dies die Bürger bewegt, wurde bei einer Informationsveranstaltung deutlich, zu der Landrat Stefan Löwl (CSU) nach Odelzhausen gekommen war: Mehr als 200 Menschen besetzten im Mehrzweckraum der Schule auch noch den allerletzten Stehplatz. Die ersten Container werden derzeit zwischen dem Lärmschutzwall an der A 8 und dem Wohngebiet östlich des Ortszentrums aufgestellt, was viele mit Interesse verfolgen.

Vor der Veranstaltung war offenbar Kritik am geplanten Standort laut geworden: Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) bestätigte der SZ, dass Anwohner des Wohngebiets eine Unterschriftenliste übergeben hatten, auf der an die 70 Personen ihre Besorgnis bezüglich verschiedener Aspekte der geplanten Unterkünfte anmeldeten. Mittlerweile, so Trinkl, seien in einem nicht-öffentlichen Gespräch mit Anwohner-Vertretern, an dem auch Landrat Stefan Löwl teilgenommen habe, die meisten Kritikpunkte ausgeräumt worden. So sei es etwa um die Abgrenzung der Gartengrundstücke gegangen. Jetzt sei ein hoher Sichtschutzzaun geplant: "Für die meisten ist das so in Ordnung", sagt Trinkl. Weitere Details zu dem Anliegertreffen will Trinkl nicht nennen: Schließlich habe es sich um ein vertrauliches Gespräch mit nicht-öffentlichem Charakter gehandelt.

In der Versammlung schilderte Landrat Löwl zunächst die gegenwärtige Situation und rief die vielen Zuhörer in der Schule zu aktiver Mithilfe auf. "Was auf uns zukommt, ist nichts, was Bund, Länder und Kommunen allein bewältigen können - Sie sind gefragt mitzumachen", erklärte er. Bis zum Jahresende, so Löwl, würden voraussichtlich 1900 Flüchtlinge im Landkreis leben.

Wie das "Mitmachen" der Bürger aussehen kann, schilderten Irmi Wirthmüller und Christine Torghele vom Caritas-Zentrum Dachau. Die beiden Frauen beschrieben die Umstände, unter denen die Flüchtlinge leben werden: In drei Containereinheiten werden jeweils 25 Personen in Doppelzimmern wohnen. Diese seien mit dem Nötigsten ausgestattet; es bestehe jedoch "Ergänzungsbedarf". Spenden solle man jedoch nur nach Rücksprache mit dem Helferkreis abgeben und den Leuten keinesfalls "einfach vor die Türe stellen". Mitmachen im Helferkreis könne jeder, "egal ob alt oder jung, mit oder ohne Fremdsprachenkenntnisse". Wichtig sei die Begegnung mit den Menschen, die hier leben werden: "Lassen Sie sich darauf ein", appellierten die beiden Caritas-Vertreterinnen. Man könne unter anderem eine Lesepatenschaft für Kinder übernehmen, in einer "Radlwerkstatt" Hilfe zur Selbsthilfe geben, Begleitung zu Ärzten und Behörden oder Deutschunterricht anbieten. Oder auch mal jemanden einladen: "Auch Muslime feiern gerne Weihnachten."

Auch die Bürger selbst kamen bei der Veranstaltung zu Wort. Sie äußerten Sorgen bezüglich möglicher Sachbeschädigungen an Pkws auf dem nahen P&R-Platz, Belästigungen und unerwünschter Anmache auf der Straße oder der "fremden Mentalität" der Menschen, die zu ihnen kommen. Landrat Löwl erklärte, er nehme die Sorgen der Menschen ernst, betonte aber, dass es eine Reihe von Instanzen gebe, angefangen beim Landratsamt über Caritas-Mitarbeiter und den Sicherheitsdienst bis hin zur Polizei, an die man sich, falls nötig, wenden könne. Eine Aufstockung der Container sei technisch nicht möglich, allenfalls müsste später ein zweiter Standort gefunden werden. Auch eine "Zwangseinweisung" von Flüchtlingen in Privatwohnungen, die ein Mann befürchtete, hält der Landrat für kaum denkbar.

Die große Mehrzahl der Veranstaltungsteilnehmer schien solche Sorgen nicht zu teilen: Es gab auch solche Redebeiträge, in denen auf positive Aspekte des Zuzugs von Menschen mit teilweise guter Ausbildung hingewiesen wurde. Entsprechend groß war auch das Interesse an Unterlagen, mit denen man sich für eine Teilnahme am Helferkreis melden kann. Ein erstes Koordinierungstreffen findet an diesem Dienstag, 6. Oktober, um 20 Uhr im Mehrzweckraum der Grund- und Mittelschule statt. Dazu lädt die Gemeinde alle interessierten Bürger ein, die bereit sind, sich ehrenamtlich zu engagieren.

© SZ vom 06.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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