Mobilfunkmasten:Die Ohnmacht Karlsfelds

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In Karlsfeld wurde erst vor einem Jahr ein neuer Mobilfunkmast errichtet. Doch dessen Kapazität reicht offenbar nicht aus. T-Mobile will einen weiteren aufstellen - gegen den Willen der Gemeinde.

Gregor Schiegl

Die Standorte für Sendemasten, auf die sich Karlsfeld in langwierigen Verhandlungen mit den Mobilfunkbetreibern am Runden Tisch geeinigt hat, reichen für die Versorgung der Gemeinde offenbar doch nicht aus. Die Telekom-Tochter T-Mobile hat im dicht besiedelten Bereich an der S-Bahn überraschend einen neuen Standort beantragt.

Der  Mobilfunkmast am Bayernwerkgelände in Karlsfeld. (Foto: Toni Heigl)

Dort war erst im vorigen Jahr der 90 Meter hohe Richtmast demontiert worden ("Karlsfelder Eiffelturm") und durch einen 40 Meter hohen Sendemasten am nördlichen Ortsrand ersetzt worden. Ziel war es, die Mobilfunkstrahlung in dem sensiblen Gebiet zu minimieren. Auf dem Areal entsteht derzeit eine 17 Hektar große ökologische Siedlung. Die Fachoberschule hat dort auch ihren Sitz.

Mario Jaritz, Vertreter von T-Mobile, erklärte den neuen Bedarf mit "massiven Beschwerden" aus dem westlichen Bereich Karlsfelds. Inzwischen nutzten viele Kunden die neue UMTS-Technologie, die aber höhere Ansprüche an die Sendekapazitäten stelle als der übliche Mobilfunkstandard GSM. T-Mobile müsse "schnell und flexibel reagieren, sonst verlieren wir die Kunden".

Längst liefen nicht mehr nur Telefongespräche über das Mobilfunketz, sondern zunehmend auch Datenverkehr. Deshalb habe sich der Bedarf allein von 2007 bis 2009 verdoppelt. Mario Jaritz: "Der Mobilfunkmarkt ist extrem dynamisch."

Angeblich haben sowohl Vertreter von T-Mobile als auch deren Mitbewerber O2, Vodafone und E-Plus bereits vor einem halben Jahr am Runden Tisch darauf hingewiesen, dass der neue Sendemast am Ortsrand nur eine "Kompromisslösung" sei; beim UMTS-Verkehr könnten Probleme auftreten. Tatsächlich habe sich gezeigt, dass eine gute Sendeleistung für UMTS gerade mal bis zum nördlichen Rand der Bebauung in Karlsfeld gewährleistet sei.

An den Gesprächen waren Vertreter aller Fraktionen beteiligt; von einer Kompromisslösung sei aber nie die Rede gewesen, sagen sie. "Wir gingen immer davon aus, dass der Mast den Eiffelturm adäquat ersetzt", sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU).

In dem von der Telekom angegebenen Suchkreis könne die Gemeinde jedenfalls "keinen Standort zur Verfügung stellen". Günter Bunk (SPD) warf dem Unternehmen Planungsfehler vor. Dag Hogh-Binder (CSU) klagte über mangelnde Sensibilität.

In Kürze soll das neue Mobilfunkformat LTE eingeführt werden, das noch leistungsfähiger ist als UMTS. "Dann wird der Markt ja noch dynamischer", sagte Hogh-Binder und fragte: "Was kommt als nächstes auf uns zu?"

Trotz des Unmuts will die Gemeinde den Dialog im Rahmen des Mobilfunkpakts Bayern fortsetzen. Der ist, wie Jaritz sagt, allerdings nur "ein freiwilliges Dialogforum" . Das heißt: Solange Mobilfunkbetreiber die Maßgaben des Baurechts einhalten, können sie sich einen Standorte frei aussuchen, den die Gemeinde nolens volens genehmigen muss. "Wir sind keine gleichberechtigten Partner", bilanzierte Marco Brandstetter vom Bündnis enttäuscht. "Das Vertrauen ist angekratzt."

© SZ vom 12.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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