Karlsfeld:Traum vom Tunnel ist ausgeträumt

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Der Bund hat die Baumaßnahme an der Münchner Straße zur Entlastung von Karlsfeld nicht in seinen Verkehrswegeplan aufgenommen.

Von Gregor Schiegl und Helmut Zeller, Dachau

Der Bund hat die von der Gemeinde Karlsfeld beantragte Untertunnelung der B 304 nicht in den neuen Verkehrswegeplan aufgenommen. Er findet darin nicht mal Erwähnung als nachrangiges Verkehrsvorhaben. "Ich befürchte, das Thema ist damit erledigt", sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) am Mittwoch. "Ich finde das jammerschade." Schon seit den Neunzigerjahren wird in Karlsfeld über einen Tunnel unter einem Teilabschnitt der vierspurigen Bundesstraße diskutiert. Der Durchgangsverkehrs sollte damit unter die Erde verlegt und die Gemeinde, die als Pendlernadelöhr des Landkreises nach München gilt, entlastet werden.

Warum das Projekt Karlsfelder Tunnel nun "sang- und klanglos gestrichen" wurde, ist für Rathauschef Kolbe schwer nachvollziehbar. "Die Verkehrszahlen belegen, dass wir ein Riesenproblem haben." Täglich rollen mehr als 40 000 Fahrzeuge durch Karlsfelds Ortsmitte - Tendenz steigend. Bereits 2002 war der Karlsfelder Tunnel aus der Vorhabenliste des Bundes gefallen, weil er die Straße an den Freistaat abtreten wollte - der sie aber selbst nicht haben will, weil damit auch Kostenverpflichtungen verbunden sind.

Enttäuschung, aber keine Überraschung

Nach 2002 hatte auch die Gemeinde das Vorhaben zunächst nicht mehr weiter verfolgt. Vor drei Jahren erlebte die Idee des Tunnels aber eine Renaissance. Auf Wunsch der Gemeinde wurde das Staatliche Bauamt mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt und auch die Wiederaufnahme in den Bundesverkehrswegeplan beantragt. Kolbe schrieb sogar zwei Briefe an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), in der er auf die Dringlichkeit des Projekts hinwies. Auf die Antwort des Ministers wartet er noch immer.

Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) reagierte enttäuscht. "Das ist traurig, habe ich mir aber schon gedacht". Der Wegfall einer Untertunnelung der B 304 in Karlsfeld hat auch einen Dominoeffekt: Als Folge davon dürfte der Verkehr in und um die Stadt Dachau zunehmen, wie der Landrat sagte. Die geplante Nord-Ost-Umfahrung Dachaus wird danach ausgerichtet werden müssen.

Es gibt auch gute Nachrichten

Aber der Bundesverkehrswegeplan hält auch freudige Ergebnisse für den Landkreis bereit: Der Ausbau der beiden Bundesstraßen, die den benachbarten Landkreis Fürstenfeldbruck durchschneiden (B471 und B2), ist eine wesentliche Komponente in der Planung des Dachauer Kreises für einen verbesserten öffentlichen Nahverkehr. Eine leistungsfähige Strecke ohne Stau im Fürstenfeldbrucker Landkreis ist sogar die Voraussetzung von Löwls Plänen für eine Tangentialverbindung der landkreisübergreifenden Buslinien mit S-Bahn-Anschluss. Vorgesehen ist folgende Route: Buchenau, Fürstenfeldbruck, Esting und über das Bergkirchner Gewerbegebiet Gada zum Bahnhof Dachau. In welchem Takt, müsse jetzt noch entschieden werden, sagte Landrat Löwl.

Besonders aber freute den Landrat eine Maßnahme: Der Katalog enthält den vierspurigen Ausbau der B 471 von Dachau zur Anschlussstelle der Autobahn A 92. Die Auffahrt auf die Autobahn müsse kreuzungsfrei als Kleeblatt ausgebaut werden, hat der Dachauer Landrat immer wieder gefordert. Zusammen mit seinem Münchner Kollegen Christoph Göbel (CSU) hat er dafür in politischen und Gesprächen mit den Fachbehörden offenbar den Weg geebnet. Die ursprünglich vorgesehene Variante einer Ampellösung würde nämlich zu untragbaren Verkehrsverhältnissen auf der Nord-Ost-Umfahrung führen. "Wenn das Kleeblatt kommt, bin ich sehr glücklich", sagte Landrat Löwl.

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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