Dachau:Der etwas andere Supermarkt

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Die Caritas eröffnet am Ortsrand einen ungewöhnlichen Laden. Die Mitarbeiter sind psychisch krank.

Petra Schafflik

Noch werden Malerpinsel geschwungen und Trennwände gezimmert. Eine nüchterne Industriehalle im Gewerbegebiet Dachau-Ost verwandeln Caritas-Betreuer und ihre Klienten in ein freundliches Umfeld für den Gebrauchtwarenmarkt "ProBe", ein besonderes Arbeitstraining für psychisch Kranke. Das Projekt zieht von der Friedenstraße an den Ortsrand, weil die Stadt als Eigentümer die alten Räume gekündigt hat. Nach dem aufwendigen Umbau läuft nun Am Hörhammermoos langsam der Betrieb an: Die Warenannahme ist geöffnet, am 22. Juni startet dann der erste Verkaufs-Mittwoch. "Unsere Stammkunden warten schon", sagt Leiterin Katharina Wolf.

Für den Gebrauchtwarenmarkt einen neuen Standort zu finden war wichtig. Denn das Arbeitsangebot, gespendete Ware zu sortierten, aufzubereiten und zu günstigen Preisen zum Verkauf anzubieten, ist seit der Eröffnung 1999 ein wichtiger Baustein der Caritas- Tagesstätte, die psychisch Kranken Tagesstruktur, Freizeitgestaltung und Arbeitstraining bietet. Viele Landkreisbewohner unterstützen das Projekt: Zuletzt kamen an den Verkaufstagen 200 Kunden vorbei, pro Woche lieferten 50 Bürger Sachspenden ab. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass langjährige Besucher das ein wenig versteckt liegende Objekt mit der Postanschrift Am Hörhammermoos 12 längst entdeckt haben. "Einige haben uns zur Aufmunterung sogar Kuchen vorbeigebracht", erzählt Wolf.

Denn alle Arbeiten rund um Umzug und Neugestaltung des Gebrauchwarenmarkts hat in den vergangenen Wochen das dreiköpfige Caritas-Team mit den 20Beschäftigten gemeinsam gestemmt. Noch am alten Standort in der ehemaligen Feuerwehrhalle wurde konzipiert, wie der neue Markt funktionieren soll. Denn der Neustart ist für das Projekt auch eine Chance, die Arbeitsabläufe zu optimieren. "Auf Millimeterpapier haben wir alles akribisch bis ins Detail geplant", erzählt Wolf. Die großzügigen 700 Quadratmeter werden in funktionelle Verkaufsnischen unterteilt, auch ein Besucher-Café, das sich in der Feuerwehrhalle zum Publikumsmagneten entwickelt hat, wird wieder angeboten. Das Team vom Gebrauchtwarenmarkt hat sich entschieden, die Umbauarbeiten so weit wie möglich in Eigenregie zu organisieren, um Kosten zu sparen. Ganz nebenbei haben sich durch diese ungewohnten Herausforderungen für die psychisch kranken Beschäftigten viele positive Erfahrungen ergeben. "Unsere Klienten haben neue Fähigkeiten entdeckt und überall mit angepackt", sagt Ergotherapeutin Christine Kuhn-Griem, die gerade selbst ein letztes Regal aufbaut. Daneben werkelt einer ihrer Klienten. "Trennwände zusammenschrauben macht Spaß", bestätigt der junge Mann, der im Gebrauchtwarenmarkt Bücher verkauft hat. Anstrengend sei der neue Job nicht, "das macht alles der Akku-Schrauber".

Jetzt gilt es noch, Ware einzuräumen, die derzeit vor der Halle in zwei Überseecontainern lagert. Auch Spenden werden zu den gewohnten Zeiten wieder angenommen, "außer Möbel, weil die Ausstellungsfläche noch nicht frei ist". Der Verkauf wird am 22. Juni starten. "Darauf freuen wir uns", sagt Katharina Wolf.

© SZ vom 10.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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