Dachau:Betten neben Burgern

Lesezeit: 2 min

Mitten im Dachauer Gewerbegebiet soll ein Hotel entstehen - ohne Bar und Restaurant.

Walter Gierlich

Urlaub wird wohl niemand machen in dem Hotel, das der Bauausschuss des Stadtrats in seiner jüngsten Sitzung einstimmig befürwortet hat. Denn die Lage zwischen Alter Römerstraße und Newtonstraße ist für Touristen wohl alles andere als attraktiv. Trotzdem werde mit dem geplanten Hotel eine Lücke geschlossen, wie Wirtschaftsreferentin Christine Unzeitig (CSU) sagte, denn der Neubau sei "für Geschäftsreisende notwendig". Die Lücke wird nicht nur im übertragenen Sinn geschlossen, sondern auch in der Realität, denn das Hotel soll zwischen einer Tankstelle und einem Hamburger-Brater entstehen.

Kein Platz für lange Urlaubsaufenthalte: Die Baulücke im Gewerbegebiet, in der ein Hotel entstehen soll. (Foto: © joergensen.com)

Der Stadt liegt ein Antrag auf Vorbescheid der österreichischen Immobilienentwicklungsgesellschaft Red Serve vor, ob ein Hotel in dieser Lage im Gewerbe überhaupt möglich sei. Das Unternehmen möchte auf dem Areal von fast 5000 Quadratmetern ein sogenanntes Budget-Hotel mit 112 Doppelzimmern auf insgesamt drei Geschossen errichten. Dabei handle es sich um "ein modern gestaltetes, funktionelles Hotelprodukt, das die Bedürfnisse des Übernachtens auf kleinstem Raum perfekt befriedigt, und auf weitreichende zusätzliche Hotelinfrastruktur verzichtet", heißt es im Antrag. Restaurant und Bar beispielsweise sind also nicht eingeplant, dafür Internetzugang, und Ein- und Auschecken rund um die Uhr.

Zielgruppe sollen neben Geschäftsreisenden aber auch Jugendliche und Familien sein. Schließlich sieht man beim Investor auch Besucher der nahen KZ-Gedenkstätte als Zielgruppe für Übernachtungen. Den Stadträten will das Unternehmen die Planung dadurch schmackhaft machen, dass es einen "Mehrwert für Dachau" sieht. Die Übernachtungskapazitäten würden gesteigert und für Geschäftsreisende würden günstige Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen. Profitieren würde auch die Gastronomie in der Umgebung, da das Hotel selbst auf ein Restaurant verzichtet. Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Erhöhung des Steueraufkommens wirft die Red-Serve-Entwicklungsgesellschaft auch ein städtebauliches Argument in die Waagschale: Der Neubau bringe eine "visuelle Aufwertung der Alten Römerstraße". Als potentielle Betreiber des Hotels listet Red Serve verschiedene Konzerne auf: B&B-Hotels, Meininger Hotels, Motel One oder Roomz.

Das Stadtbauamt steht dem Vorhaben in seiner Beschlussvorlage positiv gegenüber, folgt aber dem Antragsteller in dessen Einschätzung, dass es sich "um ein Hotel mit regelmäßig kurzer Verweildauer der Gäste" handle und nicht "um ein Hotel, in dem sich die Gäste zur Erholung oder Freizeitzwecken befinden". Auf jeden Fall sei ein Beherbergungsbetrieb "uneingeschränkt zulässig".

Die Bauleitplanung sieht allerdings zwischen dem Bau und der Alten Römerstraße einen 17,5 Meter breiten Grünstreifen vor. Um die Autos der Gäste unterzubringen, ist ein Parkdeck mit drei Ebenen und einer Gesamthöhe von rund 5,50 Metern vorgesehen. Dabei gibt es einen erstaunlichen Punkt: Während normalerweise die Stadt hinterher sein muss, dass ein Bauherr die notwendige Zahl an Stellplätzen anbietet, fragt Red Serve, ob es auch zulässig sei, 20 Parkplätze mehr zu schaffen, als gefordert.

Im Bauausschuss gab es keinerlei Diskussion. Einzig Wirtschaftsreferentin Unzeitig nahm Stellung und lobt die Wirtschaftsförderung der Stadt, die das Projekt an Land gezogen habe.

© SZ vom 27.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: