Dachau:Barrierefrei zur Gedenkstätte

Umgebauter Übergang

Oberbürgermeister Florian Hartmann (rechts) präsentiert den barrierefrei gestalteten Überweg an der Pater-Roth-Straße.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Stadt investiert in einen behindertengerechten Umbau der Pater-Roth-Straße am Eingang des Geländes.

Von Petra Schafflik, Dachau

Hunderttausende Besucher kommen jährlich zur KZ-Gedenkstätte. Egal, ob von der Bushaltestelle oder vom Parkplatz her: Immer führt ihr Weg über die Pater-Roth-Straße. Allerdings war dort der Übergang für Menschen mit Behinderung bisher schwer zu erkennen. Orientierungshilfen, wie sie das Behindertengleichstellungsgesetz jetzt vorschreibt, wurden 2005 beim Bau des damals neu konzipierten Eingangs zur Gedenkstätte noch nicht installiert. Die Stadt hat deshalb nun investiert, um den stark frequentierten Bereich barrierefrei umzugestalten.

Ziel war, die Straßenquerung für alle Passanten sicherer zu gestalten. Doch wie? Ein Zebrastreifen sei rechtlich auf einer Strecke mit Tempo-Limit nicht möglich, erklärte Bürgermeister Florian Hartmann (SPD), der die fertige Baumaßnahme am Dienstag präsentierte. Auch eine Ampel verstärke eher die Gefahrensituation, da sie von großen Besuchergruppen kaum beachtet werde. Und ein neuartiger "Shared Space", wo sich alle Verkehrsteilnehmer den Straßenraum gleichberechtigt teilen, ist nicht für alle Nutzer ideal. Sehbehinderte, darauf hatte der Blindenbund aufmerksam gemacht, können sich in so einem vielfach genutzten Raum nämlich schlecht orientieren. Nach Gesprächen mit Vertretern von staatlichem Straßenbauamt, KZ-Gedenkstätte, Polizei, Blinden- und Sehbehindertenbund, den Stadtwerken als Betreiber der städtischen Busse und dem Behindertenbeauftragten der Stadt wurde schließlich eine verkehrsberuhigte Zone im kurzen Bereich der Querung ausgewiesen. Auf einer Länge von 50 Metern dürfen Fahrzeuge die Pater-Roth-Straße in Höhe der Bushaltestellen nur im Schritttempo passieren.

Rollstuhlfahrerfreundlicher Belag

Damit das Areal einen platzartigen Charakter bekommt, erhielt die Fahrbahn einen ebenen, rollstuhlfahrerfreundlichen Naturpflaster-Belag. Dadurch sollen Autofahrer motiviert werden, ihr Tempo zu drosseln. Auch wenn vom gestalterischen Ansatz her "eher eine Fußgängerzone" das Ziel war, wie der OB betont, ist doch keine völlig einheitliche Fläche entstanden. Denn Busse benötigen ein hohes Bord, um Fahrgästen einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen. Auf einem schmalen Stück wurden zudem taktile Oberflächen in den Boden eingelassen, die Sehbehinderten die Furt zum Queren der Fahrbahn anzeigen. Daneben gibt es eine Furt, wo der Fußgängerbereich ohne jede Kante nahtlos in die Fahrbahn übergeht. Dort können Rollstuhlfahrer passieren.

Insgesamt "ist das Areal nun nicht nur sicherer, sondern auch ansehnlicher geworden", so das Fazit des Oberbürgermeisters. Die Baukosten von 200 000 Euro seien deshalb gut investiertes Geld. Zumal die Fahrbahn bereits schadhaft war, tiefe Spurrillen aufwies und sowieso eine Sanierung anstand. Auch erhält die Stadt 96 000 Euro öffentliche Fördermittel aus dem Städtebauprogramm Soziale Stadt Dachau-Ost.

Auch die beiden Bushaltestellen an der Gedenkstätte sind nun barrierefrei. Keineswegs eine Ausnahme in der Stadt, denn der behindertengerechte Umbau der 130 Bushaltestellen laufe "vorbildlich", so der OB. Nur 20 Prozent der Stopps stehen noch auf der To-Do-Liste.

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