CSU Dachau:Honigsüß

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Es menschelt: Die Dachauer CSU ehrt ihre Parteijubilare - und die Landtagspräsidentin singt.

Andreas Glas

Landtagspräsidentin Stamm und CSU-Kreisvorsitzender Seidenath. (Foto: Toni Heigl)

Dachau- Wenn es auf Weihnachten zugeht, beginnt die Zeit der Ehrungen. Und wenn Menschen geehrt werden, dann menschelt es. Natürlich hat es auch am Mittwochabend gemenschelt, als die Dachauer CSU im Zieglerbräu ihre Mitglieder geehrt hat. Peter Strauch, der Ortsvorsitzende, eröffnete mit einer Liebeserklärung an Bernhard Seidenath: Es gebe "keinen besseren Stimmkreisabgeordneten" als ihn. Seidenath zog honigsüß nach und nannte den Besuch der Landtagspräsidentin Barbara Stamm einen "emotionalen Moment". Und weil es gerade so schön menschelte, war Stamm dann auch noch nach Singen zumute. Also stimmte sie hinterm Rednerpult ein Geburtstagslied an - für Astrid Christmann, die Landratsgattin.

Bei so viel Rührseligkeit machte es dann auch nichts, dass von den 32 Parteijubilaren nicht einmal die Hälfte gekommen war, um sich die Urkunde für ihre langjährige CSU-Mitgliedschaft abzuholen. Und dass es in diesem Jahr nur drei neue Mitgliederbeitritte gab - halb so wild. Denn umso weniger Neumitglieder sie ehren musste, desto mehr Zeit hatte Barbara Stamm für alte Anekdoten über die "vielen schönen Jahre", die sie mit dem 2014 scheidenden Dachauer Landrat Hansjörg Christmann arbeiten durfte. Und da Stamm und Christmann zusammen auf mehr als 80 Jahre CSU-Mitgliedschaft kommen, waren sie ohnehin die heimlichen Jubilare des Abends.

Neben allerlei formalen Höflichkeiten hob Stamm Peter Bürgels Bemühungen um die deutsch-israelische Aussöhnung hervor: "Es ist vorbildlich, was Sie hier an Versöhnungsarbeit leisten", sagte sie zum Dachauer Oberbürgermeister, der genauso zum Ehrenabend gekommen war wie Bezirkstagspräsident Josef Mederer. Von den wichtigsten Dachauer CSU-Politikern fehlte nur die Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt, weil in Berlin Sitzungswoche ist.

Fast eine Stunde dauerte die Rede von Landtagspräsidentin Barbara Stamm. Sie erzählte hier ein bisschen über Reibereien mit ihrer Tochter Claudia, die für die Grünen im Landtag sitzt, und dort ein bisschen über die alten Zeiten, als Franz-Josef Strauß die Vorschläge der jungen Stamm abblitzen ließ. Dann beschwor sie das christliche Weltbild der CSU als moderne und tolerante Partei, die aber "nicht bereit ist, ihre Werte und Grundpositionen aufzugeben".

Und natürlich betonte Stamm die Bedeutung der Kommunalpolitik: "Es gibt nicht die große Politik und die kleine Politik. Nein, die Kommunalpolitik ist das Herzstück der Politik." Ihre Rede schloss sie mit einem vermeintlich "afrikanischen Sprichwort: Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, dann können sie das Gesicht der Welt verändern." Dass das Sprichwort in Wahrheit vom Österreicher Stefan Zweig stammt - auch halb so wild. An einem so rührseligen Abend, kann man drüber hinwegschauen.

© SZ vom 30.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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