Amtsgericht Dachau:Randalierer kommt noch einmal glimpflich davon

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Im Suff pöbelt ein Familienvater Gäste eines Lokals an und droht: "Hier kommt keiner mehr lebend heraus." Selbst in der Arrestzelle macht er noch Ärger.

Petra Schafflik

Wer den 38-jährigen Familienvater ruhig und mit ernster Mine auf der Anklagebank sitzen sieht, würde ihm die Straftaten kaum zutrauen, die ihm die Staatsanwaltschaft zur Last legt. Doch laut Anklageschrift ist der Mann am Faschingsdienstag in einer Dachauer Kneipe völlig außer sich geraten, hat Gäste beleidigt, den Wirt bedroht, die zu Hilfe gerufenen Polizisten attackiert und danach in der Ausnüchterungszelle randaliert. Auch wenn der 38-Jährige die Vorwürfe nicht explizit einräumt, sind die Aussagen der Zeugen eindeutig. Das Amtsgericht verurteilt den mehrfach Vorbestraften wegen Sachbeschädigung, Beleidigung, Bedrohung, Hausfriedensbruch und Widerstands gegen Polizeibeamte zu einer Haftstrafe von neun Monaten auf Bewährung. Warum der Mann so ausgerastet ist an jenem Abend, das wird auch im Verlauf der gut einstündigen Beweisaufnahme nicht ganz deutlich. Aber Alkohol hat offenbar eine Rolle gespielt. Als sie den 38-Jährigen aufgefordert habe, zum Rauchen ins Freie zu gehen, sei es losgegangen, schildert eine 20-jährige Zeugin. Der offensichtlich angetrunkene Angeklagte habe geschimpft, sie und ihre Freundin als Nutten und Schlampen bezeichnet, Drogen und Geld für Sex angeboten. Doch damit nicht genug: "Er ging von Tisch zu Tisch und hat die Leute belästigt", erinnert sich der Wirt. Als er den Störer des Lokals verweisen wollte, wurde der erst richtig aggressiv. Hier kommt keiner mehr lebend heraus", habe der 38-Jährige geschrien. "Bei mir hat sich noch niemand so aufgeführt", erinnert sich der Gastwirt kopfschüttelnd. Den zu Hilfe gerufenen Polizisten wirft er Schimpfworte wie "Nazis" und "Ausländerhasser" an den Kopf. Noch im Lokal müssen die Beamten dem Mann Handschellen anlegen, "weil er sich so gewehrt hat", schildert einer der Polizisten, der sich im Handgemenge mit dem aggressiven Gast sogar eine Schulterprellung und ein Halswirbelsyndrom zugezogen hat. In der Ausnüchterungszelle randaliert der Mann weiter. "Den Klingelknopf hat er permanent gedrückt gehalten." Danach habe er in die Zelle uriniert und die Matratze zerstört. Der 38-jährige Familienvater, der bei der Verhandlung vor dem Amtsgericht auf einen Anwalt verzichtet, kann zu seiner Verteidigung oder auch nur zur Erklärung wenig vorbringen. Fest steht, dass der Mann an jenem Abend stark alkoholisiert war. Auf der Wache wird später ein Blutalkoholwert von 2,3 Promille festgestellt. Dieses Ergebnis überrascht allerdings alle Zeugen, gerade auch die erfahrenen Beamten, da der Angeklagte damals noch klar artikuliert gesprochen habe. "Eher zwei Bier als zwei Promille", hätte er dem Randalierer zugetraut, formuliert ein Beamter. Der Angeklagte entschuldigt sich knapp bei allen Zeugen. Weil der Mann mehrfach vorbestraft ist und bisher keine Bewährungsfrist durchgehalten hat, fordert die Staatsanwaltschaft elf Monate Haft ohne Bewährung. "Damit zerstören sie mein Leben", sagt der Angeklagte. Weil er seit seiner letzten Haftstrafe arbeite, für seine Kinder sorge, fordert er "wenigstens Bewährung". Das Amtsgericht verurteilt ihn schließlich zu neun Monaten Haft auf Bewährung. Da sich der Mann unter Alkoholeinfluss nicht unter Kontrolle hat, soll er 1200 Euro an die Caritas zahlen und dort an drei Alkoholberatungen teilnehmen. "Ich hoffe, dass ihnen das etwas bringt", gibt ihm Richterin Petra Nolte mit auf den Weg.

Vor der Grundschule in Weichs stoppt die Polizei vieleTemposünder. (Foto: Toni Heigl)
© SZ vom 23.08.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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