94-jährige Gönnerin:Caritas erbt 1,3 Millionen Euro

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Im Büro des Caritas-Geschäftsführers hängt das Bild einer Toten: das von Rosa Maria Magdalena Heinrichsdorf. Ihr Geld rettet seinen Haushalt.

Astrid Zehbe

Als die Dachauerin Rosa Maria Magdalena Heinrichsdorf im November 2007 stirbt, ahnt niemand, welch großzügige Spende sie für Bedürftige in ihrem Testament festgelegt hat. Ihr gesamtes Barvermögen von 1,3 Millionen Euro vermachte Heinrichsdorf dem Caritas-Zentrum Dachau, das jetzt die Spenderin bekannt gemacht und geehrt hat. Millionen-Erbschaften sind eine Ausnahme, aber die Zahl der Menschen, die ihr Vermögen gemeinnützigen Organisationen hinterlässt, steigt. "Diese Entwicklung spüren wir seit ein paar Jahren", sagt Monika Huber vom Caritas-Verband München.

"Mal sind es 500 Euro, mal 200000 Euro, mal sogar ein so hoher Betrag wie der von Frau Heinrichsdorf", erklärt Huber. Solche Spenden sind nicht nur willkommen, die Caritas Dachau und andere Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände sind bei steigenden Ausgaben geradezu darauf angewiesen. Damit könne die Caritas Dachau ihren laufenden Haushalt retten, wie Geschäftsführer Axel Hannemann erklärt. Auf Spenden ist die Caritas angewiesen. Verbandssprecherin Huber bestätigt: "Es ist schon so, dass wir in unregelmäßigen Abständen siebenstellige Beträge aus Nachlässen erhalten." Aber meistens geht das Geld an den Caritas-Verband. Heinrichsdorf aber hat direkt die Dachauer Caritas als Erben eingesetzt, deren Mitarbeiter sie viele Jahre lang bei der Pflege ihres Mannes unterstützten.

Immer mehr Menschen erweisen den gemeinnützigen Organisationen Dankbarkeit. Das bemerkt auch Astrid Merkl von der Stiftung Menschen für Menschen: "Auch wir bekommen mehr Nachlässe mit sehr unterschiedlichen Beträgen." Beim Hermann-Gmeiner-Fonds, der die SOS-Kinderdörfer unterhält, machen Erbschaften mittlerweile 25 bis 30 Prozent der Spendeneinnahmen aus: "Wir bekommen durchschnittlich etwa 300 bis 400 Spenden aus Nachlässen im Jahr", sagt die Nachlass-Verantwortliche Brigitte Schiffner. Davon seien zwei bis drei im siebenstelligen Bereich, meint sie.

Es gibt, sagen die Experten, unterschiedliche Spender: Manche haben ihre Stiftung schon ein Leben lang begleitet, andere berücksichtigen eine Stiftung in ihrem Testament. Obwohl Schätzungen zufolge das vererbte Vermögen in den nächsten Jahren in Deutschland steigt, verzichtet die Caritas auf aktives Werben für gemeinnützige Erbschaften. "Der Tod und damit verbundene Erbangelegenheiten sind sensible Themen. Es wäre falsch, da aktiv Marketing zu betreiben", sagt Caritas-Sprecherin Huber. Wenn sich Menschen für das Thema interessieren, stehe ihnen jedoch ein Jurist beratend zur Seite.

Erbschaftsspenden können zweckgebunden eingesetzt werden. "Manche Menschen haben bestimmte Wünsche, wie ihr Vermögen von uns genutzt werden soll, und es kommt auch vor, dass Erbschaften mit Auflagen, wie etwa der Grabpflege für zehn Jahre, verbunden sind", erklärt Astrid Merkl. Bei besonders hohen Spenden kommt auch die Bildung einer Stiftung in Frage, um das Vermögen zu bewahren. So ist es auch in Dachau: Das Vermögen von Rosa Heinrichsdorf soll in eine Dachstiftung überführt werden, bevor geklärt ist, wie die Caritas Dachau das Geld nutzt. (Seite3)

© SZ vom 29.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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