Berg am Laim/Riem:Mit Verve fürs Viertel

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Zum Start bereit: Bildungsmanagerin Barbara Rink und Bildungsberater Sascha Burmann beginnen ihre Arbeit im neuen Bildungslokal. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt eröffnet zwei neue Bildungslokale. Das Lern- und Vernetzungsprojekt ist inzwischen international beachtet

Von Hubert Grundner, Berg am Laim/Riem

"Wir freuen uns, dass es jetzt so richtig losgeht", sagt Barbara Rink und sieht ihr Gegenüber unternehmungslustig an. Tatsächlich sprüht die Bildungsmanagerin in diesem Moment geradezu vor Energie. Und selbst wenn sie und ihr Kollege, der Bildungsberater Sascha Burmann, sich nur mit halb so viel Elan in die Arbeit stürzen sollten, dürfte dem neuen Bildungslokal für Berg am Laim/Ramersdorf eine gute Zukunft beschieden sein. Und davon schienen auch alle überzeugt zu sein, die am Freitagvormittag in die Einrichtung an der Schlüsselbergstraße 4 gekommen waren: Die Stadt feierte die Eröffnung des dortigen Bildungslokals sowie einer Schwester-Einrichtung an der Willy-Brandt-Allee 18 in Riem.

Stadtschulrätin Beatrix Zurek, in deren Zuständigkeit die Bildungslokale fallen, ließ es sich deshalb auch nicht nehmen, die Grundzüge dieses Bildungsprojekts zu erläutern. Wobei, wie sie launig begann, ein gewisser Klärungsbedarf alleine schon deshalb bestehen könnte, weil das Wort "Lokal" ja meist in einem anderen Sinnzusammenhang verwendet werde. Ausgangspunkt war jedenfalls das Stadtentwicklungsprogramm "Perspektive München", eine Art Selbstverpflichtung der Rathauspolitiker für ihr Handeln mit dem Ziel, eine solidarische, engagierte Stadtgesellschaft zu schaffen. So heißt es in den Leitlinien zu den Punkten "Bildung" und "Soziale Stadt": Benachteiligte Gruppen sollen integriert werden, um die soziale und kulturelle Mobilität zu fördern. Die Lern- und Ausbildungschancen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sollen, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, verbessert werden. Höhere Bildungsgerechtigkeit solle angestrebt werden, und dabei, wie Zurek anschaulich formulierte, "nicht immer vom Geldbeutel der Eltern abhängen".

Mit Hilfe des Bundesförderprogramms "Lernen vor Ort" hatte die Stadt laut Referat für Bildung und Sport zunächst als Projekt eine quartiersorientierte Bildungsstrategie für München entwickelt und umgesetzt. Im April 2013 habe der Stadtrat dann aufgrund der positiven Ergebnisse entschieden, die Bildungslokale aus dem Projektstatus zu entlassen und dauerhaft

einzurichten. Außerdem wurde ein Mobiles Bildungsmanagement genehmigt, das in jenen Stadtgebieten zum Einsatz kommen soll, in denen kein Bildungslokal eingerichtet ist. Außer den am Freitag eröffneten Häusern für Berg am Laim/Ramersdorf sowie Riem gibt es bereits Bildungslokale in Neuaubing/Westkreuz, Schwanthalerhöhe, Hasenbergl und Neuperlach.

Sie sind gleichzeitig eine Art Lernwerkstatt für Jung und Alt, eine Nachbarschaftseinrichtung für die Bewohner im Stadtteil sowie ein Ort zur Vernetzung der lokalen Bildungsakteure aus Politik, Verwaltung, Institutionen und Zivilgesellschaft, was auch zum Aufbau von Bildungsverbünden führen soll. Und wie in Berg am Laim Barbara Rink und Sascha Burmann so teilen sich auch in den anderen Einrichtungen jeweils ein Bildungsmanager und ein Bildungsberater die Arbeit. Burmann wird deshalb vor allem das "Tagesgeschäft" im Haus verantworten, während Rink für dessen strategische Ausrichtung verantwortlich sein wird. Dabei geht es zum Beispiel um die Frage, welche Angebote benötigt werden, und wie das Bildungslokal mit anderen Bildungsträgern - Schulen, Volkshochschule, Jobcenter, Sozialbürgerhaus, Vereine, Ehrenamtlich - vernetzt werden kann.

Projektleiterin Helga Summer-Juhnke von der Stabsstelle Bildung im Quartier fasste das als "quartiersorientierte Bildungsentwicklungsstrategie" zusammen. Was zwar arg akademisch klinge, letztlich aber das Entstehen von Parallelstrukturen verhindern solle. Ansonsten aber sei das Bildungslokal ganz praktisch als offene Lernwerkstatt gedacht - niederschwellig, ohne Anmeldung, Zeitdruck oder Kosten für die Nutzer.

Auch national und international genießen die Münchner Bildungslokale mittlerweile hohes Ansehen. Deutschlandweit informieren sich Städte über die Einrichtungen. Außerdem wurde das Thema "Lokales Bildungsmanagement" und seine Umsetzung in die Fortbildungsreihe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung aufgenommen. Europaweit erfolgen Einladungen an die Landeshauptstadt, um das Münchner Konzept und dessen Strategie und Umsetzung vorzustellen. Im Juni 2016 wurde das Münchner Bildungslokal-Konzept beim 14. World Education Cities Congress in Rosario/ Argentinien vorgestellt.

© SZ vom 10.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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