Bar "Home":Drinks zwischen Schrott

Lesezeit: 1 min

Die Tische sind teilweise wackelig - aber die Getränke stehen. (Foto: Stephan Rumpf)

Polierte Metallscheibe, verbeulte Waschtrommel: Die Einrichtung im "Home" ist selbst gebastelt. Das schafft eine Atmosphäre, die auf mindestens ein Bier einlädt.

Von Philipp Crone

Zwischen letztem Schrott und letztem Schrei liegen manchmal nur ein paar Millimeter. In der neuen Home-Bar an der Amalienstraße sind es zwei. So viel hat Sami Ramadan, einer der drei Betreiber, von der Lkw-Reifen-großen Metallscheibe wegpoliert, als er sie in einer alten Stuttgarter Ziegelei fand.

Darunter stellte er eine verbeulte Waschtrommel aus Rosenheim, fest verbunden mit ein paar Schrauben steht dieses Gebilde als Fashion-Tisch nun am Eingang vor einer Sofa-Ecke und dem Bücherregal. Die ist bestückt zum Beispiel mit dem abgewetzten Buch "Tage und Nächte im Urwald". So kann man die Individualisierung einer Bar natürlich auch auf die Spitze treiben. Mit leichter Selbstironie, aber ohne Selbstdarstellung.

Durchgestylt, aber nicht gleich aufdringlich

Die Drinks stehen auf der Scheibe zwar etwas wackelig, aber sie stehen. Und es stehen dort einige, ebenso wie auf der selbstgebauten Theke, den Tafeln im hinteren Teil, der zweiten Sitzecke am Ende und im Separee. Ramadan und seine Kollegen Sandro Scholz und Max Braunmiller (Filmcasino, Burger & Lobster) haben aus Schrott und Warmlichtlampen eine Atmosphäre geschaffen, in der bereits drei Wochen nach der Eröffnung viele gerne einen Drink nehmen.

Das Publikum trägt oft Bart und Mütze. (Foto: Stephan Rumpf)

Und im diffusen Schein der Nacktlampen stören sich auch Nicht-Mützen-Träger, Nicht-Tätowierte und Bartlose nicht an der hier stark vertretenen Spezies der hippeligen Mode-Junkies. Mit den Gästen ist es wie mit der Einrichtung: extrem durchgestylt, deshalb aber nicht gleich aufdringlich.

Der Raum erinnert mit den lamettafeinen Eisenketten rund ums Separee, der Bücherwand, Oma-Lampen und Stahlrohr-Installationen an eine Mischung aus Werkstatt und leergekauften Antiquitäten-Laden in der Dämmerung. Und wer nach einem Old Fashioned (10,50 Euro) oder einem 0,33-Bier (3,50) abendlichen Aktionismus spürt, kann ins Regal greifen und zu Bob Dylans "Like a rolling Stone" in "Schimmernde Berge Sonnige Höhen" schmökern, an der Bar eine unbemützte Dame zu einem der customised Cocktails von Barchef Philipp Fröhlich einladen, hinterher ein Police-Arrested-Bild vor der Fotowand machen und vielleicht später, wenn Tische und Stühle zur Seite geschoben werden und statt Dylan Dance läuft, den Stein richtig ins Rollen bringen.

Zwischen einem anstrengenden Ausgeh-Abend und einem angenehmen liegen oft nur Nuancen. Anstrengend ist im Home nur das Aufbrechen.

© SZ vom 18.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: