Autobahn-Erweiterung:Ausbau der A 99: Staus sind unausweichlich

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  • Die A 99 bekommt von 2017 an eine vierte Fahrspur in beiden Richtungen.
  • Die Vorarbeiten haben bereits begonnen, die ersten Bäume werden gefällt.
  • Bis die Spuren fertig und der Verkehr entlastet wird, kommen auf die Autofahrer allerding voraussichtlich viele Staus zu.

Von Marco Völklein, München

Die A 99 ist eine der meistbefahrenen Autobahnen Deutschlands. An Werktagen zählen Statistiker bis zu 140 000 Fahrzeuge binnen 24 Stunden, in den Ferien, wenn die Urlauber gen Süden rauschen, können es bis zu 150 000 werden. Für das Jahr 2020 rechnen Fachleute mit einem Anstieg auf bis zu 170 000 Autos täglich. "Wenn wir da jetzt nichts tun", sagt Josef Seebacher von der Autobahndirektion Südbayern, "steht der Verkehr auf diesem Abschnitt in naher Zukunft komplett."

Vor gut 15 Jahren bereits haben die Autobahnplaner auf den bislang sechsspurigen Abschnitt der A 99-West mit einer "temporären Seitenstreifenfreigabe" hochgerüstet. Wenn der Verkehr zu dicht zu werden droht, schalten Überwacher in der Verkehrsleitzentrale in Freimann die Seitenstreifen frei. Aus den drei Spuren pro Richtung werden dann flugs vier. Aus Sicht der Planer reicht das aber nicht, um die weiter wachsenden Autolawine künftig zu bewältigen. Die vierte Spur pro Richtung soll daher dauerhaft - und nicht mehr nur temporär - entlasten. Aus der sechs- soll also eine achtspurige Autobahn werden.

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Die Fahrbahn soll erweitert werden. Und in diesen Tagen beginnen die Vorbereitungen. Spätestens von 2017 an müssen sich Autofahrer auf große Einschränkungen gefasst machen.

Die ersten Bäume werden bereits gefällt

Anfangen wollen die Planer damit im Abschnitt zwischen dem Kreuz München-Nord und der Anschlussstelle Aschheim - und zwar schon in diesem Jahr. Seit einigen Tagen sind erste Trupps unterwegs und fällen die Bäume an der B 11 unterhalb des Autobahnrings. "Wir müssen das vor Beginn der Vegetationsphase erledigen", sagt Seebacher - andernfalls nisten sich brütende Vögel in den Bäumen ein und verhindern die Fällarbeiten. Voraussichtlich im Sommer soll eine Behelfsbrücke am Autobahnkreuz errichtet werden. Und spätestens im Jahr 2017 wollen die Planer mit der richtigen Baumaßnahme beginnen.

Und die bereitet den Verantwortlichen einiges Kopfzerbrechen. Eben weil die Strecke so hoch belastet ist, sei die A 99 ein "ganz, ganz neuralgischer Punkt", sagt Seebacher. Eine Großbaustelle in dem Abschnitt werde zu massiven Behinderungen im Autobahnverkehr führen - zumal "keine echten Ausweichrouten vorhanden sind", über welche die Planer die Massen an Autos umleiten könnten. "Schon jetzt", also einige Monate vor dem eigentlichen Beginn der Bauarbeiten, wolle man deshalb die Autofahrer warnen, sagt Seebacher. Zumal sich die Baustelle bis weit ins Jahr 2019 hinein ziehen dürfte.

Viele Brücken müssen erneuert werden

Denn neben der eigentlichen Erweiterung der Autobahn von sechs auf acht Spuren müssen die Ingenieure auch zahlreiche Brücken entlang der Trasse anpacken. Die Erweiterung auf acht Spuren ist im Grunde eine relativ simple Angelegenheit. Bereits beim Bau der Strecke in den Siebzigerjahren hatten die Planer erkannt, dass ein Ausbau irgendwann einmal nötig sein könnte. Deshalb wurde der Mittelstreifen überbreit angelegt - in diesen Grünstreifen sollen nun die zusätzlichen Fahrspuren hineinasphaltiert werden. Eigentlich eine recht einfache Sache.

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Kompliziert allerdings wird es durch die Brücken entlang der Strecke. Ein neues "Lastmodell", das Fachleute entwickelt haben, um die Tragfähigkeit der Brücken zu testen, habe gezeigt, dass nahezu alle Überführungen, über welche die A 99 in dem Abschnitt führt, komplett abgerissen und erneuert werden müssen, sagt Seebacher - mit einer Ausnahme: der Brücke über die Isar. Diese zusätzlichen Maßnahmen hätten die Ingenieure nun in die Planungen mit eingearbeitet. Allerdings machen die zusätzlichen Brückenarbeiten den Bauablauf auch deutlich komplizierter - und langwieriger. Zumal die Baustelle bei laufendem Betrieb abgewickelt werden muss. Das heißt: Autofahrer sollten sich auf Tempolimits, Engstellen und Fahrbahnverschwenkungen einstellen.

Durch die neuen Brücken wird das Projekt deutlich teurer

So sollen von 2017 alle sechs Fahrspuren auf die in Richtung Süden führende Fahrbahn verlegt werden - auf der Nordtrasse können die Arbeiter dann zwischen dem Kreuz Nord und der Isarbrücke die vierte Fahrspur dranstückeln, parallel wird an den Brücken gearbeitet. 2018 soll dann der Verkehr komplett über die nördliche Fahrbahn geführt werden - dann wird auf der Südseite zwischen dem Kreuz und der Anschlussstelle Aschheim gebaut. 2019 schließlich fahren alle Autos wieder auf der südlichen Fahrbahn, und die Nordbahn wird zwischen Isar und Aschheim erweitert. "Während dieser ganzen Zeit", sagt Seebacher, "ist aus Platzgründen eine Freigabe des Seitenstreifens nicht möglich."

Teurer wird das Ganze vor allem durch die zusätzlichen Brückenbauwerke natürlich auch. Ursprünglich hatten die Planer mit gut 60 Millionen Euro gerechnet; die Erneuerung der Brücken schlagen mit weiteren 80 Millionen Euro zu Buche. Geplant ist zudem, den Ausbau auf acht Spuren weiter gen Süden zu verlängern, genauer gesagt: bis zur Anschlussstelle Haar. Wann damit begonnen wird, kann Seebacher noch nicht sagen. Bislang haben die Planer dafür noch nicht einmal die Baugenehmigung beantragt.

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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