Aubing/Gilching:Die Liebe siegt

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Mohammad Riza Hossini, Fußballer in der Flüchtlingsmannschaft des ESV Neuaubing, und immer wieder von Abschiebung bedroht, heiratet an diesem Samstag seine Verlobte Anna - ein Happy End

Von Ellen Draxel, Aubing/Gilching

Für Mohammad Riza Hossini, Fußballer in der Flüchtlingsmannschaft des ESV Neuaubing, waren die vergangenen Wochen ein einziges Wechselbad der Gefühle. Immer wieder drohte dem jungen Mann aus Afghanistan die Abschiebung, immer wieder saß er in der Ausländerbehörde und zitterte. Er schlief kaum noch, litt unter Depressionen. Und ist dann erleichtert über die Verlängerung, die man ihm gewährt.

Hossini lebt seit fünf Jahren in Deutschland, ist gut integriert, spricht die Sprache, hat einen unbefristeten Job. Als Angehöriger einer Minderheit, die in Afghanistan verfolgt und gezielt getötet wird, und als Aktivist gegen die Taliban fürchtet er in seinem Heimatland um sein Leben. Diese Angst ist nun vorbei: An diesem Samstag geben sich Mohammad Riza Hossini und seine Verlobte Anne Kistler in Gilching das Ja-Wort.

Anne und Mohammad kennen sich seit drei Jahren. Dass sie zusammenbleiben wollen, wird schnell klar, dem Bräutigam droht damals noch nicht die akute Abschiebung. Für eine Hochzeit brauchen die beiden Mohammads Geburtsurkunde, einen Pass und ein sogenanntes Ehefähigkeitszeugnis aus dem Heimatland. Das soll bescheinigen, dass er nicht schon verheiratet ist. "Fast 5000 Euro habe ich bezahlt, bis alle Dokumente da waren", sagt der 32-jährige Gilchinger, "gedauert hat es ein ganzes Jahr".

Mohammad Riza Hossini vollendet mit Anna Kistler sein privates Glück. (Foto: privat)

Sie reichen die Papiere ein - und bekommen statt einer Genehmigung eine Anzeige wegen Falschbeurkundung. Denn Hossini hat zwei unterschiedliche Geburtsdaten - ein in Deutschland bei der Einreise geschätztes und ein echtes aus Afghanistan. "Wenn Du bei der Einreise keinen Ausweis vorlegen kannst, musst Du Deine Hände zeigen", erzählt Hossini. "Dann wird das Geburtsdatum auf den 31. Dezember irgendeines Jahres geschätzt, je nach Alter." Er war seinerzeit mit drei Begleitern dort, alle erhielten dasselbe Datum ausgestellt.

Inzwischen hat das Oberlandesgericht den ersten Bescheid revidiert, vor einer Woche schließlich kommt die erlösende Nachricht: Heiraten erlaubt. Doch damit ist die Zitterpartie für das Paar noch nicht vorbei. Denn am vergangenen Sonntag lief Mohammads Duldung ab - sechs Tage vor dem Termin auf dem Standesamt. "Gerade die Aussicht auf die Hochzeit kann bei der Ausländerbehörde der Reizpunkt sein zu sagen, jetzt schieben wir ihn erst recht ab", befürchtet Fußball-Abteilungsleiter Christian Brey noch am Montag. Trotzdem tauchen die Gilchinger Anne und Mohammad nicht unter, sondern sprechen beim Landratsamt Starnberg vor. Mit Erfolg: Die Grenzübertrittsbescheinigung wird erneut um zwei Wochen verlängert.

Volltreffer: Auf dem Fußballplatz hat Mohammad Riza Hossini seine sportliche Heimat gefunden. (Foto: Günther Reger)

"Es ist schon so etwas wie ein Happy End - zumal es einiger Anstrengungen bedurfte bis dahin", freut sich Brey. Der Verein engagiert sich sehr für seine Spieler, allen voran Christian Brey und der Trainer der Flüchtlingsmannschaft, Olaf Butterbrod. Mit der Eheschließung erhält Hossini auf Antrag zunächst eine befristete Aufenthaltserlaubnis, die aber nach drei Jahren in eine unbefristete umgewandelt werden kann. Vorausgesetzt, die Ehe besteht fort und der Unterhalt ist gesichert.

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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