Traditionslokal in der Altstadt:Andechser bleibt am Dom

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Das Andechser soll an den Frauenplatz 7 ziehen. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Das Andechser wird im September einige Meter von der ehemaligen Adresse entfernt wiedereröffnen.
  • Vergangene Woche musste das Traditionslokal schließen, weil das alte Haus abgerissen wird.

Von Franz Kotteder

Seit zehn Tagen gibt es den alten Andechser am Dom nicht mehr. Das Traditionslokal an der Frauenkirche musste am Samstag vor einer Woche schließen, weil der Hausbesitzer, eine Immobiliengesellschaft des schwerreichen Baron August von Finck, mit dem wertvollen Grundstück anderes vorhat. Das alte Haus wird abgerissen, ein neues wird auf seinem Grund sowie dem Nachbargrundstück gebaut und vor allem mit einer FC-Bayern-Erlebniswelt gefüllt. Da war eben kein Platz mehr für ein bayerisches Wirtshaus, mit dem sich sehr viel weniger Geld verdienen lässt.

Aber der alte Andechser wird überraschend schon bald wieder aufleben - und zwar keine 100 Meter weiter westlich. Andechser-Wirt Sepp Krätz hat schon lange an dieser Lösung gearbeitet. Denn dass es an der ehemaligen Adresse, der Weinstraße 7 a, nicht ewig weitergehen würde, war länger klar. Und Krätz wollte die erstklassige Lage und den damit verbundenen Namen für sein Lokal behalten. Das kann er nun, denn er ist sich mit der Steakhauskette Maredo und dem Hausbesitzer einig geworden, das Lokal im Anwesen Frauenplatz 7 zu übernehmen. Schon im September dieses Jahres soll der neue Andechser am Dom eröffnen. Der Aufwand für den Umbau des Restaurants hält sich in Grenzen. In der Küche des Steakrestaurants hatte es vor einigen Jahren gebrannt, danach war sie komplett neu gebaut worden. "Da muss man praktisch gar nichts machen", sagt Sepp Krätz, "wir werden nur die Gasträume neu gestalten - im wesentlichen mit der Inneneinrichtung des alten Andechsers, die haben wir ausgebaut und zwischengelagert."

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Die neuen Räume sind sogar um ein Drittel größer als der alte Andechser am Dom. Dort gab es 140 Plätze im Inneren und 70 auf der Terrasse, am neuen Ort sind es knapp 200 innen und 120 draußen. Die Räume im ersten Stock, wo etwa 70 Personen sitzen können, werden dann wohl das ehemalige "Domherrenstüberl" ersetzen.

"Alles, was den alten Andechser ausgezeichnet hat", sagt Krätz, "wollen wir eins zu eins ins neue Haus rüberbringen." So werde es wieder "eine Art Arkade" wie früher an der Filserbräugasse mit Stehtischen geben, voraussichtlich wohl an der kleinen Mazaristraße auf der Westseite des Gebäudes. Krätz: "Ich möchte, dass der neue Andechser schon am Eingang genauso einladend ist wie der alte." Weil nur wenig neue Ausstattung hinzukommt, soll der Umbau im September abgeschlossen sein. Krätz freut es, dass die meisten der 50 Beschäftigten vom alten Andechser wieder mit von der Partie sind.

"Besonders motiviert haben mich aber auch die Gäste", sagt er. Die wolle er weiterhin behalten, "vom Straßenbahner bis zum Oberbürgermeister ist jeder willkommen". Darunter waren seit 1994, als der erste Andechser eröffnete, auch eine ganze Reihe Prominenter auf Stippvisite. Etwa der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl, Kardinal Joseph Ratzinger und immer wieder, wenn Sicherheitskonferenz ist, Russlands Außenminister Sergej Lawrow.

Und natürlich wird die Andechser Klosterbrauerei auch weiterhin das Bier liefern: "Wir hatten immer eine sehr gute Partnerschaft mit Andechs." Ausgezahlt hat es sich sicher für beide Seiten. Denn in den 24 Jahren, so hat Krätz einmal ausgerechnet, hat er im Andechser am Dom "um die zehn Millionen Halbe Bier" ausgeschenkt.

© SZ vom 10.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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