Gastronomie:Darum verschwinden so viele Restaurants in München

Gastronomie: München ist von Montag an um eine Gastro-Institution ärmer: Das Forum in der Corneliusstraße schließt nach 26 Jahren.

München ist von Montag an um eine Gastro-Institution ärmer: Das Forum in der Corneliusstraße schließt nach 26 Jahren.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Das Forum in der Corneliusstraße galt als Gastro-Institution, nun schließt das Restaurant nach 26 Jahren.
  • Die Wirtsleute sagen aber nicht, warum sie zumachen.
  • Viele ambitionierte Restaurants stehen viel früher vor dem Aus - offenbar reicht den Münchnern derzeit ein breites Angebot von Pizza und Pasta.

Von Franz Kotteder

Viele neu eröffnete Restaurants müssen schon nach einem guten Jahr wieder schließen, so lautet eine alte Gastronomenregel. Das Forum in der Corneliusstraße hat insofern ganz schön lange durchgehalten: Am 17. Juli konnte es seinen 26. Geburtstag feiern. Am Sonntagabend aber war Schluss: Martin und Anke Kolonko sperrten ihr Lokal zum letzten Mal zu. Damit fällt auch für eine Münchner Gastro-Institution der Vorhang, die stilbildend gewesen ist für ihre Mischung aus Frühstückscafé, Mittagslokal und Restaurant am Abend und Bar für die Nacht.

"Natürlich ist man da emotional berührt", sagt Martin Kolonko, "aber für mich und meine Frau beginnt jetzt auch ein neuer Lebensabschnitt." Das Forum sei für sie natürlich eine Art Kind gewesen, "aber Kinder muss man auch mal loslassen können". Kolonko, dem auch das Wirtshaus Zur Brez'n an der Leopoldstraße gehört, nennt keine anderen Gründe und lässt auch offen, ob er neue Projekte anstrebt. "Wir machen vielleicht einen ausgedehnten Urlaub, vielleicht auch eine neue Gaststätte - oder auch ganz was anderes."

Aber in der Münchner Gastro-Szene steht gerade das Restaurantsterben auf der Karte, insbesondere etwas gehobenere Lokale machen gerade dicht. Das Plaza Mayor in der Ursulastraße, das vor gut eineinhalb Jahren als besseres Fisch- und Fleisch-Restaurant mit Sharing-Prinzip begann, gibt es inzwischen nicht mehr. Es heißt jetzt Cucina Corleone, wird ebenfalls vom Plaza-Mayor-Inhaber Hassa Kohestani betrieben und macht nun in Pizza und Pasta.

Pizza und Pasta gibt es künftig auch in der Brasserie Schwabing, die jahrzehntelang als Café Schwabing am Kurfürstenplatz existierte und erst vor zwei Jahren mit viel Pomp als französische Brasserie wiedereröffnet wurde. An diesem Montag hat sie zum letzten Mal geöffnet, dann wird umgebaut, und im September soll der neue Pächter Aytac Becan dort sein Pizza- und Pasta-Konzept umsetzen, das er bereits in der Schulstraße in seinem Lokal Neuhauser erfolgreich betreibt. "Der neue Pächter war von Anfang an scharf auf das Objekt", sagt Carolina Liebl, die Geschäftsführerin der Brasserie, "er hat uns immer wieder Angebote gemacht, und jetzt haben wir halt verkauft. Es gibt noch was anderes im Leben als die Gastronomie."

Wie es an der Auenstraße 100 weitergeht, wo bis vor kurzem das Fischlokal Auenfischer zu Hause war, ist noch nicht klar. Man werde "das erfolgreiche Konzept woanders fortführen", hieß es bis vor kurzem auf der Homepage des Restaurants. So richtig bahnbrechend erfolgreich war das Konzept wohl nicht, inzwischen wirbt der frühere Mitbetreiber auf der Homepage für seinen Fischladen in Vaterstetten. Und nicht weit davon entfernt, in der Dreimühlenstraße 30, war dem Avva und seiner "postmodernen südafrikanischen Küche" auch nur ein kurzes Leben beschert.

Italienisch am Odeonsplatz?

Eröffnet im Herbst 2016 und in allen hippen Restaurantkolumnen als große Entdeckung des Jahres gefeiert, weil dort der Brite Luke Rogers Ungewohntes auf den Teller brachte, hat es jetzt schon wieder geschlossen. Den Betreibern ist das Geld ausgegangen, sagen die ehemaligen Beschäftigten. Offiziell heißt es, man mache gerade Sommerpause. Mitte August soll das Lokal dann wieder öffnen, aber von der alten Mannschaft ist - inklusive Rogers, dem Restaurantleiter und den Sommeliers - niemand mehr dabei. Ob es dort dann Pizza und Pasta gibt?

Pizza und Pasta im weitesten Sinne wird es wohl auf alle Fälle an einem anderen Ort der Innenstadt demnächst geben. Mitte August will der Eigentümer des Tambosi am Odeonsplatz, die Immobilienholding Inka Odeonsplatz GmbH & Co. KG der Familie Inselkammer, endlich bekanntgeben, wer der neue Wirt ist. Seit Monaten ist der gezwungen, alle Gerüchte zu dementieren und zu sagen, er sei nur der gastronomische Berater, weil Inka den Vertragsabschluss selbst bekanntgeben will, sobald die Umbauarbeiten abgeschlossen sind.

Dabei wissen viele in der Gastroszene, dass Ugo Crocamo vom Promischuppen H'ugo's am Promenadeplatz das Lokal für eine kolportierte Monatspacht von 40 000 Euro übernehmen soll. Oben im ersten Stock wird sein Bruder Pino wohl ein italienisches Gourmetlokal einrichten, so heißt es. Wäre ja irgendwie auch schade, wenn es auch am Odeonsplatz bald nur noch Pizza und Pasta geben würde.

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