Altstadt/Maxvorstadt:Schöne Illusion

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Autos ganz aus der Brienner Straße zu verbannen, kommt aus Sicht des Planungsreferates nicht infrage. Entspannung ist frühestens 2022 möglich, wenn die neue Straßenführung am Altstadtring-Tunnel realisiert ist

Von Alfred Dürr, Altstadt/Maxvorstadt

Weniger oder gar keine Autos mehr im Umfeld des Odeonsplatzes und der angrenzenden Brienner Straße, dafür mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer: Diese Vision existiert schon seit Längerem - aber es wird wohl auch in naher Zukunft nichts werden mit einer umfassenden Verkehrsberuhigung in diesem Bereich. Die Autos vollständig aus der Brienner Straße zu verbannen, komme nämlich nicht infrage, heißt es im städtischen Planungsreferat.

Allerdings sei die Umwandlung in eine Einbahnstraße oder in eine sogenannte Fahrradstraße "durchaus im Bereich des Möglichen". Der Planungsausschuss des Stadtrates stimmte jetzt mit der Mehrheit von SPD und Grünen für die Erarbeitung eines entsprechenden Konzepts. Außerdem soll geprüft werden, ob die Parkplätze in der Brienner Straße teilweise oder ganz wegfallen können.

Die Brienner Straße hat sich in den vergangenen Jahren durch neue Geschäfte, renovierte Altbauten oder durch die Umgestaltung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus zu einer der interessanten Adressen in der Innenstadt entwickelt. Und der Wittelsbacherplatz, derzeit Bühne für den Mittelalter-Markt, wird durch den Neubau der Siemens-Zentrale eine deutliche Aufwertung erfahren.

Wie die Brienner Straße weitgehend autofrei werden könnte

Schön, voll und eng: In der Brienner Straße sind die Autos Stoßstange an Stoßstange unterwegs. Für Behinderung sorgen auch die geparkten Fahrzeuge. (Foto: Stephan Rumpf)

Der geplante Umbau der Verkehrsführung im Bereich des Altstadtringtunnels soll es möglich machen: Die von Norden auf der Ludwigstraße kommenden Autos können dann schon an der Kreuzung Von-der-Tann-Straße auf den Oskar-von-Miller-Ring einbiegen und müssen nicht mehr in Richtung Odeonsplatz und Brienner Straße weiterfahren.

Dies sei eine einmalige Chance, die Brienner Straße weitgehend autofrei zu gestalten, betonen die Grünen im Stadtrat. Eine solche Verkehrsberuhigung sei nicht nur für die Fußgänger und Radfahrer, die sich heute durch eine relativ enge Straße voller Autos quälen müssten, ein Gewinn. Auch städtebaulich ergäben sich viele Vorzüge. Das Kunstareal in der Maxvorstadt könne man sehr viel besser über die künftige Siemens-Zentrale, den Wittelsbacherplatz und die Brienner Straße an die Altstadt anbinden.

Warum die Verwaltung die Erwartungen dämpft

Doch die Verwaltung dämpft diese Erwartungen. Eine umgebaute Kreuzung Ludwigstraße/Oskar-von-Miller-Ring könne nicht den gesamten Verkehr in Richtung Altstadtring aufnehmen. Auch künftig würden Autos - wenn auch in geringerer Zahl - durch die Brienner Straße fahren. Außerdem soll die neue Straßenführung im Bereich des Altstadtring-Tunnels frühestens im Jahr 2022 fertig sein; ein neues Konzept für den Odeonsplatz und die Brienner Straße könne erst im Anschluss umgesetzt werden.

Obendrauf: Der Mittelalter-Markt an der Brienner Straße macht es nicht besser. (Foto: Stephan Rumpf)

In der Vorlage für den Planungsausschuss des Stadtrates teilt die Verwaltung außerdem mit, dass man aus den genannten Gründen auch gar keinen Anlass sehe, jetzt vordringlich mit vertieften verkehrlichen und städtebaulichen Untersuchungen zu beginnen.

SPD und Grüne wollen nicht länger warten

SPD und Grüne wollten sich damit allerdings nicht abfinden. Deswegen beauftragten sie die Verwaltung, nicht erst bis in sieben Jahren zu warten, sondern schon jetzt Konzepte zu erarbeiten.

Der Bezirksausschuss Maxvorstadt hatte ebenfalls bedauert, dass eine Neuregelung des Auto-, Rad- und Fußgänger-Verkehrs im Umfeld des Odeonsplatzes und der Brienner Straße nicht die höchste Priorität erhalte. "Aus unserer Sicht ist der Odeonsplatz eine markante Sehenswürdigkeit und ein Aushängeschild der Stadt München, an dem eine Verbesserung der verkehrlichen Situation dringend erreicht werden muss", heißt es in der Stellungnahme.

Es dürfe deswegen keinen Planungsstillstand geben. Schnellstmöglich müssten "funktionale Verbesserungen" für Radler und Fußgänger im Umfeld des Odeonsplatzes geschaffen werden, fordert der Bezirksausschuss, "um Konfliktsituationen zu entschärfen".

Im Zusammenhang mit der neuen Fahrradroute durch die Innenstadt, die über den Odeonsplatz, die Sparkassenstraße und den Viktualienmarkt zum Rindermarkt führen soll, plant die Stadt Verbesserungen am Odeonsplatz. Dort sind sehr viele Radler, aber auch Fußgänger unterwegs. Die überdimensionierten Straßenflächen könne man zugunsten breiterer Gehwege und Radstreifen reduzieren, sagen die Grünen. Die Öffnung der engen Altstadt in die Weite der Ludwigstraße sei städtebaulich bemerkenswert - und das sollte gestalterisch betont werden.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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