Altstadt/Lehel:Tiefer gelegt

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Unter dem Thomas-Wimmer-Ring entsteht zwischen Isartorplatz und Maximilianstraße ein "Mobilitäts-Hotspot" mit 520 Autostellplätzen und einer Radverleih-Station. Baubeginn ist Anfang 2017

Von Alfred Dürr, Altstadt/Lehel

Die Idee umfasst nicht nur eine öffentliche Mammut-Tiefgarage mit 520 Stellplätzen an einem ungewöhnlichen Ort im Zentrum der Stadt, geplant ist an diesem "Mobilitäts-Hotspot" auch eine Radverleih-Station. Im Herbst soll mit der Verlegung der Versorgungsleitungen unter dem Thomas-Wimmer-Ring - im Abschnitt zwischen dem Isartorplatz und der Maximilianstraße - der Auftakt zu diesem aufwendigen Großprojekt stattfinden. Der eigentliche Aushub für die Tiefgarage startet dann Anfang 2017. Drei Jahre später können Autos und Fahrräder direkt unter dem Altstadtring parken.

Gewissermaßen als Nebenwirkung zur Tiefgarage wird es einen attraktiven Tunnel für Fußgänger etwa auf Höhe der Kanalstraße geben; die neue Passage ersetzt dann die hässliche Unterführung, die kaum jemand benutzt. Der neue, barrierefreie Übergang soll großzügig und freundlich gestaltet werden; von hier aus kann man direkt in die Tiefgarage blicken. Und mit Licht und Glas will man das Sicherheitsgefühl verbessern. Außerdem sind in dem Durchgang Leihräder geparkt; und nicht zuletzt kann man in Boxen sein eigenes Fahrrad unterstellen. "Wir reagieren mit diesem Angebot auf das veränderte innerstädtische Mobilitätsverhalten", sagt Wolfgang Roeck, Geschäftsführer des Investors Wöhr und Bauer.

Hell und attraktiv: So soll die neue Fußgängerunterführung am Thomas-Wimmer-Ring mit dem Fahrradverleih aussehen. Visualisierung: Wöhr und Bauer (Foto: N/A)

Inzwischen hat sich der Proteststurm gegen das Großprojekt etwas gelegt. Das wurde bei einer Informationsveranstaltung deutlich, zu der vor kurzem die Stadt und der Investor eingeladen hatten. Nur wenige Bürger waren gekommen, es wurde sachlich diskutiert. Fast drei Jahre Bauzeit mit Lärm und anderen Belastungen für ein Vorhaben, das verkehrspolitisch möglicherweise völlig unsinnig ist, und: Werden durch die Tiefgarage nicht noch mehr Autos angezogen? Diese Fragen beherrschten anfangs die Debatte vor allem bei den Anwohnern. Auf den Versammlungen schlugen die Wellen der Emotionen hoch.

Die Stadtplaner, die Politiker im Stadtrat und im Bezirksausschuss sowie der Investor - sie alle versuchten Überzeugungsarbeit zu leisten. Die moderne dreistöckige Tiefgarage unter dem Altstadtring soll das marode Parkhaus an der Hildegardstraße neben dem Hotel "Mandarin Oriental" ersetzen und die Innenstadt vom sogenannten Parksuchverkehr entlasten. Statt des Fina-Parkhauses entsteht ein modernes Quartier mit Hotel, Büros, Läden, Gastronomie und Wohnungen.

Dunkel und unfreundlich: Nur wenige wagen sich derzeit in den Tunnel. (Foto: Robert Haas)

Vor einem Jahr hat der Stadtrat diesem Projekt zugestimmt und die Einleitung eines Baugenehmigungsverfahrens beschlossen. Demnächst wird die Verwaltung dem Stadtrat ein Gesamtverkehrskonzept für den Thomas-Wimmer-Ring vorlegen, denn: Dabei geht es nicht nur um die Tiefgarage. Mit dem Projekt bietet sich auch die Chance, so argumentieren die Befürworter, den Ring an dieser Stelle ohne Leistungseinbußen zu verschmälern - von sechs auf vier Fahrspuren. Dieser "Rückbau" von Straßen auch im direkten Umfeld des Isartorplatzes sei möglich, so hat das Planungsreferat schon früher dargelegt, Staus seien deswegen nicht zu erwarten. Die Verkehrsschneise könnte also verschwinden, an den Rändern entstünden Grünflächen. Schließlich sollen auch die neue Fußgängerunterführung und die Radlstation dazu beitragen, dass die Situation am Altstadtring verbessert wird.

In dem endgültigen Konzept, über das der Stadtrat noch entscheiden muss, geht es auch um die bisherigen Parkplätze für Reisebusse in der Nähe des Isartors. Sollte die Verschmälerung des Rings beschlossen werden, könnten dort keine Busse mehr halten, um die Fahrgäste ein- und aussteigen zu lassen. Es müssten also Ausweich-Parkplätze gefunden werden.

Während der Bauzeit jedenfalls entfällt der Busparkplatz komplett. Um den Verkehr auf dem Thomas-Wimmer-Ring so wenig wie möglich zu beeinträchtigen, sollen stets zwei Spuren je Fahrtrichtung aufrechterhalten bleiben, versichert Wolfgang Roeck. Zusätzlich stehe in jeder Richtung in den kommenden Jahren ein jeweils etwa zwei Meter breiter, geschützter Fuß- und Radweg zur Verfügung. Die Tiefgarage solle teilweise in der sogenannten Deckelbauweise errichtet werden, damit möglichst wenig Lärm und Staub entsteht.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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