Alternative Energie:Großvieh macht ganz schön viel Mist

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Hauptproduzenten von Bio-Energie: die Hellabrunner Elefanten. (Foto: Florian Peljak)

Die Biogasanlage im Tierpark Hellabrunn hat neun Jahre lang Wärme und Strom produziert - jetzt hat sie ausgedient.

Von Thomas Anlauf, München

Es war eine saubere Sache: Neun Jahre lang hat der Tierpark Hellabrunn fast all seinen Mist im hauseigenen kleinen Kraftwerk abgeladen, das daraus Strom und Wärme produzierte.

Seit die Biogasanlage im Jahr 2006 in Betrieb ging, wurden jährlich aus 2000 Tonnen Tierdung und Futterresten so viel Energie erzeugt, dass damit eine ganze Siedlung damit versorgt werden hätte können. Tatsächlich wurde der Ökostrom ganz regulär ins Münchner Netz eingespeist, die Wärme wurde zum Heizen im Tierpark genutzt.

Doch nun hat die Biogasanlage ausgedient. Das verhagelt Hellabrunn natürlich die Ökobilanz: Denn was die Biogasanlage bislang frei Haus an Wärme lieferte, muss nun anderweitig bezogen werden.

100 Kubikmeter Mist

Und für die Mitarbeiter im Tierpark bedeutet es auch wieder mehr Arbeit: Denn der Mist muss nun wie bis vor neun Jahren schon zum Kompostieren außerhalb des Zoos gebracht werden. Von dort wird er nach sechs bis acht Wochen von den Stadtgütern München abgeholt, teilt Tierparksprecherin Verena Wiemann mit.

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Etwa 100 Kubikmeter Mist und Grünabfälle fallen im Tierpark wöchentlich an. Die asiatischen Elefantenkühe Temi, Mangala, Panang und Steffi tragen einen Großteil des anfallenden Mists bei, ein durchschnittlicher Elefant produziert schließlich jeden Tag etwa 50 Kilogramm Kot.

Aber auch die Exkremente der meisten anderen Tiere in Hellabrunn kamen in der Vergangenheit in die Biogasanlage und werden nun zu Kompost verarbeitet - bis auf die Ausscheidungen der fleischfressenden Tierparkbewohner.

Münchens erste Biogasanlage

Das ausgediente kleine Kraftwerk, es war Münchens erste Biogasanlage, wird nicht ersetzt. Denn eigentlich war die Biogasanlage gar nicht so geeignet für den Tierpark, heißt es bei den Stadtwerken (SWM). Der Mist sei zu trocken gewesen, es habe schlicht die Gülle gefehlt, um die Anlage leistungsfähiger zu machen.

Zum anderen habe sie keine konstante Belastung gehabt, sagt SWM-Sprecher Michael Solic. Es dauert schließlich eine Weile, bis die Biomasse in den Fermentern vergoren ist und das entstandene Methan im Blockheizkraftwerk durch Kraft-Wärme-Kopplung verbrannt werden kann.

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Um die Kohlendioxidbilanz des Tierparks nach Stilllegung der Biogasanlage möglichst bald wieder zu verbessern, prüfen Experten von Stadtwerken und Zoo derzeit, ob ein Kleinwasserkraftwerk auf dem 40 Hektar großen Areal unterkommen könnte. Einen Standort hätte man in Hellabrunn schon gefunden: auf dem Gelände des Kindertierparks. Der soll nämlich einem sogenannten Mühlenbauerndorf weichen, für das es bereits im Herbst eine Ausschreibung gab.

Auf mehr als 23 000 Quadratmetern Fläche sollen neben Tiergehegen unter anderem ein Naturkindergarten, eine Zooschule, ein Hofladen, ein Biergarten sowie eine Mühle mitsamt Fischbruthaus entstehen. Darin könnten die Stadtwerke womöglich das künftige kleine Wasserkraftwerk unterbringen.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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