Allach/Untermenzing:Aufs Schild gehoben

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In Allach-Untermenzing werden zwei Straßen nach berühmten Wissenschaftlerinnen benannt

Von Anita Naujokat, Allach/Untermenzing

Rhoda Erdmann und Martha Maria Katharina Näbauer werden den Stadtbezirk Allach-Untermenzing künftig mitprägen. Der Kommunalausschuss des Stadtrates hat beschlossen, die neu entstehende Straße und den Quartiersplatz im Neubaugebiet auf dem ehemaligen MAN-Parkplatz zwischen Gerberau, Bauschingerstraße und Otto-Warburg-Straße nach den beiden Frauen zu benennen. "Schauen wir die Namen der angrenzenden Straßen an, sehen wir überall Ingenieure, Naturwissenschaftler und Universitätsprofessoren", so Kommunalreferent Axel Markwardt, "daher wollten wir die zwei neuen Straßen passend benennen." Experten des Geodaten-Services suchten die beiden Frauen nach dieser Vorgabe unter mehr als 1000 Namen heraus.

Rhoda Erdmann war Biologin und Zellforscherin. 1870 in Hersfeld geboren, gilt sie als Mitbegründerin der experimentellen Zellbiologie in Deutschland. Sie studierte in Berlin, Zürich, Marburg und München. 1908 promovierte sie mit einer Arbeit über zytologische Studien an Seeigeleiern. In den darauffolgenden Jahren arbeitete sie als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Infektionskrankheiten bei Robert Koch. Nach Stationen als Dozentin für Biologie an der Yale University und als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Rockefeller Institute verhafteten die Amerikaner sie 1918 als feindliche Ausländerin. Sie wurde verdächtigt, mit ihrer Arbeit am Erreger der Geflügelpest die Hühnerbestände der USA vernichten zu wollen. Dabei arbeitete sie an der aktiven Immunisierung. Sie wurde abgeschoben, baute am Institut für Krebsforschung an der Charité in Berlin eine Abteilung für experimentelle Zellforschung auf und veröffentlichte das erste deutschsprachige Lehrbuch zur Gewebezüchtung für die Krebsforschung. Sie habilitierte in Protozoologie und Medizin und war eine der ersten Frauen in Deutschland im Rang einer Professorin. 1933 wurde sie von der Gestapo inhaftiert. Von 1934 an durfte sie keine Vorlesungen mehr halten, 1935 starb sie in Berlin. Die nach ihr benannte Straße wird vom südlichen Ende der Bauschingerstraße zirka 150 Meter nach Westen führen und dort im rechten Winkel ungefähr 45 Meter nach Norden am Martha-Näbauer-Platz einmünden.

Martha Maria Katharina Näbauer hat sich vor allem einen Namen als Wissenschaftlerin in der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche gemacht. Als Professorin für Mathematische Geodäsie unterrichtete sie an der Technischen Universität (TU) München. Zuvor war sie dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin für Darstellende Geometrie tätig. 1961 verfasste sie den ersten Band des damaligen Standardwerks und mehrteiligen Sammelwerks der Geodäsie. 1914 geboren, blieb sie zeitlebens bis zu ihrem Tod 1997 ihrer Geburtsstadt München treu. Ihren Namen trägt der künftige Quartiersplatz im Neubaugebiet am nördlichen Ende der Rhoda-Erdmann-Straße.

Mit der Wahl der beiden Namen erfüllte das Kommunalreferat auch den Wunsch des Stadtrates, mehr Straßen nach Frauen zu benennen.

© SZ vom 13.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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