ESM-Rettungsschirm:Die Psychologie der Krise

Die Stimmung beim ESM ist seltsam unaufgeregt. Die Retter dürften sich über diese vermeintliche Ruhe freuen. Sie gibt ihnen die Luft, die kommenden Wochen zu nutzen, um den Fonds mit einigen wichtigen Hilfsmitteln auszustatten.

Cerstin Gammelin

Seit Montag ist er nun arbeitsfähig, der dauerhafte Euro-Rettungsfonds ESM - und die Lage in den Euro-Ländern lässt vermuten, dass er schon bald angezapft werden muss. Zu seinen ersten Kunden werden die spanischen Banken zählen, der zyprische Staat, womöglich auch die Regierungen in Slowenien und Griechenland. Die Aufgaben werden also eher größer als kleiner.

Dennoch ist die Stimmung beim ESM seltsam unaufgeregt, nicht wie bei einem Fonds, der Milliarden Euro verteilen muss, um eine Währung zu retten, eher wie in einer Haftpflichtversicherung, die unaufgeregt Schadensfälle sortiert.

Und da Experten wissen, dass die Krise mindestens zur Hälfte reine Psychologie ist, dürften sich die Retter über diese vermeintliche Ruhe freuen. Sie gibt ihnen die Luft, die nächsten Wochen zu nutzen, um den Fonds mit einigen wichtigen Hilfsmitteln auszustatten.

Mittels finanztechnischer Hebel soll es dem Fonds beispielsweise möglich sein, seine finanzielle Schlagkraft über die bestehenden 500 Milliarden Euro zu erhöhen. Die größere Kraft wird nötig sein, sollte die Krise weitere Länder in die Knie zwingen.

Das allein aber wird nicht reichen. Der Fonds braucht noch eine Klausel, die es erlaubt, maroden Banken auch direkt Geld zu geben, ohne dass dadurch die Staatsschulden weiter steigen. Genauso wie es die Staats- und Regierungschefs bereits beschlossen haben.

© SZ vom 09.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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