W&V: Pay-TV im Aufschwung:Jenseits der Hemmschwelle

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Pay-TV gilt in Deutschland als Sorgenkind. Doch im Schatten von Sky gibt es durchaus Unternehmen, die Pay-TV anbieten und mit Filmen in HD, Fußball und neuen Technikangeboten stetig wachsen.

Sigrid Eck

340 Millionen Euro schoss News-Corp-Mogul und Sky-Mehrheitsgesellschafter Rupert Murdoch vor ein paar Wochen der Bezahlplattform zu. Es war die siebte Kapitalerhöhung in fünf Jahren. Grund genug für die Branche zu unken, mit Pay-TV werde es in Deutschland wohl nichts mehr.

Erst kürzlich bemängelte FC-Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge, man habe es in 20 Jahren in Deutschland nicht geschafft, Pay-TV zu abonnieren. Es gibt aber durchaus erfolgreiche Anbieter. (Foto: dpa)

Dabei sind die Zuschauer bereit, für Fernsehen zu bezahlen. Längst haben sich Modelle jenseits von Sky etabliert. Der Unterschied: Sie stehen nicht im Fokus der Debatte. Aber die Deutsche Telekom, Kabel Deutschland, Unity Media und Kabel Baden-Württemberg bieten extra Sender gegen eine monatliche Gebühr an. Und die Abonnentenzahlen wachsen.

"Wir haben in unseren eigenen Kabelnetzen mittlerweile mehr Pay-TV-Kunden als Sky Deutschland in den KD-Netzen", verkündet Kabel Deutschland stolz. Die Zahl der Kabel-Digital-Kunden liegt bei 817.000. Unity Media dürfte rund eine halbe Million Abonnenten zählen, Kabel BW etwa 200.000 Pay-Pakete verkauft haben.

Hinzu kommt die Telekom mit "Entertain". Hier bekommen die Kunden schnelles Internet, Telefonie und - gegen Aufpreis - Pay-TV. Entertain hat insgesamt 1,3 Millionen Nutzer; wie viele davon sich für Bezahlinhalte entschieden haben, weist das Unternehmen aber nicht aus.

Bezahlen für Bündel

Drei Gründe hat das Wachstum: niedrige Einstiegspreise, oftmals keine langen Verpflichtungszeiträume und das Geschäftsmodell der Anbieter. So haben die Kabelnetzbetreiber den Vorteil, drei Dienstleistungen bündeln zu können - Telefonie, schnelles Internet und TV-Sender ("Triple Play").

Die Hemmschwelle der Konsumenten, Pay-Offerten einfach mit zu buchen, dürfte niedriger sein, als sich für reines Bezahl-TV zu entscheiden. "Wir haben gute Erfahrung mit der Vermarktung als Triple Play gemacht", sagt Kabel-BW-Sprecher Maurice Böhler. Familienangebote laufen bei allen Plattformbetreibern gut.

Und der Ausbau geht bei allen vier Konkurrenten weiter: Unisono kündigen sie an, zusätzliche Sender an sich binden zu wollen. Kabel BW plant, Ende des Jahres 30 HD-Sender im Portfolio zu haben (derzeit sind es 19). Unity Media bietet den Kunden eine neuartige HD-Box an.

Darüber hinaus stocken alle Sky-Konkurrenten ihr Video-on-Demand-Angebot auf. Die Telekom etwa hat mittlerweile mit allen wichtigen US-Hollywoodstudios Rechte abgeschlossen. So kann sie die Herr der Ringe-Trilogie exklusiv in HD zeigen.

Nicht zu vergessen: Die Telekom liefert die Fußball-Bundesliga über IPTV. Zwar sind es derzeit erst 100.000 Kunden, aber die Botschaft ist eindeutig: Für attraktive Bezahlinhalte muss man nicht unbedingt Sky abonnieren.

© W&V 33/2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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