TV-Kritik: Maybrit Illner über die Royals:Was Willie und Katie mit Karl-Theo zu tun haben

Droht Deutschland eine Monarchie und was hat Karl-Theodor zu Guttenberg damit zu tun? Aus Anlass der Hochzeit von William und Kate versuchte sich Maybrit Illner als Adelsexpertin - und scheiterte frühzeitig.

Mirjam Hauck

Es muss die Maybrit-Illner-Redaktion sehr gewurmt haben. Da drängt sich aus aktuellem Anlass (für alle, die es noch nicht mitbekommen haben sollten, heute heiratet Prinz William seine Verlobte Kate Middleton) das Thema "Adel als neue Helden" geradezu auf, und dann ist der beliebteste Vertreter dieses Standes derzeit ein gefallener Held.

TV-Kritik: Maybrit Illner über die Royals: Alle Welt zeigt Interesse an der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton: In Australien titeln die Morgenzeitungen mit dem Paar, in Deutschland versuchen sich selbst Polit-Talker wie Maybrit Illner an dem Thema.

Alle Welt zeigt Interesse an der Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton: In Australien titeln die Morgenzeitungen mit dem Paar, in Deutschland versuchen sich selbst Polit-Talker wie Maybrit Illner an dem Thema.

(Foto: AFP)

Doch der fesche Freiherr aus Bayern schaffte es auch in Abwesenheit in die Sendung - als vom Volk idealisierter Prototyp des Antipolitikers, der leider die Bodenhaftung verloren habe. Doch zum großen Glück gibt es in Deutschland noch den bürgerlich-heldenhaften Antipolitiker Joachim Gauck, den von Illner so genannten "Bundespräsidenten der Herzen".

Und diese Rolle gefällt ihm sichtlich. Gauck lobte den deutschen Rechtsstaat, warb für die Liebe zum Land und scholt ein bisschen die Politiker, die auf die Mehrheiten der Umfragen hören und es allen recht machen wollen. Und zum Thema Adel fiel ihm ein, dass er ihn eigentlich nicht interessiere.

Dumm nur, dass sich die anderen Gäste äußern sollten, wie sie es mit dem Königtum halten: Als persönlich Betroffener Philip Kiril Prinz von Preußen und die Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel. Schlagerbarde Udo Jürgens war wohl geladen, weil er auf einem Schloss aufgewachsen ist, und die Antimonarchistin sollte die Linke-Abgeordnete Nicole Gohlke geben.

Doch die Französische Revolution und den Sturz von Wilhelm II. hatten sie persönlich nicht mehr miterlebt und auch die Londoner Prinzenhochzeit will sich nur Patricia Riekel, rein beruflich versteht sich, anschauen. Dementsprechend lahm und lustlos lief die Diskussionsrunde. Die eine sprach, der Adel leiste nichts, der Andere, doch er halte die Familienwerte hoch, worauf ein Dritter entgegnete, dass mache die Otto-Normalbürger-Familie doch auch.

Lähmendes Adelsgeschwätz

Die eigentlich spannendere Diskussion, die durch Gauck angestoßen wurde, warum der Typ des Antipolitikers so beliebt sei und wie es der Politik gelingen könne, dass der Wähler ihr das Fehlermachen erlaube, die wurde durch das Adelsgeschwätz zunichtegemacht.

Immerhin eine Erkenntnis konnte der Zuschauer mitnehmen. Selbst wenn morgen alle bürgerlichen Gebührengelder für das Spektakel der royalen Hochzeit verprasst werden und Millionen Deutsche zu Kronzeugen des Kusses von Willie und Katie werden. Ein deutscher Willie und eine deutsche Katie drohen uns nicht. Nur Karl-Theo könnte wieder kommen.

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