"Schimanski"-Schauspieler:Götz George - er war nie bequem

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Er konnte komisch sein und tragisch, doch nie machte er es sich leicht: Der große deutsche Schauspieler Götz George ist mit 77 Jahren in Hamburg gestorben.

Nachruf von Katharina Riehl

Im kommenden Herbst wäre es vier Jahre her gewesen, dass Götz George zum letzten Mal in jener Rolle aufgetreten ist, die von all seinen großen Rollen vermutlich doch die größte war. Die des Horst Schimanski.

Götz George hatte in den mehr als 60 Jahren seiner Schauspielerkarriere ein paar echte deutsche Kinohits gedreht, hatte etwa in den Helmut-Dietl-Filmen "Schtonk!" und "Rossini" bewiesen, wie urkomisch er sein konnte, wenn er das denn wollte. Auch hatte er schon als Elfjähriger auf der Bühne gestanden und tat das auch noch, als die Erfolge in Film und Fernsehen schon da waren. Doch seinen ganz großen Ruhm hatte der Schauspieler Götz George dem Fernsehen zu verdanken.

Von 1981 bis 2013 spielte George den Tatort-Ermittler Horst Schimanski, und man kann sagen, dass jener Ruhrpott-Kommissar die schon 1970 erfundene Fernsehreihe Anfang der Achtzigerjahre ziemlich grundlegend neu erfunden hat. Horst Schimanski, der Kommissar aus Duisburg, war kein Schreibtisch-Täter, kein Beamter mit Thermoskanne und pünktlichem Dienstschluss. Schimanski glaubte an die Ideen von 1968, er prügelte, wenn es nötig war, und er soff - und wenn ein Neu-Kommissar wie Til Schweiger heute im Tatort mit der Panzerfaust durch Hamburg zieht, dann ist das immer auch der Versuch, noch ein wenig härter zu sein als einst Horst Schimanski aus Duisburg.

Götz George spielte auch den homosexuellen Massenmörder Fritz Haarmann

Götz George hat die Figur 48 mal gespielt, zweimal davon im Kino, und das so erfolgreich, dass die ARD Schimanski am Ende sogar seine TV-Reihe gönnte. Ende der Neunziger ermittelte Götz George nicht mehr im Tatort, sondern in der Reihe Schimanski, zum letzten Mal im November 2013.

Sein Leben in Bildern
:Götz George - weit mehr als "Schimanski"

Als rüpelhafter Kommissar wird er Millionen Fernsehzuschauern in Erinnerung bleiben. Doch Götz George überzeugte auch in ganz anderen Rollen.

Einfach gemacht aber hat es sich Götz George nie. Er hat es sich nicht etwa bequem gemacht auf dieser Rolle, die ihm Berühmtheit und Auskommen garantierte. George spielte auch Rollen wie die des homosexuellen Massenmörders Fritz Haarmann in "Der Totmacher" von 1995, wofür er unter anderem in Venedig ausgezeichnet wurde und einen Deutschen Filmpreis gewann, vier waren es insgesamt in seiner Karriere.

Er spielte auch den KZ-Arzt Josef Mengele ("Nichts als die Wahrheit") und einen an Alzheimer erkrankten Busfahrer ("Mein Vater"), einen Taschendieb ("Das Trio") und einen blinden Klavierlehrer ("Der Novembermann").

"Wenn ein Mensch mit 52 Jahren sterben muss, dann hat er bezahlt"

Im Jahr 2013 dann zeigte die ARD ein Dokudrama, in dem Götz George seinen Vater Heinrich George spielte, der wegen seiner Schauspieler-Karriere in der Nazi-Zeit sehr umstritten war. Dem Film gelang es, die Geschichte des Mannes mit großer Nähe zu erzählen, ohne ihn freizusprechen. Es war der letzte Film Götz Georges, für den der eher medienscheue Schauspieler große Interviews gab. Das Dokudrama, das einfach nur "George" hieß, ist ihm wichtig gewesen. In einem Spiegel-Interview vom Juni 2013 verteidigte Götz George seinen Vater: "Wenn ein Mensch mit 52 Jahren sterben muss, dann hat er bezahlt", sagte er darin.

An diesem Sonntagabend meldete zuerst die Bild-Zeitung, dass Götz George am 19. Juni gestorben sei. Sein Management bestätigte die Nachricht kurz darauf. Er wurde bereits beerdigt. Im Juli wäre er 78 Jahre alt geworden.

© SZ vom 27.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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