ARD-Film "Das weiße Kaninchen":Pädophiler Kumpel aus dem Netz

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Wie erschleicht man sich das Vertrauen pubertierender Mädchen? Klar, mit Pferden. (Im Bild: Lena Urzendowsky als Schülerin Sara und Devid Striesow als Lehrer Keller) (Foto: SWR/Andreas Wünschirs)

Lehrer gibt sich im Netz als tierlieber Teenager aus, Schülerin fällt darauf rein. Mit "Das weiße Kaninchen" wagt sich die ARD ans Thema Cybergrooming - beklemmend.

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Simon Keller ist der Typ Lehrer, den sich Schüler wünschen: Kleidet sich lässig in Jeans, T-Shirt und Pulli, sitzt locker auf dem Pult, warnt die Digital Natives vor den Gefahren des Internets - peinliche Party-Fotos, die später mal bei einer Bewerbung hinderlich sein könnten und so. Kein Wunder, dass er es zum Vertrauenslehrer gebracht hat.

Aber nichts ist, wie es scheint. Keller (Devid Striesow) steht auf kleine Schülerinnen, beobachtet sie heimlich beim Geräteturnen und holt sich dabei einen runter. In einem Chatroom gibt er sich als Benny aus, als Teenager, der Tiere liebt.

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Dort ist auch Sara unterwegs, eine schüchterne 13-Jährige, die am liebsten so wäre wie Leonie, ihre Freundin, die Lippenstift und Nagellack schon perfekt anlegen kann. Beim Chatten gerät Sara an Kevin, der sie überredet, ihm anzügliche Fotos von sich zu schicken. Solche Bilder verkauft der 17-Jährige im Netz; er erpresst Sara, die verzweifelt Hilfe sucht - ausgerechnet bei Benny alias Simon Keller.

Das TV-Drama Das weiße Kaninchen dreht sich um Cybergrooming, das gezielte Ansprechen im Web, um sexuelle Kontakte anzubahnen, oft mit Kindern und Jugendlichen. Auch das Landeskriminalamt ist längst in dem Chatroom unterwegs; einer der Beamten arbeitet mit zweifelhaften Methoden. Sie bringen ihn bei der Fahndung weiter, werden ihm im sehr dramatischen Verlauf aber auch zum Verhängnis.

Wie stellt man lange Online-Chats dar, ohne zu langweilen?

Regie (Florian Schwarz) und Drehbuch (Michael Proehl, Holger Karsten Schmidt) haben das inhaltlich heikle, dramaturgisch schwierige (wie stellt man lange Online-Chats dar, ohne zu langweilen?) Sujet überzeugend angepackt, das Ergebnis ist beklemmend und spannend zugleich. Devid Striesow kauft man den pädophilen Kumpel genauso ab wie Lena Urzendowsky das naive Opfer.

Das Ende sei natürlich nicht verraten, nur so viel gesagt: Manchem Zuschauer mag es ganz recht sein, dass gleich im Anschluss bei Maischberger über diesen unbehaglichen Film, dieses abstoßende Thema noch diskutiert wird.

Das weiße Kaninchen , ARD, 20.15 Uhr.

© SZ vom 28.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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